Logo Epoch Times
plus-iconAlkohol macht krank – auch bei Lifestyle-Drinks

Rotwein doch kein Krebskiller: Neue Studie widerspricht altem Gesundheitsmythos

Ist Wein krebshemmend? Besonders Rotwein wird diese Eigenschaft zugesprochen. Doch diese Annahme hält einer genauen Prüfung nicht stand, heißt es in einer neuen Studie.

top-article-image

Selbst bei den edelsten Tropfen überwiegen laut Studien die Nachteile des Alkohols die Vorteile der Antioxidantien.

Foto: Rostislav_Sedlacek/iStock

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 6 Min.

Geschmack, Farbe und Aroma – das sind die größten Unterschiede zwischen Rotwein und Weißwein. Rotwein gilt allerdings aufgrund seiner größeren Menge an Antioxidantien, insbesondere Resveratrol, als gesünder. Laboranalysen zeigten, dass diese chemische Verbindung Krebszellen abtöten kann, weswegen Rotwein krebshemmende Eigenschaften zugesprochen werden. 
Doch laut einer aktuellen Metaanalyse aus der Fachzeitschrift „Nutrients“ hält diese Annahme einer genauen Prüfung nicht stand. Die Untersuchung analysierte fast 96.000 Teilnehmer aus 42 Beobachtungsstudien, die bis Dezember 2023 erschienen waren. Demnach gibt es „keine eindeutigen Hinweise darauf, dass Rotwein das Krebsrisiko mindert“.
Zudem würden die Ergebnisse „keinen signifikanten Unterschied“ im Gesamtkrebsrisiko zwischen Rot- und Weißwein zeigen, sagte Eunyoung Cho in einer Erklärung. Sie ist außerordentliche Professorin für Epidemiologie und Dermatologie an der Brown University und Mitautorin der Metaanalyse. 
So wiesen Rotweintrinker einen allgemeinen Risikofaktor für Krebserkrankungen von 0,98 auf; bei Weißweintrinkern lag dieser Wert bei 1,00. Eine Ausnahme stellte jedoch das Hautkrebsrisiko dar. Dabei hing Weißwein im Gegensatz zu Rotwein mit einem höheren Hautkrebsrisiko sowie einem erhöhten Krebsrisiko bei Frauen zusammen.

Weißwein erhöht besonders das Hautkrebsrisiko

Demnach war der Genuss von Weißwein mit einem 22 Prozent höherem Hautkrebsrisiko im Vergleich zu Rotwein verbunden. Die Gründe dafür sind laut Cho und ihrem Team jedoch noch unklar. Sie vermuten, dass ein hoher Weinkonsum mit Verhaltensweisen korrelieren könnte, die das Hautkrebsrisiko erhöhen, wie beispielsweise Solariumgänge und unzureichende Verwendung von Sonnenschutz.
Weiterhin ergab die Metaanalyse, dass Frauen, die Weißwein tranken, ein um 26 Prozent erhöhtes Krebsrisiko hatten. Bei Rotwein existierte dieser Zusammenhang nicht. Die Forscher fordern weitere Untersuchungen über mögliche Gründe für diese Ergebnisse.
Was andere Krebsarten anbelangt, so zeigten sich keine klaren Unterschiede zwischen den Weinsorten. Allerdings weisen die Ergebnisse darauf hin, dass der Konsum von Wein – sowohl Rot- als auch Weißwein – mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden war. Der Studie zufolge könnte dies darauf hindeuten, dass Resveratrol kein „signifikanter Faktor bei der Brustkrebsentstehung“ ist.
Das bedeutet, dass Wein zwar Antioxidantien enthält, ihre Menge jedoch zu gering ist, um einen signifikanten Unterschied zu machen. Auch verstoffwechselt der Körper das krebshemmende Resveratrol sehr schnell, wodurch er möglicherweise das Krebsrisiko nicht signifikant beeinflussen kann, heißt es in einer Studie aus dem Jahr 2005.

Alkohol steigert Krebsrisiko

Wer den positiven Effekt der Antioxidantien durch mehr Gläser Wein erhöhen möchte, sollte laut Studien ebenfalls Vorsicht walten lassen. Denn Alkohol steht mit einem erhöhten Krebsrisiko im Zusammenhang. Neuesten Zahlen im Jahr 2020 zufolge steht übermäßiger Alkoholkonsum mit mehr als 740.000 Krebsfällen in Verbindung. Das entspricht etwa 4,1 Prozent aller Fälle.
Ferner kann laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum Acetaldehyd, das Abbauprodukt von dem in alkoholischen Getränken enthaltenen Ethanol, die DNA schädigen. Außerdem verursacht Alkohol im Körper unter anderem oxidativen Stress und Entzündungen. Dies sind weitere Faktoren, die das Krebsrisiko erhöhen können. Wer hingegen aufhört, Alkohol zu trinken, bei dem sinkt das Krebsrisiko kontinuierlich, bis es nach 15 bis 35 Jahren gleich hoch ist wie bei jemandem, der nie getrunken hat. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, keinen Alkohol zu trinken.

Einschränkungen der Studie

Den Forschern zufolge sind bei ihrer Analyse jedoch einige wichtige Einschränkungen zu beachten. So konzentrierten sich die Studienautoren zwar auf verlässlichere Studiendesigns, aber solche Studien waren für bestimmte Krebsarten rar. Darüber hinaus gab es bei der Analyse der verschiedenen Stufen des Alkoholkonsums nur begrenzte Daten.
Ferner basierten die Daten zum Weinkonsum auf Selbstauskünften über die Trinkgewohnheiten, was zu Ungenauigkeiten führen kann. Außerdem mussten sich die Teilnehmer einiger Studien an ihr früheres Trinkverhalten erinnern – eine Methode, die ebenfalls unzuverlässig sein kann.
Insgesamt laute das Fazit: „Ein Drink hier und da mag in Ordnung sein. Aber regelmäßiger Alkoholkonsum kann die Gesundheit auf eine Art und Weise schädigen, die man vielleicht nicht erwartet. Halten Sie es in Maßen!“ Das sagte Dr. Nzinga Harrison gegenüber Epoch Times. Sie ist Psychiaterin mit dem Spezialgebiet der Suchtmedizin und war nicht an der Studie beteiligt.

Irrglaube über Wein und gesundheitliche Vorteile

„Ein großer Teil“ der Öffentlichkeit glaube fälschlicherweise, Wein sei aufgrund seines Gehalts an Antioxidantien und Resveratrol von Natur aus gesundheitsfördernd, sagte Alicia Molina gegenüber Epoch Times. Es gebe allerdings ausgewogenere und zuverlässigere Methoden, um diese körperlichen Vorteile zu erhalten, so die zertifizierte Suchtberaterin bei Clear Behavioral Health in Kalifornien.
Denn Molina zufolge überwiegen die Nachteile des Trinkens die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Weins. Außerdem sei Resveratrol auch in Weintrauben enthalten und Antioxidantien seien in Obst und Gemüse reichlich vorhanden. 
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Dieser Artikel erschienen im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Red Wine’s Cancer-Fighting Reputation Debunked: Study“. (redaktionelle Bearbeitung as)

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.

Bitte einloggen, um einen Kommentar verfassen zu können