Telegram-Gründer Durow weist Anschuldigungen der französischen Behörden zurück

Pawel Durow kritisiert französische Staatsanwälte, weil sie ihn als Einzelperson verklagt haben und nicht – wie gängige Praxis – das Unternehmen.
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Telegram-Gründer Pawel Durow weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück.Foto: Steve Jennings/Getty Images for TechCrunch
Von 6. September 2024

Der Gründer des Messengerdienstes Telegram, Pawel Durow, hat in einer ersten Stellungnahme nach seiner Verhaftung die Anschuldigungen gegen sich zurückgewiesen. Das berichtet die englischsprachige Ausgabe von Epoch Times (EET).

Telegram kein „anarchisches Paradies“

Dem Bericht zufolge bestritt der 39-Jährige auch, dass Telegram „ein anarchisches Paradies“ sei. Die französische Polizei hatte Durow am 24. August verhaftet, als er mit seinem Privatjet aus Dubai kommend auf dem Flughafen Le Bourget in Paris eintraf. Die Staatsanwaltschaft verhörte ihn und ließ ihn am 29. August unter Auflagen wieder frei. Die Staatsanwaltschaft klagt ihn wegen einer Reihe von Straftaten an. Frankreich darf er vorläufig nicht verlassen.

Telegram ist eine App, die Einzelgespräche, Gruppenchats und „Kanäle“ ermöglicht, an denen Hunderte Personen teilnehmen können. Im Gegensatz zu WhatsApp, das ein Limit von 1.024 Personen hat, sind bei Telegram Gruppenchats mit bis zu 200.000 Menschen möglich. Kritiker behaupten, dass diese Gruppenchats für die Verbreitung von Desinformationen verantwortlich seien.

Der in Russland geborene Durow schrieb am 5. September auf seinem Telegram-Konto: „Die Behauptungen in einigen Medien, dass Telegram eine Art anarchisches Paradies sei, sind absolut unwahr. Wir entfernen jeden Tag Millionen von schädlichen Beiträgen und Kanälen“. Es gebe auch Notfall-Hotlines mit NGOs, um dringende Moderationsanfragen schneller zu bearbeiten.

Telegram soll von Extremisten wie ISIS, Drogenhändlern und Pädophilen genutzt werden. Durow sagte jedoch, die französischen Behörden hätten sich mit ihren Beschwerden an sein Unternehmen wenden sollen, anstatt ihn zu verhaften.

Anwältin: Versuch, die Meinungsfreiheit einzuschränken

Der Fall Durow sei das jüngste Beispiel dafür, wie französische Staatsanwälte versuchten, die Meinungsfreiheit einzuschränken und verschlüsselte Netzwerke ins Visier zu nehmen, sagte die in Paris ansässige Strafverteidigerin Maud Marian gegenüber Epoch Times. „Sie haben Herrn Durow selbst angeklagt und nicht das Unternehmen, was aber total dumm ist, weil Durow nicht das tun kann, was das Unternehmen tut.“

Der Telegram-CEO, der mehrere Staatsbürgerschaften besitzt, darunter auch die französische, sagte: „Die Anwendung von Gesetzen aus der Vor-Smartphone-Ära, um einen CEO für Verbrechen anzuklagen, die von Dritten auf der von ihm verwalteten Plattform begangen wurden, ist ein falscher Ansatz.“ Er soll angeblich mitschuldig daran sein, dass Telegram für Material über sexuellen Kindesmissbrauch und Drogenhandel genutzt wurde und dass das Unternehmen sich geweigert hatte, mit den Ermittlern zu kooperieren.

In einer vorläufigen Anklage wird Durow der „Mittäterschaft bei der Verwaltung einer Onlineplattform zur Ermöglichung illegaler Transaktionen durch eine organisierte Gruppe“ beschuldigt. Dafür droht eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren und eine Geldstrafe von bis zu 500 Millionen Euro. Durow schrieb auf seinem Telegram-Kanal, der mehr als 12 Millionen Abonnenten hat: „Telegram hat einen offiziellen Vertreter in der EU, der ihre Anfragen annimmt und beantwortet. Seine E-Mail-Adresse ist für jeden in Großbritannien öffentlich zugänglich, der ‚Telegram EU address for law enforcement‘ googelt.“

Die französischen Behörden hätten „zahlreiche Möglichkeiten gehabt, um Unterstützung anzufordern“, so Durow weiter. Als französischer Staatsbürger sei er häufig zu Gast im französischen Konsulat in Dubai. Als man ihn dort vor einiger Zeit darum bat, habe er persönlich dabei geholfen, eine Hotline mit Telegram einzurichten, um der terroristischen Bedrohung in Frankreich zu begegnen.

Nutzer vor totalitären Systemen schützen

Wenn Frankreich mit einer Social-Media-Plattform oder einer Smartphone-App unzufrieden sei, sei es die „gängige Praxis“, das Unternehmen zu verklagen. Niemand entwickle neue Tools, „wenn er weiß, dass er persönlich für einen möglichen Missbrauch dieser Tools verantwortlich gemacht werden kann“.

Telegram ist in Russland, der Ukraine und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken sehr beliebt. Durow bestand darauf, dass die Plattform ihre Unabhängigkeit beibehält und sagte, die Aufgabe von Telegram sei es, „Nutzer in autoritären Regimen zu schützen“.

Er verließ Russland 2014, nachdem er sich geweigert hatte, der Forderung nachzukommen, oppositionelle Gemeinschaften auf der ersten von ihm und seinem Bruder Nikolai gegründeten Social-Media-Plattform vk.com zu schließen. Seine Anteile an der Plattform hatte er im Januar 2014 verkauft.

„Als Russland verlangte, dass wir ‚Verschlüsselungsschlüssel‘ aushändigen, um eine Überwachung zu ermöglichen, weigerten wir uns – und Telegram wurde in Russland verboten“, sagt Durow und fügt hinzu: „Als der Iran von uns verlangte, Kanäle friedlicher Demonstranten zu blockieren, weigerten wir uns – und Telegram wurde im Iran verboten.“

Durow betonte, dass „wir bereit sind, Märkte zu verlassen, die nicht mit unseren Prinzipien vereinbar sind, weil wir das nicht für Geld tun“. Sein französischer Anwalt, David-Olivier Kaminski, sagte vergangene Woche gegenüber französischen Medien: „Es ist völlig absurd zu denken, dass die Person, die für ein soziales Netzwerk verantwortlich ist, in kriminelle Handlungen verwickelt sein könnte, die sie nicht direkt oder indirekt betreffen.“



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