Nicht lange fackeln: Ofen-Führerschein soll das Klima schützen und Geld sparen

Die Kreisstadt Unna in NRW motiviert Holzofenbesitzer, den sogenannten Ofen-Führerschein zu machen. Das soll den Brennvorgang optimieren und dem Besitzer Kosten sparen. Was sind die weiteren Vorteile?
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Wer den Ofen richtig beheizt, spart viel ein.Foto: Mark Hochleitner/istock
Von 21. Oktober 2024

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Geringerer Verbrauch von Brennholz, weniger Emissionen, längere Freude am Ofen: Das und mehr soll möglich sein, wenn Besitzer eines Holzofens einen Ofen-Führerschein machen.

Es geht um die Vermittlung des Wissens über eine möglichst optimale Bedienung beim Heizen mit Holz. Die Kreisstadt Unna in Nordrhein-Westfalen will, dass sich ihre Einwohner dieses Wissen in einem Kurs aneignen.

Ziel der Kreisstadt ist es, die lokale Luftverschmutzung zu senken. Die Emissionen im Gebäudesektor machen einen beachtlichen Teil aus. Der Betrieb von Gebäuden verursacht in Deutschland insgesamt rund 30 Prozent der CO₂-Emissionen.

Kurs der Ofenakademie

Das Wissen vermittelt dabei die Ofenakademie in einem Online-Kurs. Anschließend gibt es einen Test und die Teilnehmer erhalten ein Zertifikat. Das ganze dauert rund zwei Stunden. Im Schulungsteam sind Fachleute aus der Branche, wie Ofenbaumeister und Schornsteinfegermeister.

Nach Aussage von Max Kummrow, Gründer der Ofenakademie, habe die Schulung einen positiven Effekt. „Unsere Kursabsolventen konnten im Schnitt rund 30 Prozent ihres Brennholzverbrauchs einsparen“, so der Geschäftsführer.

Den Ofen-Führerschein hat auch Jan Milbes gemacht. Er lernte durch den Kurs, dass die Asche, die vom letzten Feuer im Kamin übrig ist, noch eine Weile dort bleiben kann. Dies habe bessere thermische Eigenschaften, wie er mitteilte.

„Ich habe das [früher] jede Woche sauber gemacht“, erzählte Milbes, der dabei immer die Schublade geleert hatte. „So habe ich jetzt seit ein oder zwei Monaten die Schublade nicht mehr leeren müssen. Das hat noch den positiven Effekt, dass der Kamin schneller angeht.“

Der Kurs ist für die Einwohner der Region kostenfrei. Dafür stehen vonseiten der Behörden noch rund 700 Gutscheine bereit. Im Rahmen eines Klimaschutzkonzepts hat der Kreis Unna für diese Maßnahme 15.000 Euro bereitgestellt. Zu Beginn gab es im vergangenen Jahr 1.000 Gutscheine vom Kreis.

Freiwillig oder Pflicht?

Eine Pflicht zur Teilnahme am Online-Kurs gibt es für Ofenbesitzer aktuell nicht. Der Ofen-Führerschein ist ein freiwilliges Angebot.

Verpflichtend für Ofenbesitzer ist allerdings die Einhaltung von Grenzwerten und anderer Vorgaben. Hierzu lohnt sich ein Blick in die Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV). Sie gibt an, was für kleine und mittlere Feuerstätten gilt. Dazu zählen etwa Holzöfen, Kaminöfen oder Pelletöfen.

In der Feinstaubverordnung stehen Anmerkungen, wie ein Holzofen sicher in Betrieb zu nehmen ist. Wer dennoch unsicher ist, was zu beachten ist, kann den Hersteller der Anlage oder den zuständigen lokalen Schornsteinfeger um Rat fragen.

Kosteneinsparung möglich

Die Ofenakademie lockt auf ihrer Website, dass Holzofenbesitzer bis zu 50 Prozent weniger Brennholz benötigen, wenn sie den Ofen-Führerschein machen.

Ein Kubikmeter – auch Schüttraummeter oder Raummeter – Buchenholz kostet aktuell rund 147 Euro. Die Preise variieren je nach Qualität, Holzart, Anbieter und Verfügbarkeit und können auch rund 250 Euro betragen. In Deutschland sind gängige Brennhölzer überwiegend die Nadelhölzer Fichte, Tanne und Kiefer sowie die Laubhölzer Buche, Birke und Eiche.

Wichtig ist auch die richtige Lagerung des Brennholzes. Es sollte an einem trockenen Ort und eine gute Lüftung gewährleistet sein. Foto: grThirteen/iStock

Bei dem Kurs können die Teilnehmer erfahren, mit welcher Holzmenge der Ofen am besten anzuzünden ist und wann wie viel nachzulegen ist. Dieses Wissen kann den Ofenbesitzern „eine Menge Brennstoff einsparen“, so die Ofenakademie. Das gilt für die Anzündvarianten von oben und von unten.

Der Kurs lehrt laut der Website auch, was bei der Luftzufuhr zu beachten ist, wie das Holz richtig zu lagern ist und wie die Glasscheibe des Holzofens nicht ständig verrußt. Mit diesem Wissen könne der Besitzer die Lebensdauer der Anlage erhöhen und hätte somit auch längere Zeit Freude mit seinem Ofen.

Welche Städte bieten Gutscheine an?

Einen Kurs zum Ofen-Führerschein bieten auch andere Städte wie Berlin, Königsbrunn oder Bergisch Gladbach an. Solange die Städte noch Gutscheine anbieten, ist die Teilnahme kostenlos. Andernfalls liegt der Preis bei 39 Euro.

Weniger Gase bei optimierter Anwendung

Die Schornsteinfegerinnungen gehen auf Grundlage einer Erhebung davon aus, dass ein Drittel der deutschen Haushalte einen mit Holz betriebenen Ofen besitzen. Bei aktuell insgesamt 42 Millionen Haushalte trifft dies demnach auf rund 14 Millionen Haushalte zu.

Alle diese Holzöfen verursachen laut Umweltbundesamt (UBA) über 20 Prozent aller vom Menschen verursachten Feinstaubemissionen. Beim Brennvorgang verbrennt das Holz insbesondere bei kleinen Anlagen normalerweise nie vollständig, wenn keine automatische Regelung vorhanden ist, so der Hinweis des UBA.

Die Stadt Lünen weist zudem auf die gesundheitlichen und klimarelevanten Aspekte hin. Neben Feinstaub setzt die Verbrennung von Holz auch Gase wie Methan, Lachgas und Kohlenstoffdioxid (CO₂) frei. Aus Sicht von Behörden, Regierungen und Organisationen sind vor allem die anthropogenen CO₂-Emission der Treiber des Klimawandels. Umstritten ist dieses Thema allerdings, weil tausende Wissenschaftler dieses Narrativ bezweifeln.

Die Behörden in Lünen empfehlen, weniger Holz zu verbrennen und es mehr als Baumaterial zu verwenden. So würden die im Holz gebundenen, genannten Gase nicht in die Atmosphäre entweichen. Wer aber trotzdem mit Holz heizt, solle sicherstellen, dass die Verbrennung möglichst emissionsarm und ressourceneffizient abläuft.

Die Klimaschutzmanagerin Julia von der Decken aus der Region erklärte hierzu, dass eine optimierte Anwendung des Holzofens den Feinstaub um bis zu 45 Prozent reduziert. Ebenso würden sich die CO₂-Emissionen um bis zu 30 Prozent verringern, bei den organischen Stoffen, die als Abluft entweichen, betrage das Minus sogar 67 Prozent.



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