Korallenbleiche in Malaysia: Fischereiministerium fordert Einschränkung des Tourismus
Malaysia schlägt wegen einer „massiven Korallenbleiche“ Alarm: Mehr als die Hälfte der Riffe des südostasiatischen Landes seien von dem Phänomen betroffen, teilte am Sonntag, 23. Juni, das Fischereiministerium in Kuala Lumpur mit.
Auch in anderen Regionen weltweit werde seit Monaten eine Korallenbleiche beobachtet, unter anderem am Great Barrier Reef in Australien und in Thailand. Ursache sind hohe Temperaturen in den Ozeanen. Bei zu warmem Wasser tauschen die Korallen die in ihnen lebenden bunten Algen aus, die sie zum Überleben brauchen. Als Folge verlieren die Korallen – über kurz oder lang – ihre Farbe, daher der Begriff Korallenbleiche.
„Heißwasser-Korallen“ belegen Anpassungsfähigkeit
„Badewannen-Temperaturen“ sind indes keineswegs per se gefährlich für Korallen. Selbstverständlich gibt es wie für alle Lebewesen ein „zu heiß“, die aktuellen Wassertemperaturen an den Küsten Malaysias von 31 Grad erreichen dies nicht. So entdeckten jüngst niederländische und indonesische Forscher in Salzwasserseen in Raja Ampat „eine große Vielfalt von Korallenarten bei extremen Meerwassertemperaturen“.
Dabei haben die Forscher um Meeresbiologin Lisa Becking „außergewöhnliche Ökosysteme aufgedeckt, die Einblicke in die Widerstandsfähigkeit und Anpassung von Korallen bieten“. Weiter heißt es in der Mitteilung der Universität Wageningen:
Die Beobachtungen von 37 Steinkorallenarten, die bei chronisch hohen Meerwassertemperaturen gedeihen, stellen die gängigen Ansichten über die Umwelttoleranz von Korallen infrage.“
Entdeckung neuer Arten wahrscheinlich
Zugleich sehen die Forscher in den „riffbildenden Korallen, die in extremen thermischen Umgebungen überleben können“, nicht nur eine Wissens-, sondern auch eine genetische Ressource. Möglicherweise könne man diese Arten nutzen, um die Widerstandsfähigkeit anderer Korallenpopulationen zu verbessern.
So trotzen die Korallen in Raja Ampat neben Wassertemperaturen, die ein bis drei Grad Celsius wärmer sind als die der heutigen Korallenriffe, auch niedrigeren pH-Werten sowie der natürlichen Trübung, sprich eingeschränkter Wasserqualität.
Einen Rückschlag gebe es dennoch, die Artenvielfalt „ist deutlich geringer als in Korallenriffen in klaren Küstengewässern“. Dies deute laut Becking und Kollegen darauf hin, dass nur eine begrenzte Anzahl von Arten derart angepasst ist. Ausgestorben ist das Gewässer aber auch dann nicht. Während der Korallenbewuchs bei weiteren steigenden Temperaturen abnehme, übernehmen andere Organismen wie Algen, Bakterienmatten, Muscheln oder Würmer den Platz.
Künftige Arbeiten erfordern laut den Forschern eine systematische Dokumentation der Korallenvielfalt, die wahrscheinlich zur Entdeckung neuer Arten führen wird. Die Studienergebnisse erschienen Mitte April 2024 in den Fachzeitschriften „Diversity“ und „PeerJ“.
Globale Herausforderung, lokale Maßnahmen
Für Riffe weltweit gilt, wenn die Wasserbedingungen sich verbessern und andere Stressfaktoren wie Überfischung, Verschmutzung und Erosion abnehmen, können sich die Korallen wieder erholen. Das sieht auch Becking so: „Wir müssen die globalen Probleme angehen und eine Lösung liegt im lokalen Management der Stressfaktoren. Wenn wir lokalen Stress beseitigen oder reduzieren können, stärkt das die Widerstandsfähigkeit der Riffe.“
Vergleichen Sie es mit dem Immunsystem des Menschen. Nach einer Krankheit erholt man sich in der Regel schneller, wenn der allgemeine Gesundheitszustand gut ist. Trotz der großen Herausforderungen des Klimawandels bieten lokale Naturschutzbemühungen und die lokale Kontrolle der Verschmutzung einen Hoffnungsschimmer“, sagte die Meeresbiologin.
Ein weiterer Stressfaktor sind Touristen – nicht nur, wenn sie in Riffen tauchen und diese möglicherweise beschädigen, auch das Schwimmen in ihrer Umgebung kann ihnen indirekt schaden. Grund dafür ist, dass die Inhaltsstoffe vieler Sonnencremes nachweislich schädlich für Korallen sind.
Das malaysische Fischereiministerium forderte Reiseveranstalter in diesem Zusammenhang auf, die Zahl der Touristen, die etwa an Tauchausflügen im Riff teilnehmen, zu begrenzen. Wenn sich die Korallenbleiche auf mehr als 80 Prozent der Riffe ausweiten sollte, müsse auch mit vorübergehenden Zugangsbeschränkungen gerechnet werden, „um die betroffenen Riffe zu schützen“.
Darüber hinaus richtete das Ministerium nach eigenen Angaben ein Komitee zum Schutz der Korallen ein, dem unter anderem Forscher und Vertreter der Bundesstaaten auf der Insel Borneo angehören.
Welche Rolle spielt La Niña?
Etwa alle drei bis fünf Jahre wechselt der Pazifik von einer La-Niña-Phase, in der die Wassertemperaturen in der Äquatorregion relativ kühl sind, zu einer El-Niño-Phase, in der das Wasser wärmer als im Mittel ist, und umgekehrt. Dieser Zyklus wird als „El Niño-Southern Oscillation“, kurz ENSO, bezeichnet.
Der El Niño der letzten Jahre wird indes momentan deutlich schwächer. Die US-amerikanische Behörde für Ozeane und Atmosphäre NOAA geht mit einer fast 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit davon aus, dass sich bereits bis Ende dieses Jahres eine kalte La Niña entwickelt.
Einerseits ist aufgrund dessen mit sinkenden Wassertemperaturen vor Malaysia zu rechnen, andererseits erhöht eine plötzliche Schwankung der Wassertemperaturen den Umweltstress. Inwieweit die Korallen von diesen sich derzeit verändernden Meeresströmungen betroffen sind, teilten die malaysischen Behörden nicht mit.
(Mit Material von afp)
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