Logo Epoch Times
Balsam für die Seele

Hoffnung – die Bastion aller Tugenden

Von den vier Jahreszeiten versinnbildlicht der Frühling die Hoffnung am besten.

top-article-image

Wie die Blumen im Frühling ist die Hoffnung Balsam für die Seele.

Foto: Biba Kayewich

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 10 Min.

Endlich Frühling! Für Bauern ist es die Zeit, in der sich die Erde öffnet. Boden, Saatgut, Wasser und Sonnenschein lassen frische Triebe sprießen und geben Hoffnung auf eine reiche Ernte. Bei Christen steht der Frühling für Ostern und die Hoffnung auf Auferstehung. Verliebte tauschen traditionell Ringe und Versprechen aus – in der Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft. Kindern bringt der Frühling nicht nur Matschpfützen zum Herumtollen und ein Ende der dicken Jacken. Er läutet auch den Sommer ein und weckt Vorfreude auf lange, gemütliche Ferientage jenseits von Lehrbüchern und Schulglocke.
Das Frühjahr 2024 war für mich jedoch etwas ganz Besonderes – es lehrte mich, wie man anderen Hoffnung schenkt.
Mitte März schrieb mir eine Freundin, die täglich viele Stunden als Autorin und Redakteurin arbeitet, eine E-Mail. Der Stress sei größer als sonst, berichtete sie; was wahrscheinlich eine Untertreibung war. Sie hatte ihr „Schreib-Mojo“ [eine Art Superkraft] verloren und fragte mich, ob ich irgendwelche Tipps für sie hätte.
Ich kam mir vor wie ein Lehrling, der einen Tischlermeister berät, und schickte ihr einige Anregungen. Such dir ein Thema aus, das nichts mit deinen persönlichen Schwierigkeiten zu tun hat, riet ich ihr, etwas, das du angehen kannst, ohne dass Gefühle deine Arbeit behindern. Sei dir bewusst, dass Stress und Müdigkeit ihren Tribut zollen. Setz dir eine Frist und halte sie ein. Denk daran, sagte ich ihr, dass du viele Angehörige, Freunde und Kollegen hast, die dich wegen deines Talents, deines Charakters und deiner Liebenswürdigkeit schätzen.
Am nächsten Morgen bedankte sich meine Freundin bei mir. Die Mail habe sie ermutigt und ihr Hoffnung geschenkt. Auch andere Freunde und Familienangehörige, die sich um sie versammelt und ihr ebenfalls Mut zugesprochen hatten, hätten sie „wirklich ermutigt“, schrieb sie.
Aber das ist bereits das Ende der Geschichte – wollen Sie wissen, wie alles begann?

Eine neue Gewohnheit

In den vergangenen fünf Jahren hatten diese Frau und zwei weitere Redakteure, die ich bewundere und ebenfalls zu meinen Freunden zähle, etwas von mir gefordert: Die von mir zur Veröffentlichung eingereichten Artikel sollten – egal, wie düster das Thema auch war – den Lesern einen, wenn auch noch so dünnen Hoffnungsschimmer geben.
An diese Bedingung hatte ich meine Freundin während unseres Schriftwechsels via E-Mail erinnert. Ich schrieb: „Du hast mich von Anfang an ermutigt, Artikel der Hoffnung zu schreiben und keine, die der Verzweiflung oder Wut entspringen. Der letzte Artikel, den ich für dich geschrieben habe, der kurze Artikel über das Zusammenkommen mit Freunden und Familienpicknicks und -essen, ist nur ein Beispiel dafür. Wir sind uns alle der Auswirkungen der möglicherweise bevorstehenden Finsternis bewusst – Artikel darüber gibt es im Internet zuhauf. Aber du und die anderen haben mir gezeigt, dass Hoffnung eine Waffe ist.“
So wurde ich angesichts der Unruhen im Sommer 2020, der turbulenten US-Wahlen im Herbst, der katastrophalen COVID-19-Politik sowie der Inflation und des kulturellen Aufruhrs seither mit der Aufgabe betraut, meinen Lesern etwas Sonnenschein zu bescheren. Infolgedessen habe ich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, mehrere Hundert Artikel über alles Mögliche geschrieben – von einer Frau, die sich um ihren sterbenden Mann kümmert, über Probleme an Schulen bis zu den hässlichen und gefährlichen Spaltungen in unserem Land. Und immer ging es bei diesen Beiträgen darum, etwas Gutes zu finden, ein bisschen Licht, um die Leser nicht zu entmutigen, sondern sie zu inspirieren.
Das Ergebnis war, dass sich die Hoffnung bei mir zur Gewohnheit entwickelte. Paradoxerweise profitierte ausgerechnet meine Freundin davon, die einst darauf bestanden hatte, dass ich nach ihren Vorgaben Artikel über Licht und Inspiration schreibe.

Die Mutter des Erfolgs

Hoffnung steckt an – das ist eine wichtige Lektion, die ich in jenem Frühjahr gelernt habe. Sie kann von einem zum anderen weitergegeben werden, manchmal mit nur einem einfachen Wort oder einer Geste. Hoffnung kann sich sogar wie ein elektrischer Wechselstrom verhalten, der wie zwischen meiner Freundin und mir hin und her fließt und uns auflädt, wenn es nötig ist.
Herausragende Führungspersönlichkeiten kennen den Wert dieser Tugend. Präsident Ronald Reagan beispielsweise wusste, dass Hoffnung und die Gesundheit unseres Landes Hand in Hand gehen. Er beendete Amerikas Unbehagen durch sein ständiges Wohlwollen und seinen verhaltenen Optimismus. Der „große Kommunikator“, wie Reagan manchmal bezeichnet wurde, war ein Meister darin, sein Publikum während einer Podiumsdiskussion oder einer Pressekonferenz zu inspirieren.
Die Glücklichen unter uns kennen Männer und Frauen – einen Trainer, Lehrer oder Vorgesetzten –, die ebenfalls die Fähigkeit besitzen, den Menschen in ihrem Umfeld Hoffnung und Vertrauen einzuhauchen. Ohne solche ermutigenden Menschen verliert die Mannschaft, versagt der Schüler und bleibt die Leistung im Kollegenkreis nur mittelmäßig.
Diese Hoffnung ist übrigens nicht dasselbe wie blinder Optimismus. Wie Präsidenten, Trainer und andere Führungskräfte wissen, kommt die Hoffnung aus dem Herzen und aus dem Bauch heraus. Mit offenen Augen begegnet sie Herausforderungen und Problemen, erkennt die sich uns stellenden Konflikte und Chancen. Gleichzeitig gibt sie uns die Kraft und die Fähigkeit, sich ehrenvoll zu schlagen, in der Hoffnung zu gewinnen.
Es ist besonders wichtig, diese Widerstandskraft und Hoffnung an die jungen Menschen unserer heutigen Zeit weiterzugeben. Für sie ist geistiges und seelisches Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung. Junge Menschen erfahren von diesen Tugenden vielleicht durch Erzählungen aus der Literatur oder Vergangenheit. In erster Linie werden ihnen diese Werte jedoch von Eltern, Großeltern und anderen Verwandten oder Mentoren vermittelt. Diese Erwachsenen müssen sich sehr bewusst darüber sein, wie sie selbst auf Widrigkeiten reagieren und was sie sagen und tun, wenn sie selbst mit Unglück und Katastrophen konfrontiert werden. Schwarzmalerei führt zu Zynismus und Misserfolg. Hoffnung hingegen ist die Mutter des Erfolgs.

Hoffnung als Waffe

Wer verzweifelt, hat die Schlacht und den Krieg bereits verloren. Man könnte genauso gut die weiße Fahne hissen, sich auf die Veranda zurückziehen und seine Zeit damit verschwenden, über das Ende der Demokratie zu schimpfen. Das gilt auch für persönliche Belange. Wenn du aufgibst, ähnelst du einem Zombie: Zwar pumpt das Herz noch Blut durch deinen Körper, aber du bist so leblos wie einer der armen Suchtkranken, die heute auf der Straße leben.
Wenn die Mittagszeit schwärzer als Pech zu sein scheint, wenn wir am Ende unserer Kräfte sind und es sich anfühlt, als würden wir durch einen Sumpf waten, dann ist die Hoffnung die Tugend aller Tugenden, die uns am Leben hält. Sie ist das Schwert und der Schild, der den Drachen der Verzweiflung bezwingt.
Und doch ist sie die außergewöhnlichste Waffe auf der Welt. Wenn wir Hoffnung verschenken, gewinnt sie auch in unserem Inneren an Fülle und Stärke. Wenn wir feststellen, dass ihre Kraft nachlässt, kann die Hoffnung durch das Wort eines Freundes oder sogar eines Fremden wieder entfacht werden. Wahrscheinlich stellen wir uns die Hoffnung nicht als eine schützende Klinge aus Stahl vor, sondern eher als einen kleinen Vogel, dessen Gesang „so viel Wärme schenkt“, wie Emily Dickinson in einem Gedicht über die Hoffnung schrieb.
Der Frühling lässt Blüten und Blumen im Garten sprießen. Die Hoffnung tut dasselbe für die Seele – und zwar zu jeder Jahreszeit.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „The Bastion of All Virtues Is Hope“. (deutsche Bearbeitung: sua)
Jeff Minick lebt in Front Royal, Virginia, USA. Er hat vier Kinder und eine stetig wachsende Schar Enkelkinder. 20 Jahre lang unterrichtete er Geschichte, Literatur und Latein in Seminaren für Hausschüler in Asheville, North Carolina. Er ist Autor von zwei Romanen („Amanda Bell“ und „Dust on Their Wings“) und zwei Sachbüchern („Learning as I Go“ und „Movies Make the Man“).

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.

Bitte einloggen, um einen Kommentar verfassen zu können