Studie aus Finnland: E-Autofahrer haben einen größeren CO₂-Fußabdruck

Finnische E-Autofahrer schneiden im Rennen um den niedrigsten CO₂-Fußabdruck im Regelfall schlechter ab als der Rest der nordischen Bevölkerung. Warum ihre Landsleute im Verbrenner weniger Emissionen erzeugen, liegt nicht an der Wahl des Autos, sondern am Geldbeutel.
Studie aus Finnland: E-Auto-Fahrer haben einen höheren CO₂-Fußabdruck
Finnland hat rund 5,5 Millionen Einwohner, von denen etwa jeder Zweite ein Auto besitzt.Foto: DarthArt/iStock
Von 22. Oktober 2024

Der Verkehr gilt als eine der Hauptquellen für Treibhausgase, wobei ein Großteil dieser Emissionen auf private Pkws mit Verbrennermotor entfalle. Deshalb wird die Nutzung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen angepriesen, mit denen der Ausstoß von Klimagasen wie CO₂ erheblich reduziert werden soll.

Im Fall von Finnland haben Forscher der Universität Turku in ihrer Studie jedoch einen gegenteiligen Effekt entdeckt. So ergab eine Umfrage, dass E-Autos vorrangig in wohlhabenden Haushalten zu finden sind, die gleichzeitig einen größeren CO₂-Fußabdruck haben.

E-Autofahrer schneiden schlechter ab

Welche Faktoren führen dazu, dass sich Autofahrer ein Elektrofahrzeug anschaffen, statt eines Verbrenners? Mit dieser Frage vor Augen haben finnische Forscher um den Psychologen Dr. Nils Sandman untersucht, wer die Besitzer von Elektrofahrzeugen in Finnland sind – und wo sie im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung stehen.

Hierfür haben die Wissenschaftler Fragebögen an 3.857 zufällig ausgewählte Erwachsene geschickt, darunter 141 E-Autofahrer, um mehr über ihren Lebensstil, ihre Autonutzung, die ökologischen und politischen Einstellungen zu erfahren. Weiterhin sollten die Probanden angeben, welche CO₂-Bilanz ihre Haushalte besitzen und wie ihre Einstellung gegenüber Elektrofahrzeugen ist.

Das Ergebnis der Umfrage: E-Autofahrer aus Finnland sind finanziell besser abgesichert und haben einen höheren Bildungsgrad. Zugleich besitzen diese Menschen mehr Autos und fahren mehr. Aus früheren Studien ist bekannt, dass wohlhabendere Menschen im Allgemeinen einen höheren Stromverbrauch haben, mehr Güter konsumieren und mehr reisen. Das führt – nicht nur in Finnland – dazu, dass Menschen mit höherem Einkommen einen größeren durchschnittlichen CO₂-Fußabdruck haben als die Allgemeinbevölkerung.

Umwelt schonen oder mehr PS?

Die Umfrage zeigt indes weitere Unterschiede. Demzufolge haben Menschen ohne Erfahrung mit Elektroautos im Allgemeinen eine negative Einstellung zu diesen Fahrzeugen. Diejenigen, die bereits persönliche Erfahrungen mit Elektrofahrzeugen sammeln konnten, stehen ihnen dagegen meist positiv gegenüber.

Außerdem ist die Intention, warum sich Finnen für ein E-Auto entschieden haben, zweigeteilt: So interessiert sich eine Gruppe für die Umweltauswirkungen ihres Fahrzeuges, während für andere eher die höhere Leistung des Autos entscheidend war.

Die Umweltbilanz von E-Autos scheidet auch in Deutschland die Geister. Einerseits erfordert ihre Herstellung mehr kritische Rohstoffe, andererseits ist der Ladestrom nicht emissionsfrei. Zumindest ist Letzteres in Finnland durch hohe Anteile von Kernenergie und Wasserkraft im Strommix weniger ausgeprägt als in der Bundesrepublik.

Der Verbrenner ist nicht das Problem

Letztendlich fanden die Forscher heraus, dass „die Nutzung eines E-Fahrzeugs den insgesamt größeren Kohlenstoff-Fußabdruck nicht ausgleichen konnte“. Darin steckt die Aussage, dass E-Autos weniger Emissionen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verursachen. Die finanziellen Voraussetzungen, um die teureren elektrifizierten Fahrzeuge zu kaufen und zu laden, gehen jedoch mit weiteren Käufen einher, die ihrerseits Emissionen verursachen.

Mit anderen Worten: Ein Neuwagen mit E-Antrieb ist zwar besser als ein neuer Verbrenner, kann einen üppigen Lebensstil – der den Kauf eines E-Autos begünstigt – aber nicht ausgleichen. Das bedeutet im Umkehrschluss wiederum, wer aus Kostengründen ganz auf ein neues Auto verzichtet und sein in die Jahre gekommenes Fahrzeug weiter fährt, fährt klimaschonender.

Die Studie erschien am 2. Oktober 2024 in der Fachzeitschrift „PLOS Climate“.



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