„Windader West“: Nordsee-Strom für acht Millionen Menschen – wenn der Wind weht

Auf See erzeugter Windstrom – besonders der in der Nordsee – soll eine Schlüsselrolle bei der deutschen Energiewende spielen. Damit diese Energie auch im Landesinneren genutzt werden kann, sind starke Leitungen nötig. Jetzt wurden Einzelheiten bekannt.
Titelbild
Ein Offshore-Windpark – durch Stromleitungen soll der in der Nordsee produzierte Strom nach NRW fließen.Foto: iStock
Von 25. August 2023

Eine der größten Herausforderungen bei der Energiewende ist die Infrastruktur. In der Nordsee, rund 30 Kilometer nördlich der ostfriesischen Inseln, entstehen immer mehr Windkraftanlagen. Elektrische Energie in riesigen Mengen, die zu den Verbrauchern gelangen muss.

Dafür will nun der Übertragungsnetzbetreiber Amprion Offshore sorgen. Die sogenannte „Windader West“ soll ab 2032 in großem Stil den Nordsee-Windstrom in das Bundesland mit der größten Bevölkerungsdichte Deutschlands bringen – nach Nordrhein-Westfalen. Den Namen und weitere Einzelheiten des milliardenschweren Gleichstrom-Kabelprojekts stellte Amprion am Donnerstag, dem 24. August, vor.

Acht Gigawatt sollen durchfließen

Das Unternehmen teilte dabei mit: „Bis zu acht Gigawatt Leistung aus Offshore-Windenergie soll die Stromverbindung direkt nach Nordrhein-Westfalen bringen.“ Damit decke die Leitung in Summe den Energiebedarf von acht Millionen Menschen.

„In Summe“ bedeutet, dass die Leitung rein rechnerisch in einem bestimmten längeren Zeitraum diesen Energiebedarf deckt. An Tagen mit keinem oder wenig Wind in der Nordsee fließt kein oder kaum Strom durch die Leitung. Dann müssen grundlastfähige Kraftwerke (Kohle oder Gas) den Verbrauchern Energie bereitstellen.

Geplant sind Erdkabel, die in den Windparks auf See beginnen und gebündelt als Erdkabel von der Küste bis zu ihren Endpunkten in der Rhein-Ruhr-Region führen. Der Energiekorridor „Windader West“ besteht aus vier Einzelprojekten mit jeweils zwei Gigawatt Leistung. Insgesamt sollen 16 bis 18 Milliarden Euro investiert werden. Die vier Projekte sollen 2032, 2033, 2034 und 2036 in Betrieb genommen werden.

Die Leitungen sollen den auf See erzeugten Windstrom aufnehmen und zu den über 300 Kilometer entfernten Zielpunkten im Norden von NRW bringen.

Während eine Leitung die ostfriesische Insel Norderney unterqueren soll, ist nach Angaben eines Sprechers angedacht, dass die anderen drei die Insel Langeoog unterqueren. Der Korridor und später dann der genaue Trassenverlauf sollen in der kommenden Zeit in einem aufwendigen Verfahren festgelegt werden.

Nordsee

Der Energiekorridor Windader West. Foto: Pressemitteilung Amprion Offshore GmbH

Pläne für das Raumordnungsverfahren

„Eine frühe Beteiligung aller Interessengruppen ist uns besonders wichtig“, sagte ein Amprion-Sprecher. „So können wir mit den Menschen vor Ort in Kontakt treten und wichtige Hinweise aufnehmen, die uns bei unseren Planungen helfen.“

Im Oktober beabsichtigt Amprion, erste Informationsveranstaltungen anzubieten, um über das Projekt und die Inhalte des ersten Genehmigungsschritts – und damit das Raumordnungsverfahren – zu informieren.

Für diese Verfahren sind laut Pressemitteilung Antragskonferenzen der Bezirksregierung Düsseldorf (für NRW) und des Amtes für regionale Landesentwicklung Weser-Ems (für Niedersachsen) im September geplant. Erst im nächsten Jahr reicht Amprion die Unterlagen für das Verfahren ein. Dann soll auch eine Öffentlichkeitsbeteiligung durch die Behörden stattfinden.

Endpunkte in Wesel und Haltern und zwei weiteren Orten

Die Trassen sollen in Nordrhein-Westfalen an unterschiedlichen Orten enden: in Wesel, in Haltern, in Rommerskirchen und in Oberzier. In der Nähe von dort bereits befindlichen Umspannanlagen soll der Gleichstrom dann in Konverterstationen in Wechselstrom umgewandelt werden, der dann ins Stromnetz eingespeist werden kann. Amprion gab an, dass die Standortsuche transparent sein soll. Dafür hat der Betreiber bereits mit den angrenzenden Kommunen Kontakt aufgenommen.

Eric Zieschang, Gesamtprojektleiter für die Windader West, betonte dabei, dass möglichst alle Belange berücksichtigt werden sollen. „Um das Projekt in Einklang mit Mensch, Natur und Umwelt zu bringen und Beeinträchtigungen vor Ort zu minimieren, werden die Systeme größtenteils parallel zueinander installiert.“

Amprion ist einer von vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland, die für den überregionalen Stromtransport zuständig sind. Neben der „Windader West“ plant Amprion noch weitere Gleichstromverbindungen, die den Nordsee-Windstrom nach NRW und Hessen bringen sollen.

Hier ein Link zu einer Karte mit allen Offshore-Windkraftanlagen in der Deutschen Bucht in Betrieb und in Planung sowie deren Kabelanbindungen.

(Mit Material der Agenturen)



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