Resilienz und Mitgefühl: Das perfekte Duo für schwere Zeiten

Was haben Freundlichkeit und Resilienz gemeinsam? Laut neuen Studien kann das eine ohne das andere nicht existieren – und lassen sich sogar trainieren.
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Es erfordert eine außerordentliche Stärke, um bei Widrigkeiten freundlich zu bleiben.Foto: Ridofranz/iStock
Von 30. November 2024

Resiliente Menschen weisen eine hohe Aktivität in Gehirnregionen auf, die mit einer guten Emotionsregulation zusammenhängen. Dies kann eine mögliche Ursache dafür sein, warum sie ruhig, nachdenklich und freundlich bleiben können.

So sind Studien zufolge bestimmte Gehirnregionen sowohl bei freundlichen als auch bei resilienten Menschen aktiv. Deshalb kann man die eigene Resilienz stärken, indem man sein Gehirn trainiert.

Freundlichkeit und Resilienz: Ihre Verbindung im Gehirn

Psychische Widerstandsfähigkeit hängt sehr stark von der Emotionsregulation ab. Das ist die Fähigkeit, unsere Emotionen zu beeinflussen und ihre Ursachen zu verstehen. Diese Fähigkeit zu stärken, ist das Ziel vieler moderner therapeutischer Interventionen für die psychische Gesundheit.

Gesunde Resilienz ist definiert als die Fähigkeit, sich angesichts von Widrigkeiten gut anzupassen. Dieses Anpassen prägt die Funktionsweise der Gehirnschaltungen, die für die Emotionskontrolle zuständig sind. Wie wir unsere Emotionen regulieren, beeinflusst unser soziales Verhalten.

Eine positive Emotion, die einen positiven Affekt hervorruft, ist Mitgefühl. Mitgefühl bezeichnet ein Gefühl der Wärme und des Wohlwollens. Ihm liegt die Motivation zugrunde, Personen zu helfen, wenn man sie leiden sieht.

Aktivierte Hirnregionen

Die beiden aktivsten Hirnregionen von mitfühlenden Menschen sind der anteriore cinguläre Cortex (ACC, ein Bereich der Großhirnrinde) und der präfrontale Cortex (PFC, ein Teil des Frontlappens der Großhirnrinde). Das ist das Ergebnis einer Studie, die im Jahr 2024 in der Fachzeitschrift „Nature Mental Health“ erschien.

Der ACC befindet sich in einer einzigartigen Position im Gehirn. Denn er ist sowohl mit dem emotionszentrierten limbischen System als auch mit der höher entwickelten, kognitiveren Region, dem PFC, verbunden.

Der ACC hilft uns, ruhig zu bleiben und unsere Emotionen zu regulieren. Diese Region übernimmt die Kontrolle, wenn wir versuchen, einer aufgeregten Person zu helfen. Egal, wie unfreundlich sich diese Person benimmt, der ACC sorgt dafür, dass wir ruhig bleiben können. Dieser Teil des Gehirns und der PFC arbeiten am besten, wenn man gut genährt und ausgeschlafen ist. Auf diese Weise sind rationale Entscheidungen und komplexe geistige Aufgaben leichter zu bewältigen.

Der PFC ist am aktivsten, wenn wir langfristige Konsequenzen bedenken und für unser Wohlergehen und das Wohl anderer planen. Er hilft uns, uns an neue Situationen anzupassen und unsere Impulse im Zaum zu halten.

Wie die Gehirnaktivität positive emotionale Reaktionen auslösen kann

Mithilfe der Magnetresonanztomographie untersuchten die Autoren der „Nature Mental Health“-Studie die Gehirne von Teilnehmern, die auf einer Resilienzskala hohe Werte erreichten. Die Daten zeigten, dass hoch belastbare Personen eine höhere Aktivität in Regionen aufwiesen, die mit emotionaler Regulierung und kognitiven Funktionen in Verbindung stehen.

Emotionale Bremsen

Menschen mit hoher Resilienz neigten zum Beispiel dazu, ihre emotionalen Reaktionen besser zu beherrschen. Das half ihnen, Stresssituationen effektiver zu bewältigen.

Diese Personen hatten auch mehr Aktivität in den Gehirnregionen, die emotionale Reaktionen regulieren und für eine bessere Kognition (rationales Denken oder kognitive Flexibilität) sorgen. Ihre „Bremsen“ funktionierten auch unter Druck gut. Oft konnten sie ruhig bleiben und überlegt und freundlich reagieren. Dadurch entwickelten sowohl sie als auch die Menschen, mit denen sie kommunizierten, eine positivere Einstellung.

Diese hoch belastbaren Personen konnten auch besser Stress abbauen oder besser lang anhaltende emotionale Reaktionen verhindern als die weniger belastbaren Studienteilnehmer.

Wie das Gehirn Emotionen reguliert

Laut einer anderen Studie, die im selben Jahr in „Nature Neuroscience“ erschien, werden dieselben Gehirnregionen aktiv, wenn Menschen die Kontrolle über eine emotionale Reaktion wiedererlangen.

Dies deutet auf das Folgende hin: Je besser eine Person die Schlüsselregionen des Gehirns, die an der Emotionsregulierung beteiligt sind, aktivieren kann, desto weniger lässt sie sich von negativen Erlebnissen beeinflussen.

Das bedeutet, je besser jemand seine Emotionen regulieren kann, desto größer ist auf neurobiologischer Ebene seine Stressresistenz. Empathie (oder Freundlichkeit) sowie Widerstandsfähigkeit gegenüber Widrigkeiten sind Kernkomponenten der emotionalen Intelligenz. Folglich macht uns eine starre Geisteshaltung der Studie zufolge weniger widerstandsfähig und weniger freundlich.

Psychologische Eigenschaften widerstandsfähiger Personen

Es erfordert eine außerordentliche Stärke, um bei Widrigkeiten freundlich zu bleiben. Untersuchungen wie die oben erwähnten zeigten, dass besonders widerstandsfähige Menschen noch weitere Eigenschaften aufweisen. Dazu gehören unter anderem die folgenden:

  • Sie sind freundlich, ruhig, nicht wertend und achtsam.
  • Sie besitzen ein hohes emotionales Bewusstsein und sind emotional stabiler.
  • Sie fühlen sich weniger gestresst und leiden weniger unter Ängsten und Depressionen.
  • Sie verfügen über bessere kognitive Fähigkeiten (zum Beispiel Gedächtnis und Aufmerksamkeit).

Freundlichkeit und Resilienz aufbauen

Wenn man die Geisteshaltung entwickelt, jeder Situation Herr werden zu können, macht das einen freundlicher und widerstandsfähiger. Es reduziert chronischen Stress und gibt einem das Vertrauen, seine emotionalen Reaktionen steuern zu können. Es gibt verschiedene Strategien, um Freundlichkeit und Resilienz aufzubauen.

Psychologische Strategien
  • Techniken zur Emotionsregulierung: Um das Gefühl der Kontrolle zu haben, muss man sich psychologisch sicher fühlen. Entspannungstechniken wie Meditation fördern das Gefühl von Sicherheit. Außerdem helfen sie, Stress abzubauen und stärken die psychische Widerstandsfähigkeit.
  • Kommunikationsfähigkeit trainieren: Grundlegende Kommunikationsfähigkeiten wie gutes Zuhören verbinden Menschen, stärken die gegenseitige Wertschätzung und reduzieren Stress. All das kommt der Resilienz zugute.
  • Unermüdlich an sich üben und neue Gewohnheiten bilden: Man sollte sich den Spruch „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ zur Devise machen. Denn wenn man das Freundlichsein übt, fördert das die damit verbundenen Gehirnregionen. Bei Widrigkeiten sind sie dann wie ein gut trainierter Muskel, der umso schneller aktiv wird, je stärker er ist.
Physiologische Strategien
  • Sich gut ernähren: Was man isst, beeinflusst die Gehirnzellen und kann für eine stärkere Kommunikation und geistige Flexibilität in den Gehirnregionen ACC und PFC sorgen. Eine nahrhafte Ernährung versorgt diese Gehirnzellen mit Energie und fördert die Resilienz.
  • Die Darm-Hirn-Achse gesund erhalten: Ein gesunder Darm mit einer intakten Darmbarriere sorgt dafür, dass der Körper Nährstoffe gut aufnehmen kann. Dies kann die Gehirnregionen ACC und PFC ebenfalls unterstützen und dazu beitragen, dass man widerstandsfähiger und freundlicher ist.
  • Sich körperlich betätigen: Ein flexibler Körper und Geist ergänzen sich. Man sollte im Rahmen seiner Möglichkeiten körperlich aktiv bleiben. Häufiges Gewichtheben, Spazierengehen oder Radfahren gibt einem das Gefühl der physischen Erfüllung. Dies kann einen in anderen Bereichen stärken.
Soziale und spirituelle Komponenten

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „How Kind Resilience Ignites Key Brain Regions–and How to Build It“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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