Corona senkt globale CO2-Emissionen um 17 Prozent: „Stillstand keine Dauerlösung“
Klimaforscher haben für das erste Halbjahr 2020 weltweit einen „beispiellosen Rückgang der CO2-Emissionen“ festgestellt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden 1.551 Millionen Tonnen weniger Kohlenstoffdioxid ausgestoßen, wie aus einer am Mittwoch im Magazin „Nature Communications“ veröffentlichen Studie eines internationalen Forschungsteams hervorgeht. Demnach bewirkte die Corona-Pandemie einen stärkeren Rückgang als die Finanzkrise oder der Zweite Weltkrieg.
Im April, als die meisten Länder das öffentliche Leben eingeschränkt hatten, seien die CO2-Emissionen weltweit um 16,9 Prozent zurückgegangen. Vergleichbare Effekte wie nach den verschiedenen Corona-Ausbrüchen träten „normalerweise nur kurzfristig an Feiertagen wie Weihnachten oder dem chinesischen Frühlingsfest“ auf, wie Studienautor Zhu Liu von der Tsinghua-Universität in Peking erklärte.
Insgesamt sanken die Emissionen im ersten Halbjahr 2020 um 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ausgangssperren senken Emissionen um bis zu 40 Prozent
Einzigartig sei die Erhebung wegen „nahezu in Echtzeit gemessener“ Daten. Für die Studie werteten die Forscher unter anderem stündliche Datensätze der Stromerzeugung in 31 Ländern aus. Auch der Fahrzeugverkehr in mehr als 400 Städten, Produktionsdaten für die Industrie in 62 Ländern sowie Brennstoffverbrauchsdaten aus 200 Ländern wurden einbezogen.
Am stärksten seien die Emissionen im Landverkehr zurückgegangen. „Vor allem aufgrund des weit verbreiteten Arbeitens von zu Hause gingen die CO2-Emissionen im Verkehr weltweit um 40 Prozent zurück“, sagte der Studienautor Daniel Kammen von der University of California in Berkeley. Mit 22 beziehungsweise 17 Prozent hätten der Energie- und Industriesektor geringere Rückgänge zu verzeichnen gehabt.
Auf die langfristige CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre habe der zeitweilige Rückgang jedoch nur geringfügige Auswirkungen. „Dieser CO2-Rückgang ist zwar beispiellos, doch ein Rückgang menschlicher Aktivitäten kann nicht die Antwort sein“, erklärte Prof. Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Worauf wir uns wirklich konzentrieren müssen, ist die Verringerung der CO2-Intensität unserer globalen Wirtschaft.“
Stillstand ist keine (Dauer-)Lösung
Die Forscher ermittelten jedoch auch starke Rebound-Effekte. Die meisten Volkswirtschaften erreichten im Juli 2020 – nach Lockerung der Sperrmaßnahmen – wieder ihr gewohntes Emissionsniveau. Doch selbst ein historisch niedriger CO2-Ausstoß, würde sich nur geringfügig auf die langfristige CO2-Konzentration in der Atmosphäre auswirken.
In diesem Zusammenhang betonen die Autoren, dass die einzig effektive Strategie nur eine Transformation des Industrie- und Handelssektors sein könne. „Wir brauchen umfassende strukturelle Veränderungen in unseren Energieproduktions- und -verbrauchssystemen“, sagte Schellnhuber.
(Mit Material der Nachrichtenagentur afp und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung)
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