Gesundheit ganzheitlich betrachtet: Die Seele verstehen

Was ist die Seele? Was hat sie mit unserer Gesundheit zu tun? Und wie sollten wir uns um sie kümmern?
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Die Bedeutung der Seele für unser Wohlbefinden.Foto: Maria Korneeva/ iStock
Von 6. Juli 2024

Während wir nach körperlichem, geistigem und sozialem Wohlbefinden streben, sollten wir einen weiteren wesentlichen Aspekt der Gesundheit berücksichtigen: die Seele.

Was ist die Seele? Wie hängt sie mit der Gesundheit zusammen? Und wie können wir sie pflegen?

Diesen Fragen wollen wir uns hier widmen.

Alles besteht aus Materie. Unser physischer Körper, bestehend aus Haaren, Haut, Organen und Blutgefäßen – alles greifbare Dinge. Im Gegensatz zum materiellen Körper wird die Seele oft als immateriell angesehen. Doch die Unterscheidung zwischen Materiellem und Immateriellem ist relativ. Wenn Materie so klein ist, dass sie mit den aktuellen wissenschaftlichen Methoden nicht beobachtet oder berührt werden kann, gilt sie als immateriell.

Ich bin der Überzeugung, dass die Seele eher eine mikroskopisch kleine Form der materiellen Existenz ist als wirklich immateriell.

Die meisten Substanzen durchlaufen einen Zyklus von Entstehen, Bestehen, Verfall und Vernichtung und der menschliche Körper ist da keine Ausnahme. Er altert allmählich und zerfällt schließlich nach dem Tod. Die Seele hingegen gilt als ewig. Viele Glaubensrichtungen gehen davon aus, dass die Seele im Körper wohnt und nach dessen Tod weiter existiert. Was das Schicksal der Seele betrifft, so wird angenommen, dass es durch die Handlungen, Gedanken und Absichten in diesem Leben bestimmt wird.

Drei Wege, die Seele zu erfahren

Wenn die Seele existiert, wie können wir sie erleben? Im Allgemeinen gibt es drei Möglichkeiten, die Präsenz unserer Seele zu spüren.

1. Achtsamkeitspraxis

Achtsamkeit bedeutet, ganz im Hier und Jetzt zu sein – sich der eigenen Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen und der Umgebung bewusst zu sein. Sie hilft uns, nicht in der Vergangenheit zu verharren oder uns von unwirklichen Dingen ablenken zu lassen.

Durch Achtsamkeit entwickeln wir ein erhöhtes Bewusstsein, das es uns ermöglicht, die Vorgänge in unserem Inneren zu beobachten und eine Verbindung zu den tieferen Aspekten unseres Seins herzustellen. Indem wir jeden Moment ohne Bewertung annehmen, können wir eine Verbindung zu unserem inneren Selbst aufbauen, die zu tiefen Erfahrungen von Frieden und Erfüllung führen kann.

Achtsamkeit ist oft eng mit verschiedenen spirituellen Traditionen verknüpft und bietet einen Weg, unsere Spiritualität zu erkunden und uns mit unserer Seele zu verbinden. Zudem kann Achtsamkeit die Kreativität und den Selbstausdruck fördern. Sie hilft uns, auf unsere innere Weisheit zuzugreifen und sie in künstlerischen Ausdrucksformen umzusetzen.

2. Spirituelle Praxis

Spirituelle Praxis bedeutet, den eigenen Glauben im Alltag zu leben. Verschiedene Glaubensrichtungen verwenden unterschiedliche spirituelle Praktiken, wie Meditation, Gebet, Qigong, das Studium heiliger Schriften, Rezitationen und die Einhaltung religiöser Vorschriften. Man glaubt, dass diese Praktiken spirituelle Veränderungen in der Seele bewirken. Viele dieser frühen spirituellen Praktiken haben sich im Laufe der Zeit zu religiösen Ritualen und Aktivitäten entwickelt.

Spirituelle Praktiken fördern tiefe Selbstreflexion, helfen, unser wahres Wesen zu entdecken und mit der Weisheit der Seele in Kontakt zu treten. Sie können emotionale Heilung bringen, indem sie uns ermöglichen, vergangene Traumata, Ängste und negative Emotionen loszulassen und ein Gefühl von Ganzheit und innerem Frieden zu schaffen.

Durch spirituelle Praktiken gewinnen wir Klarheit über den Sinn des Lebens und können unser Handeln mit der Mission unserer Seele in Einklang bringen, was zu einem tiefen Gefühl von Erfüllung und Zweck führt.

3. Künstlerische und kreative Aktivitäten

Künstlerische und kreative Aktivitäten erfordern Inspiration. Im kreativen Prozess drücken Menschen oft etwas Tiefes aus ihrem Inneren aus, was ihnen ermöglicht, die Existenz der Seele zu erleben.

Aus wissenschaftlicher Sicht sind unsere Gedanken, Verhaltensweisen, Emotionen und unser Bewusstsein mit den Funktionen des Gehirns und des gesamten Körpers verbunden. Das Gehirn arbeitet nicht isoliert, sondern steht in Verbindung mit den Organen und Systemen des Körpers.

Die moderne wissenschaftliche Forschung richtet ihren Fokus stärker auf die unterschiedlichen Aktivitäten des Gehirns. Unser Verständnis darüber, wie diese Aktivitäten mit der Seele in Zusammenhang stehen, ist jedoch noch begrenzt.

Die Existenz der Seele erkennen

Im alltäglichen Leben gibt es zwei Phänomene, die uns dabei helfen können, die Existenz der Seele zu erkennen.

Das erste Phänomen betrifft Erinnerungen an frühere Leben. Einige Menschen können sich an Details aus früheren Inkarnationen erinnern, was indirekt auf die ewige Natur der Seele hinweist und darauf, dass sie schon vor ihrem jetzigen physischen Körper existierten.

Das zweite Phänomen sind Nahtoderfahrungen. Einige Menschen kommen aufgrund von Krankheit oder Trauma dem Tod sehr nahe und werden manchmal sogar für klinisch tot erklärt, bevor sie wiederbelebt werden. Viele von ihnen berichten von Erfahrungen, bei denen ihre Seele den Körper verlässt.

Diese Erlebnisse können sehr unterschiedlich sein: Manche beschreiben sie als wunderschön und berichten von Begegnungen mit einer göttlichen Wesenheit oder dem Himmel, während andere erschreckende Begegnungen mit dem Teufel schildern und mit großer Angst zurückkehren. In meiner medizinischen Laufbahn bin ich solchen Fällen begegnet.

Diese beiden Phänomene lassen darauf schließen, dass die menschliche Seele ewig ist, auch wenn unsere physischen Körper irgendwann vergehen. Deshalb ist es wichtig, sich um unsere Seele zu kümmern.

Vier Schlüsselelemente zur Pflege der Seele

Wenn wir die Existenz der Seele erkennen, sollten wir lernen, sie zu pflegen und zu kultivieren, um ihr Wohlbefinden, ihre Weisheit und ihren Charakter zu stärken. Dies kann nicht nur unser spirituelles Wachstum fördern, sondern trägt auch zu unserer körperlichen Gesundheit und einem verbesserten sozialen Miteinander bei.

1. Selbstreflexion und Innenschau

Um unsere Seele zu erheben, müssen wir lernen, in uns zu gehen und uns selbst zu reflektieren. Ohne die Fähigkeit zur Innenschau und zur Auseinandersetzung mit unseren eigenen Schwächen können wir weder die Seele kultivieren noch unser geistiges Niveau erhöhen.

2. Authentisches Leben

Ein authentisches Leben bedeutet, in jeder Situation zu unseren Überzeugungen zu stehen und uns selbst treu zu bleiben. Dies bedeutet, unsere Überzeugungen nicht aus Angst oder durch Verlockung zu ändern und uns nicht durch Launen oder Begierden beeinflussen zu lassen.

3. Gesunde zwischenmenschliche Beziehungen

Das Wesen menschlicher Beziehungen liegt in der Verbindung zwischen den Seelen. Wenn zwischenmenschliche Beziehungen in Aufruhr sind, geprägt von Täuschung oder Groll, ist dies ein Signal, das eigene Glaubenssystem zu überprüfen und aktiv daran zu arbeiten, die Beziehungen zu verbessern.

Gesunde zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen, wirkt sich auch positiv auf die körperliche Gesundheit aus. Im Jahr 2022 veröffentlichte die American Heart Association eine wissenschaftliche Studie, die zeigt, dass soziale Isolation und Einsamkeit schädlich für Herz und Gehirn sind.

4. Mitgefühl und Vergebung entwickeln

Mitgefühl, Verständnis und Vergebung gegenüber anderen zu haben, ist sowohl eine Form der Freundlichkeit als auch eine Methode zur spirituellen Weiterentwicklung.

Unabhängig davon, wie andere uns behandeln, sollten wir ihnen stets mit Freundlichkeit und Wohlwollen begegnen. Ohne regelmäßige spirituelle Praxis ist es jedoch schwierig, diese positive Haltung beizubehalten, besonders in unerwarteten Situationen, die zu unangemessenem oder sogar aggressivem Verhalten führen können und dadurch anderen und uns selbst schaden.

Eine Studie der Harvard-Universität zeigte, dass Vergebung Angst und Depressionen reduzieren und somit das geistige Wohlbefinden steigern kann. Die Ergebnisse stimmen mit neueren Erkenntnissen überein, die zeigen, dass Vergebung den Schlaf verbessern, Stress lindern, den Blutdruck senken und die Herzfrequenz verringern kann.

Jemandem zu begegnen, mit jemandem zusammenzuarbeiten und insbesondere mit jemandem zusammenzuleben sind schicksalhafte Verbindungen, die wir schätzen sollten. Unabhängig vom sozialen Status, religiösen Überzeugungen oder politischen Ansichten der anderen Person sollten wir uns bemühen, gleichberechtigte und freundliche Beziehungen aufrechtzuerhalten.

Eine gesunde Seele wird zwangsläufig zu einer gesunden Weltanschauung sowie positiven Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen führen. Darüber hinaus beeinflusst die Gesundheit der Seele zweifellos das körperliche Wohlbefinden.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „A Vital Aspect of Health: Understanding and Nurturing the Soul“. (deutsche Bearbeitung kr)

Über den Autor

Dr. Jingduan Yang ist Neurologe, Psychiater und Experte für Akupunktur sowie chinesische und integrative Medizin. Er gründete das Yang-Institut für Integrative Medizin, die Tao-Klinik für Akupunktur und das American Institute of Clinical Acupuncture. Außerdem ist er Leiter des Northern Medical Center in Middletown, New York.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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