Die „Energiewende“ – Akt der Selbstzerstörung einer Industrienation?

2,88 Billionen Euro – so teuer wird das Heizungsgesetz für Immobilienbesitzer. Diese Summe errechnete Dipl.-Ing. Michael Limburg. Weil die Verhältnismäßigkeit fehlt, ist es für ihn allein deshalb „eindeutig verfassungswidrig“.
Die „Energiewende“ – Akt der Selbstzerstörung einer Industrienation?
Ein Heizungsthermostat vor einem Stromzähler und Euroscheinen. Michael Limburg sieht im Heizen mit Strom keine Zukunft.Foto: iStock
Von 22. September 2023

Ist die „Energiewende ein Akt der Selbstzerstörung einer Industrienation“? So lautete der Titel eines Vortrages von Dipl.-Ing. und Autor Michael Limburg am 19. September in Berlin. Er sprach über die Folgen des kürzlich vom Bundestag beschlossenen Heizungsgesetzes und den Stand der Energiewende. Die Veranstaltung organisierte die Hayek-Gesellschaft.

Limburg sieht im derzeitigen Stand bei der Energiewende mehr Nachteile als Vorteile, wie etwa die „extrem geringe Leistungsdichte“ von Solar- und Windkraftanlagen. So müssten Windräder heutzutage sehr hoch gebaut werden, da „die Summe der Windenergie so ‚dünn‘“ ist.

Die Flügel großer Windkraftanlagen hätten die Größe eines Fußballfeldes und der Turm bis zur Nabe sei längst „höher als der Kölner Dom“. „Sie brauchen riesige Flächen, um die Energie einzufangen. Für relativ wenig Strom muss man Riesenmaschinen aufbauen.“

Ein „sozialistischer Beschluss“

Die Wetterabhängigkeit von Wind- und Solar-Anlagen sei mittlerweile weithin bekannt. Sie sorge für eine „unstete Einspeisung“ von Strom in unsere Netze, was „der Tod jeder elektrischen Versorgung“ bedeute. Bei unsteter Einspeisung seien Batterien nötig, um sogenannte Dunkelflauten zu überbrücken, so Limburg, der auch Vizepräsident des EIKE (Europäisches Institut für Klima und Energie) ist. Die Dimension sei das Problem: „Speicher sind in den gewaltigen Energiemengen – Millionen von Megawattstunden – nicht möglich.“

Ein weiterer Nachteil seien lange Leitungswege, die gerade für Offshore-Windanlagen in der Nord- und Ostsee benötigt werden. Die Energie muss dorthin, wo die Verbraucher sind, bestenfalls ins Ruhrgebiet, wo Deutschlands höchste Bevölkerungsdichte ist. Lange Leitungen stellen einen höheren Widerstand für den Strom dar. Für solch hohe Leistungen sind Gleichspannungsübertragungsleitung mit 500.000 Volt nötig. Diese würden gerade gebaut. Limburg:

Sigmar Gabriel hat in einem sozialistischen Beschluss gesagt, Geld spielt keine Rolle. Die Leitungen bauen wir nicht überirdisch, sondern unterirdisch. Damit ist es achtfach teurer als eine Überlandleitung.“

Der Energiefachmann erklärte, dass das „massiv instabile Angebot [an Energie] Folgen hat“ für die deutsche Wirtschaft: nämlich „die Abwanderung von Industrie“. Leidtragende seien besonders auch mittelständische Betriebe, die eine „Pleitewelle“ erlebten – „ausgelöst durch die hohen Energiepreise“.

Die komplexeste Maschine

Der massive Ausbau der Erneuerbaren in den letzten rund 20 Jahren habe dazu geführt, dass netzstabilisierende Eingriffe der Energieversorger deutlich zugenommen haben. „Von 2000 bis 2010 gab es pro Jahr stets weniger als zehn Eingriffe, sogenannte Redispatch-Maßnahmen. 2011 waren es plötzlich 100 und 2012 schon rund 1.000 solche stabilisierenden Maßnahmen.“ Anhand der bisherigen Zahlen prognostizierte Limburg für dieses Jahr über 14.500 Redispatch-Maßnahmen. Das sind inzwischen mehr als 39 Eingriffe pro Tag.

Da die Netzbetreiber viele Prozesse immer feiner automatisiert haben, blieb das Stromnetz noch stabil. Dennoch müssen die Versorger viel häufiger aktiv werden. „Das ist unglaubliche Nervenarbeit“, stellte Limburg fest.

Der Ingenieur bezeichnete damit unser (europäisches) Stromnetz als „die komplexeste Maschine, die je von Menschen gebaut wurde“. Denn einerseits müssten die Stadtwerke Wechselstromgeneratoren mühevoll zusammenschalten, andererseits müssten „auch die Verteilung, Last und Einspeisung immer in der Waage gehalten“ werden – und das im Bereich von Millisekunden.

GEG ist Eingriff in jedermanns Privatsphäre

Auf dieser Basis dieses instabilen, aufwendigen Stromsystems soll nun das neue Heizungsgesetz (offiziell Gebäudeenergiegesetz, GEG) aufbauen. Limburg hatte sich die Mühe gemacht und die 168 Seiten des Gesetzentwurfs durchgelesen. Sein Resümee: „Das GEG enthält einen bisher noch nie da gewesenen Eingriff in jedermanns Privatsphäre“, denn es läuft darauf hinaus, dass „wir in Zukunft mit Strom heizen“.

Gegenwehr sei aufgrund eines überragenden öffentlichen Interesses fast unmöglich. Zudem verursache es „irre Kosten“ und sei ein „bürokratisches Monstrum“. „Die einzige Hoffnung, die man haben kann, ist die, dass es schlicht nicht durchführbar ist“, sagte Limburg.

Darüber hinaus teilte ihm ein Anwalt mit, dass das GEG „allemal dazu da ist, um die Lasten auf den Nutzer zu verlagern. Alle Risiken und Kosten liegen nun bei ihm“. Besonders die Kosten seien so hoch, dass der Gesundheitsminister intervenierte und sagte, seine Krankenhäuser gingen dadurch alle pleite. Daraufhin beschloss der Bund, für die Kliniken eine Ausnahme zu machen. „Aber für die Millionen von Eigentümern und Vermietern ist das nicht der Fall. Da wird keine Ausnahme gemacht“, erklärte Limburg.

Überdies beabsichtigt die EU demnächst eine Richtlinie einzuführen, die die Bürger zur energetischen Sanierung ihrer Immobilien verpflichtet. „Kommen wir der Pflicht nicht nach, dürfen wir unsere Häuser nicht mehr nutzen“, so Limburg. Er stellte fest, dass es

das teuerste CO₂-Vermeidungsspektakel ist, das jemals erfunden wurde. Ich habe es fünfmal nachgerechnet. Ich konnte es wirklich nicht glauben.“

Er kam aufgrund dieser neuen Heiz- und Sanierungsverordnungen auf Kosten für alle deutschen Immobilienbesitzer von 2,88 Billionen Euro.

Das deckt sich mit Berechnungen des pensionierten Bauingenieurs Hans-Martin Bregler, der ebenfalls von Kosten in Höhe rund 3 Billionen Euro spricht. Epoch Times berichtete.

GEG spart in sieben Jahren Chinas CO₂-Tagesemission

Ziel des Heizungsgesetzes ist die CO₂-Vermeidung. Limburg nannte in seinem Vortrag auch die Summe, die Deutschland damit einsparen könnte. Nach langem Hin und Her habe die Bundesregierung das Wuppertal Institut zitiert. „Die haben drei Studien vorgestellt und die schwanken zwischen 10 und 40 Millionen Tonnen CO₂-Einsparung bis 2030.“

„Wenn wir tatsächlich 40 Millionen Tonnen CO₂ weniger emittieren, wäre das die Menge, die derzeit ganz China an einem einzigen Werktag emittiert“, so Limburg. Gleichzeitig bedeute das für uns Vermeidungskosten von 72.000 Euro pro Tonne CO₂. „Das ist ein Betrag, der einfach jenseits von Gut und Böse ist.“

Limburg sieht das Heizungsgesetz allein schon deswegen als „eindeutig verfassungswidrig, weil die Verfassung gebietet, dass das Gebot der Verhältnismäßigkeit eingehalten werden muss.“ Dies wäre nicht der Fall. Aus juristischer Sicht müsse ein Gesetz geeignet sein, es muss angemessen sein und es muss zielführend sein. Er bedauerte:

Alle drei Bedingungen, die die Verhältnismäßigkeit fordert, erfüllt dieses Gesetz nicht.“

In diesem Sinne bezeichnete Limburg das GEG als „ein Verarmungsprogramm sondergleichen“ für die Menschen.

Deutschlands Energiewende bremst Klimaentwicklung „null“

Politiker und verschiedene Organisationen weltweit verkünden immer wieder, dass die vom Menschen verursachten weltweiten CO₂-Emissionen das Weltklima erwärmen und dies zu katastrophalen Auswirkungen führe. Am Ende seines Vortrages versuchte Limburg diese These zu widerlegen.

Deutlich sei dies an der weltweiten anthropogenen CO₂-Emission im Jahr 2020 zu erkennen. Im ersten Pandemiejahr haben mehrere Industrieländer Lockdowns verhängt, wodurch tatsächlich weniger CO₂ emittiert wurde: Die Emission sank von 37,08 auf 35,26 Milliarden Tonnen, anstatt den Wachstumstrend fortzusetzen.

Die „Energiewende“ – Akt der Selbstzerstörung einer Industrienation?

Die anthropogenen CO₂-Emissionen über die Jahre. 2020 war ein kleiner coronabedingter Einbruch. Foto: Our World in Data (Quelle)

Dieser Abfall in der Kurve entspricht laut Limburg dem 2,5 bis 3,2-Fachen dessen, was Deutschland pro Jahr emittiert. Oder: „Wenn wir Deutschland und zusätzlich noch Italien und Frankreich ein ganzes Jahr lang stilllegen, dann wäre das die weniger emittierte Menge an CO₂.“

Die Entwicklung der CO₂-Konzentration in der Erdatmosphäre blieb davon unbeeindruckt. Hier gab es 2020 keinerlei Knick in der Kurve, wie der Ingenieur darlegte.

Das heißt: das Stilllegen von den drei wichtigsten Ländern in technischer, finanzieller Hinsicht. Frankreich, Italien, Deutschland hätte null Ergebnis, null, absolut null.“

„Sie haben nichts anderes erreicht, als die Öffentlichkeit zu betrügen, um sich politisch und finanziell zu bereichern. Der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre wird in den kommenden Jahrzehnten weiter ansteigen“, schrieb Tony Heller auf X (ehemals Twitter) unter Verweis auf die Messwerte der US-amerikanischen Behörde für Ozeane und Atmosphäre (NOAA).

Monatliche atmosphärische CO₂-Konzentration vor (rot) und nach Korrektur saisonaler Effekte (schwarz) am Mauna Loa Observatorium auf Hawaii. Stand (September 2023). Foto: NOAA

Energiewende wegen 0,004 Grad?

Letztlich analysierte Limburg noch, ob diese Bemühungen für die Reduzierung der Erwärmung etwas bringen würden. Laut dem Green Deal der EU sollen die Emissionen der EU bis 2030 auf 55 Prozent dessen sinken, was die Union im Jahr 1990 ausgestoßen hatte.

„Wenn man ein mittleres Modell errechnet, wie die Temperatur sich bis 2100 entwickelt, dann haben wir eine Reduktion von sage und schreibe 0,004 Grad Celsius am Ende des Jahrhunderts“, sagte Limburg.

„Das würde uns über die EU bis 2030 fünf Billionen Euro kosten – zusätzlich zu den oben genannten 2,88 Billionen Euro“, schloss Limburg ab.

Die Hayek-Gesellschaft als Organisator des Vortragsabends sieht im Heizungsgesetz ebenfalls einen Eingriff in Eigentum und Privatautonomie, eine Art Zwangsenteignung und Planwirtschaft. Das Heizungsgesetz bewirke eine Zwangsfestlegung auf eine Technik und gehe von utopischen Grundannahmen aus, was Verfügbarkeit von Energie und die Finanzierbarkeit betrifft.

Es führe zu weiterer Staatsverschuldung über Subventionierung der Preise. Insgesamt sei das Heizungsgesetz in der bestehenden Form nicht durchführbar und zum Scheitern verurteilt.



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