Arachidonsäure: Das Schwein und die stille Entzündung

Arachidonsäure fördert Entzündungen im Körper, gänzlich darauf verzichten kann der Mensch aber auch nicht. Worauf zu achten ist und welche Alternativen es gibt, erklärt Gastautor und Heilpraktiker René Gräber in seiner wöchentlichen Kolumne bei Epoch Times.
Arachidonsäure: Das Schwein und die stille Entzündung
Ein Vergleich der Arachidonsäuremenge zeigt, welches Fleisch am gesündesten ist.Foto: bit245/iStock
Von 4. April 2025

Arachidonsäure? Kaum jemand kennt sie, dabei spielt sie eine zentrale Rolle bei chronischen Entzündungen, Schmerzen und den stillen Entzündungsprozessen, die so viele unserer heutigen Zivilisationskrankheiten antreiben. Sie ist in Milch enthalten, wesentlich größere Mengen stecken jedoch in Fleisch und Fisch, und es gibt große Unterschiede.

Was ist Arachidonsäure überhaupt?

Arachidonsäure ist eine mehrfach ungesättigte Fettsäure aus der Omega-6-Familie. Der Körper braucht sie – für Immunreaktionen, für die Wundheilung, für die Zellkommunikation. Doch wie so oft gilt, die Dosis macht das Gift.

In zu hoher Konzentration wird Arachidonsäure zum Brandbeschleuniger im Körper. Sie dient als Ausgangsstoff für entzündungsfördernde Botenstoffe wie Prostaglandine und Leukotriene.

Diese Substanzen sind nicht nur bei Rheuma, Migräne, Colitis ulcerosa (chronische Entzündung des Dickdarms) oder Psoriasis (Schuppenflechte) beteiligt, sondern auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, Demenz und sogar Krebs. Das Perfide daran ist, dass diese Entzündungsprozesse oft „still“ sind. Sie verursachen keine direkten Schmerzen, richten aber auf Dauer immer mehr Schaden an.

Fleisch als Hauptquelle

Der Hauptlieferant für Arachidonsäure in unserer heutigen Ernährung ist tierisches Fett – vor allem aus Schweinefleisch, Wurst, Eiern, Innereien und bestimmten Milchprodukten. Besonders problematisch sind die Fett-Eiweiß-Kombinationen in Wurst und Aufschnitt.

Viele Menschen essen gar nicht so viel „Fleisch“ im klassischen Sinn, aber sie essen Salami, Leberwurst, Schinken, Fleischkäse. Jeden Tag ein bisschen – und damit jeden Tag einen Schub Arachidonsäure.

Ein kurzer Vergleich:
Liste von tierischen Produkten und ihre Menge an Arachidonsäure

Arachidonsäure steckt in fettreichem Fleisch, weshalb ein magerer Braten oft gesünder ist als Aufschnitt oder Hack. Foto: ts/Epoch Times

Interessanterweise ist das reine, magere Schweinefilet vergleichsweise arm an Arachidonsäure. Während Schweinebauch oder Wurstprodukte locker über 200 Milligramm pro 100 Gramm liefern, kommt das Lendchen gerade mal auf rund 35 Milligramm. Der Grund? Arachidonsäure sitzt im Fett – und das fehlt in der Lende fast komplett.

Warum ist Schweinefleisch so belastet?

Zum einen wegen der genetischen Struktur des Schweins: Es speichert Fett – und damit Arachidonsäure – intramuskulär. Zum anderen wegen der industriellen Fütterung mit Mais, Soja und Getreide – alles Omega-6-reiche Pflanzen. Dazu kommt die Verarbeitung. In Wurst und Aufschnitt landet nicht nur Muskelfleisch, sondern auch fettes Gewebe und Innereien.

Der von mir geschätzte Dr. Hans-Heinrich Reckeweg, Begründer der Homotoxikologie, ging noch weiter. Er sprach vom „Sutoxin“ im Schweinefleisch – einem tiefgreifenden, krankmachenden Gift, das den Organismus schleichend vergiftet. Seine These: Schweinefleisch sei dem Menschengewebe zu ähnlich, werde nicht als fremd erkannt und löse daher keine klare Immunantwort aus.

In fettreichem Schweinefleisch steckt viel Arachidonsäure, was bei dauerhaft hohem Verzehr ungesund ist. Foto: undefined undefined/iStock

Diese Sicht ist umstritten, aber aus meiner Praxiserfahrung heraus kann ich sagen, wer bei chronischen Beschwerden für vier bis sechs Wochen auf Schwein und Wurst verzichtet, berichtet oft – zum Teil überraschend deutlich – von Besserungen. Wer bei Schweinefleisch an die Religionen denkt, wird sich vielleicht an eine Sache erinnern.

Judentum und Islam verbieten Schweinefleisch seit Jahrtausenden. Die religiöse Begründung lautet, das Fleisch sei unrein. Doch vielleicht verbirgt sich dahinter auch altes Gesundheitswissen? In heißem Klima war Schweinefleisch ohne Kühlung eine hygienische Zeitbombe. Dazu kommen die physiologischen Eigenschaften fettreich, „schleimbildend“, entzündungsfördernd. Vielleicht wussten die alten Religionsführer, dass es nicht förderlich für die Gesundheit ist?

Was tun?

Die meisten Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen profitieren zunächst enorm von einer fleischlosen oder zumindest fleischarmen Kost. Pflanzliche Eiweiße aus Linsen, Bohnen, Nüssen oder Hafer sind eine gute Alternative.

Fisch wäre eigentlich ideal, denn er ist reich an Omega-3, entzündungshemmend und gut verdaulich. Doch die Realität sieht mit Quecksilber, Mikroplastik und Überfischung anders aus. Ich meide Fisch daher und empfehle gezielt Omega-3 über Algenöl oder Fischöl zuzuführen.

Langfristig braucht der Mensch aber hochwertiges Eiweiß und genau davon essen dann wieder einige zu wenig. Und ja, man kann es auch rein pflanzlich decken – aber es braucht dazu Erfahrung. Für viele ist es einfacher, sich an das zu halten, was unsere Vorfahren gegessen haben: wenig Fleisch, aber wenn, dann „gutes Fleisch“.

Das bringt uns zum Rind. Weide-Rindfleisch enthält deutlich weniger Arachidonsäure und bei Biohaltung sogar ein besseres Omega-3-Verhältnis. Lamm ist ebenfalls akzeptabel. Eier sind trotz ihres Gehalts an Arachidonsäure wertvoll.

Sie liefern Cholin, Biotin, fettlösliche Vitamine – aber bitte Bio und bitte nicht im Übermaß und auch erst, wenn der Entzündungsprozess im Körper stabilisiert ist und sich der Stoffwechsel beruhigt hat. Dann können Eier wieder Teil einer ausgewogenen Ernährung sein.

In Rindfleisch steckt wenig Arachidonsäure

Rindfleisch gilt als eine der gesündesten Fleischsorten. Foto: Kyrylo Baranovskyi/iStock

Fazit: Gesundheit beginnt im Kopf und auf dem Teller

Wir leben in einem entzündungsfreudigen Zeitalter. Unsere Nahrung fördert dies oft ungewollt. Wer stillen Entzündungen entkommen will, muss bei der Arachidonsäure ansetzen.
Verzicht auf Schweinefleisch, Wurst, Fertigprodukte und eine gezielte Omega-3-Zufuhr sind einfache, aber wirksame Schritte.

Langfristig geht es nicht um Verzicht, sondern um Qualität: Weniger, dafür besseres Fleisch. Und das Wissen, dass unsere Gesundheit nicht nur im Kopf beginnt, sondern auch auf dem Teller.

Über den Autor
René Gräber

René Gräber. Foto: privat

René Gräber studierte Pädagogik und Sportwissenschaften. Aufgewachsen in einer Ärztefamilie, kam er früh mit der Medizin in Kontakt – vor, unter und hinter dem Arzttisch. Bereits in seinen Zwanzigern war seine Krankenakte „so dick wie die mancher 70-Jährigen“.

Sein eigenes Leid führte ihn jenseits der klassischen Medizin schließlich zur Naturheilkunde. Die erfolgreiche Selbstbehandlung legte den Grundstein für seine seit 1998 bestehende Praxis mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Alternativmedizin.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker. Für Informationen zur Dosierung, Anwendung und unerwünschten Effekten von Heilpflanzen wird eine Beratung in der Apotheke empfohlen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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