Mikroplastik im Trinkwasser: Klein genug, um in Zellen einzudringen

Trotz Filterung steckt in Trinkwasser ein unsichtbarer und von uns selbst geschaffener Gegner: Mikroplastik. Französische Forscher zeigen, wie viele dieser Partikel in einer Wasserflasche stecken, wo die Ursachen des Problems liegen und was wir dagegen tun können.
Mikroplastik im Trinkwasser: Klein genug, um in Zellen einzudringen.
Die Verunreinigung durch Plastik ist weltweit ein Problem.Foto: Thx4Stock/iStock
Von 17. März 2025

Auf der ganzen Welt gelangt Plastik in die Umwelt, wird zu Mikroplastik und endet im Grund- und damit Trinkwasser. Letzteres oft ohne, dass wir es bemerken. Eine aktuelle Studie aus Frankreich zeigt, dass die meisten Plastikpartikel in Flaschen- und Leitungswasser sogar noch kleiner sind, als es die Nachweisgrenzen zulassen. Dies gibt Anlass zur Sorge, wie sicher unser Trinkwasser tatsächlich ist.

Derzeit konzentriert sich die europäische Norm nur auf Partikel, die größer als 20 Mikrometer sind. Laut den Forschern um Dr. Oskar Hagelskjaer von der Universität Toulouse unterschreiten die meisten Plastikpartikel im Trinkwasser diesen Grenzwert jedoch. Damit entsteht eine erhebliche Lücke in den Nachweisverfahren für Nano- und Mikroplastik.

„Alles deutet darauf hin, dass es die kleineren Partikel sind, die sich am stärksten auf die menschliche Gesundheit auswirken können“, erklärte Hagelskjaer gegenüber The Epoch Times. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Verschmutzung durch Mikroplastik in der Atmosphäre. Für ihn bedeuten die Erkenntnisse aus der neuesten Studie, dass Testmethoden auch für kleinere Partikel ausgelegt werden müssen.

Was uns die Zahlen sagen

Laut der aktuellen Studie waren 98 Prozent des nachgewiesenen Mikroplastiks kleiner als 20 Mikrometer und 94 Prozent sogar kleiner als 10 Mikrometer. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist etwa 70 Mikrometer dick, während ein rotes Blutkörperchen einen Durchmesser von etwa 8 Mikrometern hat. Dabei variierte die Konzentrationen von Mikroplastik in Flaschen- und Leitungswasser zwischen 19 und über 1.100 Partikeln pro Liter.

„Die höchste Konzentration, die wir gefunden haben, betrug 1.154 Partikel pro Liter“, so Hagelskjaer. „Gemessen am Volumen ist das sehr, sehr wenig. Wir sprechen hier von Teilen pro Milliarde.“

Die Menge an Mikroplastik in abgefülltem Wasser ist viel geringer als die Menge, der wir durch andere Quellen wie Luft und Lebensmittel ausgesetzt sind. Es gibt keinen allgemeingültigen Grenzwert für eine unbedenkliche Belastung mit Mikroplastik. Die Ergebnisse zeigen jedoch die Allgegenwärtigkeit von Mikroplastik in der Umwelt und machen deutlich, dass klare Richtlinien erforderlich sind.

Von der Quelle in den Körper

Kleinere Stückchen von Mikroplastik können den Verdauungstrakt passieren und in den Blutkreislauf gelangen. Von dort aus können sie sich im ganzen Körper verteilen und in Organen und Geweben ablagern. Forscher und Ärzte haben Mikroplastik inzwischen in fast allen Teilen des Körpers nachgewiesen, einschließlich des Gehirns.

Studien deuten zwar darauf hin, dass die Partikel Hormone stören oder sogar das Krebsrisiko erhöhen können, doch ist das gesamte Schadenspotenzial noch unklar. Umso wichtiger ist es, dass Nahrungsmittel und Getränke – ob in Flaschen abgefüllt oder aus der Leitung – frei von Mikroplastik sind.

Im Fall von Frankreich haben die Forscher zehn Marken von abgefülltem Wasser und Leitungswasser aus Toulouse auf Mikroplastik untersucht. Das Leitungswasser enthielt mit 413 Partikeln pro Liter mehr Mikroplastik als acht Wasserflaschen. Dies bedeute laut Hagelskjaer aber nicht, dass Leitungswasser generell immer stärker belastet ist. Eine mögliche Quelle für das Mikroplastik im Leitungswasser könnten Prozesse in Wasseraufbereitungsanlagen sein.

Kunststoffe können auf unterschiedliche Wege in die Natur gelangen. Foto: Umweltbundesamt

Verschmutzung durch Mikroplastik: Ein kontinuierlicher Kreislauf

Plastik im Trinkwasser ist Teil eines größeren Verschmutzungskreislaufs, wobei Flüssigkeit häufig als Eintrittspforte dient. Trinkwasser macht weniger als ein Drittel unserer gesamten Mikroplastikbelastung aus. Der größte Teil stammt aus anderen Quellen wie Lebensmitteln, Luft und Staub. Alle Quellen haben jedoch eins gemeinsam.

„Denken Sie daran, wie wir unsere Lebensmittel bekommen“, erklärte Mathew Campen, Toxikologe an der Universität von New Mexico, die Verbindung. „Wir nehmen Wasser, das Mikroplastik enthält, und bewässern damit Felder, die dann in unsere Pflanzen gelangen“ und von Nutztieren gefressen werden.

Aber der Kreislauf sei damit noch nicht zu Ende. Campen fügte hinzu, dass ein Teil des Wassers verdunstet und dabei Mikroplastik in die Luft freisetzt. Einige Partikel wurden sogar in Wolken gefunden. Von der Luft gelangt das Plastik über die Atmung in Organismen.

Waschmaschinen tragen ebenfalls nachweislich stark zu diesem Kreislauf bei. So setzen die Geräte jedes Jahr Milliarden von Mikrofasern – unter anderem durch das Waschen synthetischer Textilien – in Wasser und Luft frei. Über das Abwasser gelangen die synthetischen Fasern schließlich ins Wassersystem.

Kläranlagen sind nicht dafür ausgelegt, diese winzigen Partikel gründlich zu entfernen, sodass einige im aufbereiteten Wasser verbleiben können. Mit anderen Worten, sobald es Mikroplastik in die Umwelt geschafft hat, findet es irgendwann seinen Weg zurück ins Trinkwasser und der Kreislauf beginnt von Neuem.

Mehr als eine Quelle

Das meiste von Hagelskjaer und seinem Team entdeckte Mikroplastik stammte nicht von den PET-Flaschen selbst. Zwar fanden die Forscher insgesamt in sieben von zehn Wasserproben PET, doch dies machte weniger als 5 Prozent des nachgewiesenen Mikroplastiks aus.

Laut Hagelskjaer könnten andere Faktoren wie die Lagerungsbedingungen oder Filtrationsmethoden die Kunststoffe ins abgefüllte Wasser einbringen. In der Studie wurden insgesamt 17 Kunststoffarten identifiziert, wobei Polyethylen und Polypropylen am häufigsten vorkommen. Aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze und Chemikalien, werden diese Kunststoffe häufig in Rohren und Filtern verwendet.

Dies deutet darauf hin, dass das Mikroplastik in den Wasserflaschen möglicherweise aus dem Wasseraufbereitungsprozess selbst stammt. Für Hagelskjaer stellt dies die geläufige Theorie infrage, dass Plastikflaschen die Hauptverschmutzungsquelle sind.

Entfernung von Mikroplastik: Eine komplexe Herausforderung

Eine Möglichkeit, Schadstoffe aus dem Trinkwasser zu entfernen, stellen Filtersysteme dar. Jene für den Hausgebrauch sind einfach aufgebaut und in erster Linie darauf ausgelegt, Schadstoffe wie Chlor und Schwermetalle herauszufiltern – nicht aber Mikroplastik.

Hierfür müssen fortgeschrittene Filtertechnologien wie die Umkehrosmose und die Ultrafiltration zum Einsatz kommen. Diese können Mikroplastik wirksam aus dem Trinkwasser entfernen, weil sie Membranen verwenden, die fein genug sind, um diese Partikel herauszufiltern. Doch die Feinheit hat auch Schattenseiten.

So sind Umkehrosmoseanlagen langsamer, erzeugen Abwasser und entfernen gleichzeitig auch für die Gesundheit nützliche Mineralien wie Kalzium und Magnesium. Im Gegensatz dazu arbeitet die Ultrafiltration schneller, erzeugt kein Abwasser und behält diese wichtigen Mineralien bei, ist aber etwas weniger wirksam bei der Entfernung des Plastiks.

Da das Trinkwasser nur eine Quelle der Mikroplastikbelastung ist, kann es zudem erforderlich sein, diese Systeme im ganzen Haus zu installieren. Dies wiederum erhöht die Kosten erheblich und ist daher nicht für jeden finanziell erschwinglich. Hinzu kommt, dass jegliche Filter, egal ob im Wasserwerk oder zu Hause, bestenfalls die Symptome beseitigen, nicht aber die Ursachen der Verschmutzung – es müssen also weitere Lösungen her.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Microplastics in Drinking Water: Small Enough to Enter Cells, Below Detection Limits“. (redaktionelle Bearbeitung ger)



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