Forscher finden zum ersten Mal Mikroplastik im menschlichen Gehirn

Eine neue Studie aus Brasilien zeigt, dass Mikroplastik durch die Nase in das menschliche Gehirn gelangen kann. Die Auswirkungen auf die Gehirnfunktion sind indes noch unbekannt.
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Jeder Gegenstand aus Plastik zerfällt mit der Zeit in kleinere Teile, die Luft, Nahrung und Wasser verunreinigen.Foto: Svetlozar Hristov/iStock
Von 21. September 2024

Zum ersten Mal konnten Forscher Mikroplastik im Gehirn nachweisen. So fanden Wissenschaftler aus Brasilien Mikroplastik im Riechkolben – der Region des Gehirns, die sich oberhalb der Nase befindet und für unseren Geruchssinn verantwortlich ist. Die Studie erschien am 16. September in der Fachzeitschrift JAMA.

„Unsere Analyse von Riechkolben verstorbener Patienten aus São Paulo bestätigte das Vorhandensein von Mikroplastik“, sagte die Ärztin und Studienleiterin Thais Mauad gegenüber Epoch Times. Sie ist Professorin für Medizin am Institut für Höhere Studien der Universität von São Paulo.

Die Entdeckung ihres Teams gibt Anlass zur Sorge. Denn diese winzigen Partikel könnten möglicherweise die Schutzbarrieren des Gehirns überwinden und in tiefere Hirnregionen eindringen. Die Folgen sind noch ungewiss. Allerdings wiesen Tierstudien auf eine mögliche Neurotoxizität und Verbindungen zu neurodegenerativen Erkrankungen hin, so die Professorin.

Dass Mikroplastik sich im Körpergewebe anreichert, wurde bereits in verschiedenen Studien nachgewiesen. Forscher konnten die Kunststoffpartikel unter anderem in der Lunge, im Darm, in der Leber, in der Plazenta, in den Hoden und im Blutkreislauf finden. Die Forschung zu den Gesundheitsrisiken befindet sich allerdings noch in einem frühen Stadium. Es sind weitere Studien erforderlich, um die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zu verstehen.

Plastik im Gehirn aus alltäglichen Gegenständen

Das Mikroplastik, das die Forscher im Riechkolben des menschlichen Gehirns nachweisen konnte, kommt oft in Alltagsgegenständen wie Lebensmittelverpackungen und Kleidung vor. Diese Partikel schweben zudem in großen Mengen in der Luft. Deswegen denken die Studienautoren, dass Mikroplastik in das menschliche Gehirn beim Einatmen durch die Nase gelangen könnte – ähnlich Feinstaub und anderen Partikeln aus der Luftverschmutzung.

Plastik wird nicht vollständig abgebaut, sondern zerfällt mit der Zeit in kleinere Teile, die die Luft, die Nahrung und das Wasser verunreinigen. In Innenräumen nimmt die Belastung zu, denn Menschen würden dann mehr Mikroplastik als im Freien einatmen, erklärte Professorin Mauad.

Die Forscher kamen zu ihrem Ergebnis, nachdem sie die Gehirne von 15 verstorbenen Personen im Alter von 33 bis 100 Jahren untersuchten. Bei acht von ihnen fanden sie Mikroplastik in den Riechkolben. 

Das am häufigsten gefundene Plastik war Polypropylen, das fast 44 Prozent der Proben ausmachte. Polypropylen kommt unter anderem in Lebensmittelbehältern, Strohhalmen und einigen Kleidungsfasern zum Einsatz. Andere gefundene Kunststoffe waren:

  • Nylon/Polyamid (PA): Findet Verwendung in Kleidung, Teppichen und Industrieprodukten.
  • Polyethylen (PE): Findet sich in Plastiktüten, Flaschen und Behältern.
  • Polyethylen-Vinylacetat (PEVA): Kommt in flexiblen Verpackungen und einigen Schuhen zum Einsatz.

Die Mikroplastikpartikel waren zwischen 5,5 und 26,4 Mikrometer groß – viel kleiner als Feinstaub. Zum Vergleich: Wenn man die Breite eines menschlichen Haares in 13 Segmente unterteilt, entspricht dies in etwa der Größe des kleinsten gefundenen Mikroplastiks.

Die Barriere des Gehirns überwinden

Doch wie genau gelangen die Kunststoffpartikel ins Gehirn? Mauad erklärte, dass es in der Nase einen kleinen Durchgang gebe. Dort liegen die Geruchsnerven zwischen Nase und Gehirn. Sie vermutet, dass die Mikroplastikpartikel durch diesen Tunnel mit den Geruchsnerven interagieren und ins Gehirn gelangen könnten.

Auf diesem direkten Weg umgehen sie die Blut-Hirn-Schranke – den Schutzschild des Gehirns –, die das Gehirn vor schädlichen Substanzen bewahrt. Wie einige Tierstudien zeigten, könnte Mikroplastik auf diese Weise in verschiedene Hirnregionen vordringen und sie beeinträchtigen. Auch hat es negative Auswirkungen auf Gehirnbereiche, die an der sensorischen Verarbeitung und dem Gedächtnis beteiligt sind, heißt es in anderen Tierstudien.

Gefahr für die Gesundheit nicht nur durch Plastik

Das Plastikproblem beschränkt sich nicht nur auf Mikroplastik, so Mauad weiter. Plastik enthält auch viele schädliche Zusatzstoffe, die dem Kunststoff zugesetzt werden, um Eigenschaften wie Farbe und Hitzebeständigkeit zu erzielen. 

Einige von ihnen sind krebserregend oder beeinträchtigen als endokrine Disruptoren das Hormonsystem des Körpers. Sie können freigesetzt werden, wenn Kunststoffe erhitzt werden, beispielsweise in der Mikrowelle.

Ferner „könnte das Vorhandensein von nicht abbaubaren Mikroplastikpartikeln mit Zusatzstoffen Reaktionen hervorrufen“, insbesondere in einem sich entwickelnden Gehirn, fügte sie hinzu.

Darüber hinaus stellte eine frühere Studie fest, dass es einen Zusammenhang zwischen Feinstaub in der Luft und Gehirnproblemen wie Demenz gibt, wobei einige Krankheiten wie Parkinson möglicherweise mit nasalen Symptomen beginnen. Sowohl Feinstaub als auch Mikroplastik zeigten in Experimenten, dass sie sich negativ auf die Entwicklung des Gehirns auswirken können, schreiben die Studienautoren.

Tipps, um die Belastung zu minimieren

Um die Exposition gegenüber Mikroplastik zu minimieren, empfiehlt Mauad:

  • Weniger Kunststoffe verwenden: Weniger Plastikbehälter und -verpackungen nutzen, vor allem bei Lebensmitteln und Getränken.
  • Naturfasern wählen: Kleidung und Textilien aus natürlichen Materialien und nicht aus synthetischen Fasern kaufen.
  • Kunststoffe möglichst nicht erhitzen: Möglichst keine Lebensmittel in Plastikbehältern in der Mikrowelle aufwärmen und keine Plastikfolie in der Mikrowelle verwenden.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Microplastics Found in Human Brain for the First Time“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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