Globaler Statusreport: „Die Welt verbrennt mehr Fossile als je zuvor“
Immer mehr Windkraft und Photovoltaik: Nicht nur Deutschland, sondern viele Länder und Regionen der Welt haben in den vergangenen Jahren ihre Bemühungen für die Energiewende weiter intensiviert.
Die Bundesregierung will beispielsweise bis 2030 mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs aus den sogenannten erneuerbaren Energien abdecken. Andererseits wird ein Kohlekraftwerk nach dem anderen abgeschaltet. So sollen die Dekarbonisierungsziele Deutschlands erreicht werden.
Rekordwachstum – aber zu langsam
Ein neuer Bericht unternimmt eine weltweite Betrachtung der Energiewende. Der „Renewables 2024 Global Status Report“ – also der globale Statusreport der erneuerbaren Energien – vom politischen Netzwerk REN21 mit Sitz in Paris erschien am 4. April.
Demnach schreite der Ausbau der Erneuerbaren im Rekordtempo voran. So entstand im vergangenen Jahr weltweit eine erneuerbare Energiekapazität von 473 Gigawatt (GW) installierter Leistung. Diese Zuwachsgeschwindigkeit ist nach Ansicht der Autoren des Reports aber bis jetzt nicht ausreichend. Stattdessen seien jährlich 1.000 GW an neuen Windkraft-, Solar- und anderen erneuerbaren Anlagen nötig, um die globalen Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Von 2012 bis 2022 konnten laut REN21 die erneuerbaren Energiequellen ihren Anteil am Gesamtendenergieverbrauch von 9,5 auf 12,9 Prozent steigern. In dem gleichen Zeitraum reduzierte sich der Anteil der fossilen Brennstoffe um gut zwei Prozentpunkte auf 79 Prozent. Da allerdings der gesamte Endenergieverbrauch in diesen Jahren um 16 Prozent auf knapp 400 Exajoule (rund 110.000 Terawattstunden) zulegte, wuchs auch die Menge der Fossilen um 13 Prozent. Viele Entwicklungsländer – und besonders China – errichten regelmäßig neue Kohlekraftwerke.
REN21-Chefin: Energiewende ist in Gefahr
Einfacher gesagt: Obwohl die Kapazität der Erneuerbaren voranschreitet, wächst die weltweite Energienachfrage noch schneller. Das habe 2023 zu einem Anstieg der energiebedingten Kohlenstoffdioxidemissionen um 1,1 Prozent geführt. Rana Adib, Geschäftsführerin von REN21, fasst zusammen:
Die Welt verbrennt mehr fossile Brennstoffe als je zuvor, energiebedingte Emissionen nehmen global zu und der ständig wachsende Energiebedarf wird nicht vollständig durch erneuerbare Energien gedeckt.“
All das verschärfe nach Ansicht von Adib die mögliche Klimakrise und gefährde die Energiewende. „Wir verpassen die Chance, resiliente und integrative Gesellschaften aufzubauen, welche die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die erneuerbare Energien bieten, voll ausschöpfen“, betonte sie. Die Geschäftsführerin appellierte an alle Entscheidungsträger, die Energieeffizienz schnell zu erhöhen, um die Energie optimal zu nutzen.
Welt soll noch mehr investieren
Politische Beschlüsse wie bei der UN-Klimakonferenz (COP28) im Jahr 2023, wonach sich die Kapazität der Erneuerbaren verdreifachen soll, hätte weltweit viele Länder motiviert, den Anteil von Wind und Sonne an einem Strommix auszubauen. Entwicklungsländer würden laut REN21 wachsendes Interesse an erneuerbaren Energien zeigen. Das laut der „Welt“ hauptsächlich von der Bundesregierung finanzierte Netzwerk begrüßte diese Entwicklung.
REN21 sieht trotz aller Beschlüsse einen Mangel an Maßnahmen durch die Entscheidungsträger. Zudem bleibe die Finanzierung ein großes Hindernis. Projekte für erneuerbare Energien seien gerade in Entwicklungsländern deutlich teurer. Für einkommensschwache Länder ermittelte der Report Kapitalkosten für Projekte erneuerbarer Energien von bis zu zehn Prozent. Zum Vergleich: In einkommensstarken Ländern betragen diese weniger als vier Prozent. Die Kapitalkosten umfassen die Ausgaben für Eigenkapital und Fremdkapital.
Laut dem Statusreport 2024 seien trotz Verbesserungen die Differenz zwischen den aktuellen und den erforderlichen Investitionen in erneuerbare Energien weiterhin erheblich. So haben alle Nationen im vergangenen Jahr 623 Milliarden US-Dollar (574 Milliarden Euro) für die Erneuerbaren investiert. Das ist ein Anstieg von 8,1 Prozent im Vergleich zu 2022.
Das Rechercheunternehmen BloombergNEF und die Internationale Agentur für erneuerbare Energien schätzen laut REN21 jedoch, dass jährlich 1.300 bis 1.350 Milliarden US-Dollar erforderlich sind. Die Nationen dieser Welt müssten demnach die finanziellen Anstrengungen um das 2,36-fache erhöhen. Erst so seien die Ziele der COP28 und des Pariser Klimaabkommens von 2015 erreichbar.
„Stromnetze viel zu lange ignoriert“
Zudem gebe es deutlichen Aufholbedarf bei der Anpassung der elektrischen Infrastruktur – also der Stromnetze – in den meisten Ländern. Das beeinträchtige den Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien ebenfalls – und zwar in erheblichem Ausmaß.
Denn eine unzureichend angepasste Netzinfrastruktur habe – zusammen mit der mangelnden Finanzierung und Verzögerungen bei Genehmigungsverfahren – weltweit bis 2023 schätzungsweise 3.000 GW an Projekten für erneuerbare Energien nicht entstehen lassen können.
Antonella Battaglini, Vorstandsvorsitzende der Renewables Grid Initiative, erklärte hierzu: „Stromnetze wurden viel zu lange ignoriert. Ihre Rolle bei der Integration erneuerbarer Energiequellen muss in jedem Land berücksichtigt werden. Wir müssen Engpässe beim Ausbau von Stromnetzen beseitigen. Die Errichtung von Stromnetzen im Einklang mit der Natur und mit Zustimmung der Bevölkerung ist durchaus möglich.“
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