Protestaktion gegen verweigerte Homöopathie-Leistungen der AOK PLUS

Die Zeiten für Anhänger der Homöopathie stehen schlecht. In Sachsen und Thüringen hat die AOK PLUS der Kostenerstattung einen Riegel vorgeschoben. Nun gibt es Gegenwind.
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Homoöpathie gerät immer wieder in Kritik, obwohl der Effekt über Placebos hinausgeht.Foto: iStock
Von 10. April 2023

Seit dem 1. April 2023 übernimmt die AOK PLUS in Thüringen und Sachsen keine Kosten für homöopathische Behandlungen von Kassenärzten mehr. Die Verträge, die erstmals 2012 in Kraft traten, wurden zum 31. März gekündigt.

Eine Kostenerstattung kommt lediglich noch im Rahmen von Bonusprogrammen oder einer privaten Zusatzversicherung in Frage. Über die Kehrtwende der Krankenkasse sagte AOK-Sprecherin Hannelore Strobel laut „Tag24“: „Die Finanzierung durch gesetzliche Krankenkassen wurde und wird teils heftig hinterfragt, auch durch Bundesgesundheitsminister Lauterbach.“

Aktion „Homöopathie – Ja bitte!“

Der Ärztliche Berufsverband Hippokratischer Eid (ÄBVHE) sieht in der Rücknahme von Leistungszusagen „nur einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen kann“. Er fordert die AOK PLUS auf, ihre Entscheidung zu revidieren und weiterhin homöopathische Leistungen zu erstatten.

Im Rahmen einer von dem Verband unterstützten Postkartenaktion können Patienten gegen die Haltung der AOK PLUS aufbegehren. Unter dem Motto „Homöopathie – Ja bitte!“ sollen Versicherte ihr Mitspracherecht einfordern und ihren Ärger gegenüber der AOK PLUS kundtun.

Vor allem Frauen, Kinder und chronisch Kranke seien sehr auf die Homöopathie angewiesen, „weil sie keine Nebenwirkungen hat“, heißt es auf der vorformulierten Postkarte. Die Erfahrung von Millionen Menschen dürfe nicht länger als „Placebo“ abgetan werden. Mit seiner Postkarte tut der Versicherte zudem kund: „Ich überlege durchaus die Kasse zu wechseln, falls Sie bei Ihrer Entscheidung bleiben. Auch meine Freunde und Freundinnen sehen das ähnlich […]“

Wie der Ärzteverband Hippokratischer Eid gegenüber Epoch Times mitteilte, läuft die Aktion bereits auf Hochtouren. Ärzte wurden darüber informiert und gebeten, die blauen Postkarten für Patienten bereitzustellen.

Die Vorderseite der Postkarte. Foto: Bildschirmfoto Epoch Times

Berufsverband: Homöopathie ist „nachhaltig und kostengünstig“

Auch der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte empfiehlt Versicherten, die sich homöopathisch behandeln lassen und keine Kostenerstattung mehr erhalten, die Krankenkasse zu wechseln. Die Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen und Sachsen-Anhalt, Dr. Anke Böhme, Fachärztin für Allgemeinmedizin aus Leipzig, kommentierte das Vorgehen der AOK PLUS mit den Worten: „Diese Entscheidung bedaure ich sehr.“

Eine homöopathische Behandlung sei nicht nur „eine wirksame, sanfte und praktisch nebenwirkungsfreie Medizin“, sondern auch – je nach Krankheitsbild – „nachhaltig und kostengünstig“.

Wenn Krankenkassen ihren Versicherten freiwillig Homöopathie über die entsprechenden Versorgungsverträge anbieten würden, spreche dies nicht nur für die Freiheit der Behandlungswahl. Es sei auch „hinsichtlich der allgemeinen Gesundheitsvorsorge sinnvoll und wirtschaftlich“.

Studie zeigt Vorteile der Homöopathie

Ende 2020 veröffentlichte die Krankenkasse SECURVITA eine Studie, die in den Medien kaum diskutiert wurde. Für die Studie wurden die Daten von mehr als 15.700 Versicherten, die mindestens drei Jahre lang regelmäßig von homöopathischen Kassenärzten behandelt wurden, mit einer gleich großen Kontrollgruppe ohne Homöopathiebehandlung vergleichen.

Als Beispiel wurden Antibiotikabehandlungen angeführt. Deren schädliche Nebenwirkungen seien bekannt, trotzdem würden Kindern und Erwachsenen Jahr für Jahr zu viele Antibiotika verschrieben. Oft hätten die Patienten nur Halsschmerzen und leichte Infekte, sodass der Einsatz von Antibiotika gar nicht notwendig sei. Oder es handele sich um Virusinfektionen, bei denen Antibiotika gar nichts bewirken. Die Studie zeigte, dass Kinder, wenn sie von homöopathischen Ärzten behandelt wurden, seltener Antibiotika bekamen als die konventionelle Vergleichsgruppe.

Bei Kleinkindern ab der Geburt entwickelte sich die Antibiotikaeinsparung besonders auffällig:In der Homöopathiegruppe sank die Zahl der Antibiotikabehandlungen im dreijährigen Untersuchungszeitraum um 17 Prozent, während sie in der Vergleichsgruppe um 74 Prozent in die Höhe ging“, heißt es in der Studie.

Letztendlich bewirkt Homöopathie laut den Untersuchungen in vielen Fällen eine positive Entwicklung, weniger Erkrankungen und eine bessere Gesundheit. Dazu gehörten allerdings nicht nur Kinder, die weniger Antibiotika benötigten, sondern auch Patienten mit Krebs und schweren Erkrankungen sowie Versicherte mit und ohne vorherige Erfahrungen im Rahmen des Homöopathieprogramms.

„Die Studie ist ein starker Beleg dafür, dass die Homöopathie einen angemessenen Platz in der Gesundheitsversorgung verdient“, so Götz Hachtmann, Vorstand der SECURVITA.

„Zu Recht wird also die Homöopathie von Patienten und Patientinnen gewünscht und stark nachgefragt“, erklärt Böhme in Anlehnung an die Studie. „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Homöopathie ihren festen Platz in der Gesundheitsversorgung behält!“

 



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