Putins Getreide-Trumpf: Chaos durch Hunger
Vor einigen Tagen warnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj während eines Sicherheitsgipfels in Singapur, wo er per Video zugeschaltet war, vor den Folgen der russischen Getreideblockade – nicht nur für die Hungerregionen der Welt, sondern laut Selenskyj auch für manche Regierung.
Politisches Chaos durch Hunger
Wegen der durch Russland verhinderten Getreidelieferungen aus der Ukraine sagte Selenskyj eine schwere Nahrungsmittelkrise und eine Hungersnot voraus. Diese würden insbesondere Staaten Asiens und Afrikas betreffen. Die Situation werde „unweigerlich zu politischem Chaos“ führen, was den „Zusammenbruch vieler Regierungen und den Sturz vieler Politiker“ nach sich ziehen könne, so Selenskyj weiter. Er forderte nach afp-Angaben die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf.
Wie das „Handelsblatt“ bereits berichtete, haben sich immer mehr Schwellenländer abgeschottet und ihre Agrarexporte gestoppt. Die Länder befürchten nicht nur Hungersnöte, sondern auch Revolten. In Sri Lanka gibt es aufgrund der hohen Lebensmittelpreise bereits Massenproteste gegen die Regierung, mit Toten, Verletzten und brennenden Häusern. Das Land befindet sich in einer politischen Krise. Der Premierminister ist zurückgetreten.
Auch in Kuba tut sich ebenfalls etwas. Offenbar gibt es eine neue Massenmigrationswelle in Richtung USA. In Afrika führe, so der Internationale Währungsfonds, eine Erhöhung der Nahrungsmittelpreise um zehn Prozent bereits zu einer 40 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit für politische Unruhen. Auf keinem Kontinent habe dies solch gravierende Auswirkungen.
Gefangenes Getreide
Unterhändler der UNO versuchen derzeit, ukrainisches Getreide auf den Weltmarkt zu bekommen, und der EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis wirft Russland vor, diese UN-Exportbemühungen um in der Ukraine gelagertes Getreide zu blockieren. Selenskyjs Landwirtschaftsminister Mykola Solskji sagte zu Reuters, dass die Ukraine „für eine lange Zeit vom Markt verschwinden“ werde. Man könne die Ernte vom vergangenen Jahr nicht exportieren, die gegenwärtige nicht einholen und man wolle die nächste eigentlich gar nicht erst aussäen.
Der Getreideexport des Landes wurde in Vorkriegszeiten zu 90 Prozent über die Schwarzmeerhäfen abgewickelt, unter anderem die derzeit besetzten Hafenstädte Mariupol, Berdjansk und Cherson. Meldungen der dpa zufolge ist ein weiterer Hafen, der der Stadt Mykolajiw, inzwischen schwer beschädigt, sodass sich die Verhandlungen zur Beendigung der russischen Blockade hauptsächlich um Odessa drehen.
Züge, Silos und Europas Häfen
Die Bundesregierung plant derweil, Getreide aus der Ukraine über den Schienenweg aus dem Land zu bringen, „um so weltweite Hungersnöte zu verhindern“, wie der FDP-Politiker Michael Theurer, Schienenbeauftragter der Bundesregierung, dem „Handelsblatt“ sagte.
Doch in der Ukraine sind Zugwaggons knapp und Deutschland will mit einem Fonds für neue Behälter dem Engpass entgegenwirken. Laut Theurer könnten optimistisch betrachtet auf diesem Wege zehn der gelagerten mehr als 23 Millionen Tonnen abtransportiert werden.
Ein Sprecher der Deutschen Bahn sagte der Wirtschaftszeitung: „Bereits jetzt fahren wir mit unseren europäischen DB-Cargo-Töchtern in Polen und Rumänien mehrere Züge täglich mit Getreide durch Europa an diverse Seehäfen.“ Zukünftig will man stabile Verbindungen bis an die Seehäfen der Nordsee, am Mittel- und Schwarzmeer aufbauen.
Auch die USA wollen mit Silos aushelfen und diese zur Zwischenlagerung an der ukrainischen Grenze errichten, weil die ukrainischen Züge hier umgeladen werden müssen. Sie haben ein anderes Schienenformat als das übrige Europa. Mit dem ukrainischen Getreide wollen die USA nach Angaben von Präsident Biden auch die Lebensmittelpreise senken, erklärte dieser am Dienstag auf einem Gewerkschaftskongress in Philadelphia.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion