„Das wahre Organ der Langlebigkeit“: Wie unsere Muskeln uns gesund erhalten
Die Skelettmuskulatur ist „das wahre Organ der Langlebigkeit“, sagt Dr. Gabrielle Lyon, Fachärztin für Allgemeinmedizin und eine der führenden Vertreterin der auf Muskeln konzentrierten Medizin aus den USA. Zahlreiche wissenschaftliche Beweise stützen ihre Aussage.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 im „American Journal of Medicine“ haben ältere Erwachsene mit mehr Muskelmasse unabhängig von der Fettmasse und anderen Risikofaktoren eine höhere Lebenserwartung als Menschen mit weniger Muskelmasse.
Eine andere Studie aus dem gleichen Jahr kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Demnach ist die Muskelmasse wichtiger als der Body-Mass-Index, um die Lebenserwartung vorherzusagen. Zudem spielt sie eine entscheidende Rolle, um die allgemeine Gesundheit und ein selbstständiges Leben im Alter zu erhalten. „Es wird zunehmend erkannt, dass die Gesamtkörpermasse ein unzureichender Marker für die Prognose älterer Erwachsener ist“, so die Schlussfolgerung der Studie.
Dr. Lyon schrieb in ihrem Buch „Forever Strong“: „Je höher die gesunde Muskelmasse, desto größer der Schutz vor Gesamtmortalität und –morbidität [Häufigkeit der Erkrankungen].“
Die meisten Muskeln in unserem Körper gehören zur Skelettmuskulatur. Sie sind über Sehnen und Faszien mit dem Skelett verbunden und für die aktiven Körperbewegungen zuständig. Zu den Skelettmuskeln gehören unter anderem der Bizeps und die Bauchmuskeln. Die Skelettmuskeln machen zusammen mit dem Herzmuskel und den glatten Muskeln, welche die Wände der Hohlorgane wie Lunge und Darm auskleiden, die Muskelmasse des Körpers aus.
Verlust von Muskelmasse
Mit zunehmendem Alter verlieren wir nach und nach an Skelettmuskelmasse und Kraft. Der medizinische Fachausdruck dafür ist Sarkopenie, die bereits im Alter von 30 Jahren beginnt und mit zunehmendem Alter immer ausgeprägter wird. Zu den Symptomen gehören verringerte Muskelkraft, Schwierigkeiten bei körperlichen Aufgaben und eine kleinere Muskelgröße.
„Wir verlieren in jedem Jahrzehnt zwischen fünf und 15 Prozent an Muskelmasse“, meinte Dr. Sandeep Palakodeti, der leitende medizinische Berater des Gesundheitsunternehmens Rebel Health Alliance, in einem Interview mit Epoch Times.
Sarkopenie ist Griechisch für „Verlust des Fleisches“, und die Folgen gehen über den Muskelschwund hinaus. Laut einer im Jahr 2012 in „Frontiers in Physiology“ erschienenen Studie erfolgt der Rückgang der Muskelkraft zwei- bis fünfmal schneller als der Verlust der Muskelmasse. Das führt zu größeren körperlichen Beeinträchtigungen.
Altersbedingte hormonelle Veränderungen, Inaktivität, schlechte Ernährung und chronische Krankheiten wie Stoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen können zur Sarkopenie beitragen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen über 40 mit Sarkopenie aus verschiedenen Gründen ins Krankenhaus eingeliefert werden, fast doppelt so hoch wie bei Menschen ohne diese Erkrankung.
Die versteckten Kosten des Muskelverlusts
Eine weitere Studie aus demselben Jahr ergab, dass Menschen mit geringer Muskelkraft ein um 50 Prozent höheres Risiko haben, früher zu sterben als ihre stärkeren Altersgenossen. Das ist selbst dann der Fall, wenn Faktoren wie Alter, Geschlecht und bestehende Gesundheitszustände berücksichtigt werden.
„Die Aufrechterhaltung der Muskelkraft während des gesamten Lebens – und vor allem im späteren Leben – ist äußerst wichtig für Langlebigkeit und ein unabhängiges Altern“, meinte die leitende Studienautorin und Epidemiologin Kate Duchowny in einer Erklärung.
Die Autoren der Studie vermuten, dass Muskelschwäche zu einer höheren Sterblichkeits- und Behinderungsrate beiträgt, da sie mit Insulinresistenz, Diabetes und dem metabolischen Syndrom in Verbindung steht. Darüber hinaus haben schwache Personen häufiger Schwierigkeiten bei der grundlegenden Selbstversorgung und ein erhöhtes Sturzrisiko, erklärten sie.
Ferner sind Personen mit geringer Muskelmasse erheblich anfälliger für längere Bettruhe nach einer Krankheit oder Verletzung, was den Muskelabbau weiter beschleunigt, zu einer langsameren Erholung und einer schlechteren Lebensqualität führt. Dieser Zustand kann einen Teufelskreis der Atrophie in Gang setzen, bei dem eine geringere Muskelkraft zu einer geringeren körperlichen Aktivität führt, was den Muskelverlust noch verschlimmert.
Andy Galpin, Professor für Bewegungswissenschaft an der California State University-Fullerton, wies in einem Podcast auf dieses Problem hin: „Atrophie ist ein Muskelschwund. Doch weil wir jetzt schwächer sind, wollen wir weniger tun, was die Sache noch schlimmer macht. Wir geraten in eine Abwärtsspirale. Es ist also sehr wichtig, niemals in diesen Kreislauf zu geraten.“
Muskeln verbessern die Gesundheitsspanne …
Warum sind Muskeln so wichtig? Weil sie eine Vielzahl von zusätzlichen Funktionen im Körper haben. Sie regulieren den Hormonhaushalt, verringern Entzündungen und steuern den Blutzuckerspiegel. Muskelkontraktionen bei körperlicher Betätigung fördern auch die Autophagie. Das ist die körpereigene Methode zur Beseitigung geschädigter Zellen, die dazu beiträgt, die Alterung zu verlangsamen.
Mit zunehmendem Alter verlagert sich der Schwerpunkt von der bloßen Verlängerung des Lebens auf die Verbesserung der Qualität der Lebensjahre. Dr. Palakodeti betont den entscheidenden Unterschied zwischen Lebensdauer und Gesundheitsspanne, wobei letztere der Lebensabschnitt ist, den man bei guter Gesundheit und frei von chronischen Krankheiten und körperlichen Einschränkungen verbringt. Wer auf die Gesundheit seiner Muskeln achtet, könne seine Gesundheitsspanne erheblich beeinflussen und im Alter eine höhere Lebensqualität genießen, so der Gesundheitsberater.
„Wenn ich 80 Jahre alt bin, möchte ich ein unabhängiges Leben führen. Ich möchte ohne Hilfe aus einem Stuhl aufstehen können. Ich möchte Hobbys haben, die ich selbstständig ausüben kann. Die Erhaltung der Muskelkraft ist der Schlüssel dafür“, so Dr. Palakodeti.
…und erhöhen die Lebenserwartung
Neben der körperlichen Gesundheit tragen starke Muskeln auch zum geistigen Wohlbefinden bei. Laut einer Studie aus dem Jahr 2022, die im „Journal of Cachexia, Sarcopenia and Muscle“ erschien, ist eine geringere Muskelkraft auch mit einem höheren Risiko für die Entwicklung von Depressionen und Angstzuständen verbunden. Insbesondere steht laut der Studie eine Abnahme der Griffkraft um fünf Kilogramm mit einem um sieben Prozent erhöhten Risiko für Depressionen und einem um acht Prozent erhöhten Risiko für Angstzustände in Verbindung.
Die Muskeln gesund zu erhalten sei einer der Faktoren, auf die wir Einfluss nehmen können und die uns erheblich vor den altersbedingten Abbauprozessen schützen können, so Dr. Palakodeti weiter. Um Muskeln aufzubauen und zu erhalten, empfiehlt er regelmäßiges Krafttraining und die richtige Ernährung. Dadurch werde sich die allgemeine Lebensqualität verbessern und das Risiko chronischer Krankheiten verringern.
Wer heute Wert auf Muskelkraft und -masse legt, könne morgen ein längeres, gesünderes und unabhängigeres Leben genießen, ist Dr. Palakodeti überzeugt.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Muscle: The Anti-Aging Secret Few Discuss“. (redaktionelle Bearbeitung as)
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