Ohne die USA: EU muss jährlich 250 Milliarden Euro mehr für Verteidigung ausgeben

Eine Studie zeigt, dass die EU jährlich zusätzlich 250 Milliarden Euro für Verteidigung ohne US-Hilfe aufbringen müsste. Dies erfordert höhere Militärausgaben, mehr Soldaten und Rüstungsgüter. Die NATO und Präsident Trump fordern steigende Verteidigungsbudgets, während Finanzierung und Akzeptanz problematisch bleiben.
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Ein französischer Soldat nimmt am 5. Februar 2022 an einer NATO-Übung in Estland teil.Foto: Alain Jocard/AFP via Getty Images
Von 25. Februar 2025

Die Europäische Union (EU) müsste jährlich zusätzlich 250 Milliarden Euro ausgeben, um sich ohne Unterstützung der USA gegen Russland verteidigen zu können, so eine am 21. Februar veröffentlichte Studie.

Die Autoren der Studie, Wissenschaftler des Bruegel-Thinktanks in Belgien und des Kieler Instituts für Weltwirtschaft in Deutschland, erklärten, es würde Ausgaben in Höhe von 1,5 Prozent des EU-BIP erfordern, um 300.000 zusätzliche Soldaten zu mobilisieren.

Notwendige Investitionen in Truppen und Ausrüstung

Laut der Studie bräuchte die EU 50 zusätzliche Armeebrigaden, 1.400 Panzer, 2.000 Schützenpanzer und 700 Artilleriegeschütze, um einen schnellen russischen Durchbruch im Baltikum zu verhindern.

„Dies ist mehr Kampfkraft, als derzeit in den Landstreitkräften Frankreichs, Deutschlands, Italiens und Großbritanniens zusammen existiert“, heißt es in der Studie. Zudem müsste Europa jährlich rund 2.000 Langstreckendrohnen produzieren. Die Studie betont, dass „deutsche Führung und Engagement entscheidend sein werden“.

„Deutschland müsste die nationalen Verteidigungsausgaben von derzeit 80 Milliarden Euro auf 140 Milliarden Euro anheben – etwa 3,5 Prozent des BIP – ergänzt durch gemeinsame EU-Finanzierung“, heißt es in der Studie.

Vorschläge zur Finanzierung der höheren Verteidigungsausgaben

Die Autoren der Studie schlagen vor, dass die Verteidigungsausgaben der EU-Mitgliedstaaten von derzeit 2 Prozent auf 3,5 bis 4 Prozent des BIP steigen sollten. Die Hälfte davon könnte durch gemeinsame europäische Schulden finanziert und für gemeinsame Beschaffungen genutzt werden.

Guntram Wolff, Mitautor der Studie, sagte: „Aus wirtschaftlicher Sicht ist das realisierbar. […] Es ist deutlich weniger, als mobilisiert werden musste, um die Krise während der COVID-Pandemie zu bewältigen.“

Die Studie ergab, dass Moskau seine militärischen Kapazitäten seit Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 erheblich ausgebaut hat. Bis Ende 2024 hatte Russland demnach 700.000 Soldaten in der Ukraine stationiert und seine Produktion von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen deutlich gesteigert.

NATO unter Druck: Höhere Verteidigungsausgaben gefordert

Unterdessen fordert US-Präsident Donald Trump die NATO-Mitgliedsstaaten auf, ihre Verteidigungsausgaben weiter zu erhöhen.

„Ich werde alle NATO-Staaten auffordern, ihre Verteidigungsausgaben auf 5 Prozent des BIP zu erhöhen. Das hätte schon vor Jahren geschehen sollen – es sind nur 2 Prozent, und die meisten Nationen zahlten nicht, bis ich kam und darauf bestand, dass sie zahlen, und sie taten es“, sagte Trump am 23. Januar per Videoverbindung beim Weltwirtschaftsforum (WEF).

Diese Woche setzte der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz allen NATO-Mitgliedern eine Frist bis Juni, um das Ziel von 2 Prozent Verteidigungsausgaben vollständig zu erreichen.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte beim WEF im vergangenen Monat: „Wenn die Ukraine verliert, wird es, um die Abschreckung für den Rest der NATO wiederherzustellen, einen viel, viel höheren Preis kosten als das, worüber wir derzeit nachdenken – sowohl in Bezug auf höhere Ausgaben als auch auf gesteigerte industrielle Produktion. Es wird nicht nur um zusätzliche Milliarden gehen, sondern um zusätzliche Billionen.“

Im Jahr 2014 hatten die NATO-Mitglieder das Ziel festgelegt, bis 2024 mindestens 2 Prozent ihres BIP für das Militär auszugeben. Die russische Invasion in die Ukraine im Februar 2022 erhöhte den Druck auf das Bündnis, mehr zu investieren.

Laut vorläufigen NATO-Schätzungen für 2024, die im Juni letzten Jahres veröffentlicht wurden, haben 23 der 31 NATO-Mitglieder das 2-Prozent-Ziel erreicht.

Von der Leyen lockert Haushaltsregeln für höhere Verteidigungsausgaben

Am 14. Februar genehmigte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, die Lockerung der Haushaltsregeln, um es den EU-Ländern zu ermöglichen, mehr für Verteidigung auszugeben.

Sie erklärte, dass Europa sich mit dem „ruchlosen“ Russland über die Ukraine im Konflikt befinde und ein „mutiger Ansatz“ erforderlich sei.

Letzten Monat erklärte Tim Ripley, Verteidigungsanalyst und Autor von „Little Green Men: The Inside Story of Russia’s New Military Power“, gegenüber der Epoch Times, dass massive Erhöhungen der Verteidigungsausgaben in den meisten europäischen Ländern unpopulär sein werden. Sie könnten nur durch Steuererhöhungen, Kürzungen bei öffentlichen Dienstleistungen oder eine höhere Verschuldung finanziert werden.

„Wenn sie das Geld ausleihen, wird das die Zinssätze für alle vervierfachen“, sagte er. „Also wird jeder auf diese Weise dafür zahlen – oder Sie erhöhen die Steuern, um dies zu finanzieren. Es ist also eine äußerst unpopuläre Maßnahme in ganz Europa.“

Reuters trug zu diesem Bericht bei.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Europe Needs to Spend $260 Billion to Defend Itself Without US Support: Study“. (deutsche Bearbeitung kz)



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