Nord Stream 2 steht zum Verkauf: Bald wieder Gaslieferungen aus Russland?

Im Januar soll sich entscheiden, wer die Nord Stream 2 AG übernimmt – und damit neuer Besitzer der noch teilweise intakten Gaspipeline wird. Ernstes Interesse kündigte ein Großinvestor aus den USA an.
Rohre für Nord Stream 2 liegen im Sommer des vergangenen Jahres im Hafen von Mukran auf Rügen.
Röhren der Nord Stream 2-Pipeline. Sie ist installiert, ging aber nie in Betrieb.Foto: Stefan Sauer/dpa
Von 1. Dezember 2024

Wie geht es weiter mit Nord Stream 2? Während beim Anschlag vom 26. September 2022 beide Nord Stream 1-Stränge zerstört wurden, blieb der B-Strang von Nord Stream 2 intakt. Experten gehen davon aus, dass auch der beschädigte A-Strang reparabel ist.

Die Nord Stream 2 AG, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des russischen Erdgasförderunternehmens Gazprom, steht zum Verkauf. Nach dem aktuellen Stand soll das Konkursverfahren zur Abwicklung des Unternehmens am 22. Januar stattfinden.

Interessent aus den USA

Deutschland und viele andere Staaten der Europäischen Union sind bestrebt, russisches Erdgas möglichst zu boykottieren. Dies erfolgt im Rahmen der Sanktionen, die als Reaktion auf den russischen Militärangriff auf die Ukraine verhängt wurden.

Deshalb sind die NATO-Länder bisher nie auf das Angebot von Russlands Präsident Wladimir Putin eingegangen, neue Gaslieferungen über den noch intakten Strang der Ostseepipeline zu ermöglichen.

Das Verlegeschiff Castoro 10 verlegt am 16. August 2018 in der Nähe von Lubmin betonummantelte Rohre für die Nord Stream 2-Gaspipeline auf dem Meeresgrund der Ostsee. Foto: Sean Gallup/Getty Images

Interesse am Erwerb der Pipeline verkündete kürzlich der US-Geschäftsmann Stephen P. Lynch. Er wird trotz der Sanktionen als ernstzunehmender Käufer der Nord Stream 2 AG angesehen, weil er über erhebliche finanzielle Mittel, gute Geschäftsverbindungen und eine strategische Vision verfügt, die sowohl in den USA als auch in Europa Unterstützung finden könnten. Zudem hat er die Möglichkeit, über Ausnahmegenehmigungen und die Politik künftiger US-Regierungen den rechtlichen Rahmen zu navigieren, um den Kauf zu realisieren. Beim US-Finanzministerium beantragte der Milliardär bereits eine Ausnahmegenehmigung, um die Nord Stream 2 AG erwerben zu können.

Lynch bezeichnete den Kauf als eine „einmalige Chance, den USA und Europa für den Rest des fossilen Energiezeitalters die Kontrolle über die europäische Energieversorgung zu sichern“. Ein amerikanisches Eigentum an der 1.234 Kilometer langen Pipeline diene zudem den langfristigen Interessen der USA.

Einst hatte Lynch mitgeteilt, dass er „der reichste Mann sein will, von dem man noch nie gehört hat“, zitierte ihn das „Wall Street Journal“. Sein geplantes Investment in der Ostsee würde ihn jedoch zwangsweise ins Rampenlicht der Öffentlichkeit rücken.

Rendite mit neuem US-Präsidenten?

Sollte Lynch grünes Licht vom US-Finanzministerium bekommen, könnte er mit Unternehmen, die derzeit US-Sanktionen unterliegen, über die Pipeline verhandeln. Die Behörde äußerte sich bislang nicht zu seinem Antrag.

Der Geschäftsmann teilte mit, dass nach Kriegsende sowohl Russland als auch die ehemaligen Kunden in Deutschland und Europa wieder ein Interesse an der Nutzung der Pipeline haben würden. Dabei spiele es keine Rolle, wem diese gehört.

Zuletzt hat der Ukrainekrieg eine neue Eskalationsstufe erreicht, als der noch amtierende US Präsident Joe Biden den Einsatz von Raketen mit größerer Reichweite im Kampf gegen Russland erlaubte. Somit scheint Lynchs Plan nur schwer aufzugehen.

Einige Geschäftsleute und ehemalige Regierungsbeamte mit Russland-Erfahrung sind jedoch der Ansicht, dass sich das ändern kann, wenn der gewählte US-Präsident Donald Trump im Januar wieder ins Weiße Haus zurückkehrt. Dieser hat angekündigt, den Krieg zwischen der Ukraine und Russland schnell beenden zu wollen.

Im jüngsten US-Wahlkampf spendete Lynch mehr als 300.000 US-Dollar (283.575 Euro) an Komitees der Republikaner und solche, die Trump nahestehen.

Wie laufen die Nord Stream-Ermittlungen?

Unterdessen gibt es weitere Fortschritte in den Ermittlungen zu den damaligen Anschlägen auf die Unterwassergasleitungen. „Es ist uns gelungen, zwei Beschuldigte zu identifizieren. Das ist aus meiner Sicht ein Erfolg, mit dem anfangs nicht unbedingt zu rechnen war.“ Das teilte der Generalbundesanwalt Jens Rommel dem „Spiegel“ mit.

Der Fall ist damit aber noch längst nicht abgeschlossen. Weitere Beteiligte seien noch nicht identifiziert. Ebenso sei die Frage nach einer möglichen staatlichen Steuerung der Anschläge noch offen.

Seit einigen Monaten gehen die Ermittler davon aus, dass wenige ukrainische Taucher für die Operationen in der Ostsee verantwortlich sein sollen. Mit einem 15 Meter langen Segelschiff soll die kleine Gruppe auf hoher See die Sprengsätze in die Tiefe manövriert haben.

Manche Experten halten es jedoch für unmöglich, dass ein Schiff dieser geringen Größe alleine die Sprengsätze auf hoher See hätte platzieren können. So entdeckte etwa der Tauchprofi Sven Thomas, Leiter der Wasserrettung in Halle an der Saale, unlängst einige technische Widersprüche.

Zuspruch von Biden’s Sonderberater

Ein Befürworter von Lynch’s Plan ist Lee Wolosky, ehemaliger Sonderberater von Biden [https://www.wsj.com/business/energy-oil/a-miami-financier-is-quietly-trying-to-buy-nord-stream-2-gas-pipeline-f43dd85d]. Wolosky bestätigte, dass, Lynch’s Kauf von Nord Stream 2 im strategischen Interesse der USA und ihrer Verbündeten liege.

Wolosky sagte: „Die Biden-Regierung und die kommende Trump-Regierung sollten sich darauf einigen können.“ Weil Lynch ein erfolgreicher amerikanischer Investor sei und sich in Russland gut zurechtgefunden hat, wäre er bestens für diesen Kauf geeignet.



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