Leonardo da Vinci: Eine Lektion in Gewissenhaftigkeit und Durchhaltevermögen

Leonardo da Vinci gilt als einer der bedeutendsten Künstler und Universalgelehrten der Renaissance. Jedoch schreibt man ihm nicht nur Talent zu, sondern auch außergewöhnliche Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit. Was das Ganze mit einer großen Zahl an Hühnereiern zu tun hat und so manch andere inspirierende Details aus da Vincis Leben erfahren Sie hier.  
Titelbild
Leonardo da Vinci, einer der genialsten Künstler und Erfinder der Menschheitsgeschichte.Foto: iStock
Von 13. Oktober 2020

Leonardo da Vinci wurde 1452 in Vinci, in der heutigen Provinz Florenz geboren. Der Namenszusatz da Vinci ist kein Familienname, sondern ein Herkunftsname. Er bedeutet also Leonardo aus Vinci. Leonardo, der als uneheliches Kind geboren wurde, verwendete diesen Herkunftsnamen selbst als Unterschrift für seine Kunstwerke und wissenschaftlichen Abhandlungen.

Er war Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph und gilt daher als einer der bedeutendsten Universalgelehrten der Renaissance. Eine Eigenschaft, die ihn in all diesen Gebieten ausmachte, war die Gewissenhaftigkeit, mit der er Dinge studierte und sie zu verstehen versuchte.

„Geniale Menschen beginnen große Werke, Gewissenhafte vollenden sie.“  

Leonardo da Vinci 

Leonardo da Vinci und die Hühnereier

Obwohl Leonardo ein uneheliches Kind war, nahm ihn sein Vater, der angesehene Notar Piero da Vinci, als leiblichen Sohn an. Er wuchs bei der Familie des Vaters auf, der aus mehreren Ehen noch elf andere Kinder hatte. Leonardos Mutter, die vermutlich eine Magd war, heiratete kurz nach seiner Geburt einen Töpfer. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Leonardo da Vinci zu Lebzeiten Kontakt mit seiner leiblichen Mutter hatte.

Da sich Leonardos künstlerisches Talent früh abzeichnete, schickte ihn sein Vater in jungen Jahren in die Lehre bei dem berühmten Künstler Verrocchio. Sieben Jahre lang bildete Verrocchio, der das Talent von Leonardo erkannte, den jungen Mann in Florenz aus.

Eine überlieferte Geschichte besagt, dass Leonardo am Anfang seiner Ausbildung immer nur Hühnereier malen musste. Nach einiger Zeit soll Leonardo seinen Lehrer unglücklich gefragt haben, warum ihn dieser immer nur Eier zeichnen ließe.

Verrocchio soll ihm geantwortet haben: „Obwohl Eier einfach sind, sind sie jedoch nicht gleich. Sogar ein und dasselbe Ei ist anders, wenn es von einem anderen Winkel betrachtet wird oder das Licht anders darauf fällt. Wenn du deinen Kopf beispielsweise höher hebst oder deine Augen senkst, wird die elliptische Form von dem Ei anders sein. Deshalb gehört die Fähigkeit ein Ei zu zeichnen zu den Grundfähigkeiten und Grundfähigkeiten muss man regelmäßig üben.“

Ob sich dies wirklich so zugetragen hat, lässt sich nicht sagen – Tatsache ist aber, dass Leonardo da Vinci Dinge mit Gewissenhaftigkeit und im Detail betrachten konnte, wie kaum ein anderer Künstler.

„Bedenke, dass du die Sorgfalt eher lernen sollst als die Fertigkeit.“

Leonardo da Vinci 

Mit Sorgfalt betrachten

Leonardo da Vinci war im Gegensatz zu anderen Künstlern der Renaissance nicht nur daran interessiert, die antiken Ideale wiederaufleben zu lassen, sondern auch daran, die Natur, die Menschen und seine Umgebung mit Sorgfalt zu betrachten.

Er suchte immer nach versteckten Gesetzmäßigkeiten, anatomischen Eigenheiten, sowohl beim Menschen als auch bei Tieren, Pflanzen oder Gegenständen. Dies spiegelte sich in den Werken wider, wie in der Mona Lisa, dem Abendmahl, seinen anatomischen Zeichnungen und seiner Proportionsstudie „Der vitruvianische Mensch“. Dies schien auch ein Ausdruck seiner Wertschätzung gegenüber der Schöpfung zu sein.

„Kein einziger Mensch ist bloß ein verlorenes Teilchen im Weltall. Jeder einzelne Mensch ist von Gott, unserem Vater geliebt und ihm mit Namen bekannt.“

Leonardo da Vinci

Er zeichnete auch technische Skizzen von diversen Fluggeräten, die dem Wissen der damaligen Zeit weit voraus waren. Leonardo da Vinci fertigte detailreiche Landkarten und gemeinsam mit Michelangelo die berühmten Fresken im Palazzo della Signora an.

Während seine Werke sehr unterschiedlich sind, spiegelt sich jedoch die Gewissenhaftigkeit in den Details jedes einzelnen wider.

„So wie das Eisen außer Gebrauch rostet und das stillstehende Wasser verdirbt oder bei Kälte gefriert, so verkommt der Geist ohne Übung. Deshalb müssen wir über die Grenzen, von dem was menschenmöglich erscheint hinausgehen. Alles andere wäre eine Sünde, sowohl gegen Gott, als auch gegen die Menschen.“

Leonardo da Vinci

Der Schmerz des Werdens

Dass es nicht immer einfach ist, etwas Großes zu erschaffen, war auch Leonardo da Vinci bewusst, vor allem wenn Werke voller Details waren, wie riesige Fresken und eine lange, leidvolle Zeit in Anspruch nahmen. Dafür waren ein großes Durchhaltevermögen und Leidensfähigkeit notwendig.

Leonardo da Vinci sagte dazu einmal folgendes:

„Als der Stein vom Feuerstahl angeschlagen wurde, wunderte er sich sehr und sagte mit strenger Stimme zu ihm: ‚Welcher Wahn treibt dich, mich zu quälen? Tu mir nicht länger weh, denn du irrst dich in mir: niemand tat ich etwas zu Leide.‘ Darauf antwortete der Feuerstahl: ‚Bist du geduldig, so sollst du sehen, welch ein Wunderbares aus dir hervorgeht.‘

Auf diese Worte gab sich der Stein zufrieden, erduldete geduldig die Schläge und ward gewahr, wie aus ihm das wunderbare Feuer entsprang. So lässt auch Gott oft durch Schicksalsschläge die Heilige Flamme in uns aufspringen! Alle Seelen stammen von der Sonne. Der Herr, das Licht aller Dinge, wird die Gnade haben, mich, den Forscher des Lichtes zu erleuchten.“

Zuerst erschienen bei Vision Times.



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