Sonne „in erster Phase im Maximum“: Sind erneut intensive Polarlichter möglich?

Die Sonne ist derzeit sehr aktiv. In den kommenden Wochen und Monaten könnte es daher zu weiteren Sonneneruptionen kommen – auch Polarlichter sind dann möglich, wie zuletzt im Mai. Ein Fachmann verrät demnächst seine neuesten Erkenntnisse zur Sonneneinstrahlung.
Sonne „in erster Phase im Maximum“: Sind erneut intensive Polarlichter möglich?
Die Sonne ist derzeit in einem neuen Aktivitätsmaximum (Symbolbild, nicht maßstabsgetreu).Foto: Pitris/iStock
Von 12. Juni 2024

Die letzten spektakulären Polarlichter vor vier Wochen über Deutschland sind noch in guter Erinnerung. Auslöser war eine gewaltige Gruppe von Sonnenflecken, also etwas kühlere Bereiche auf der sonst knapp 6.000 Grad Celsius heißen Oberfläche der Sonne.

Nun hat sich die dafür verantwortliche Sonnenfleckengruppe AR3664 erneut auf die Erde ausgerichtet – und ist weiterhin aktiv. Am 27. Mai ereignete sich eine weitere größere Sonneneruption, die allerdings kein geladenes Plasma ins All schleuderte, wie die „Frankfurter Rundschau“ berichtet. Ohne dieses können sich auf der Erde keine Polarlichter bilden.

Die Sonne und ihr Maximum

Ob die Sonnenfleckengruppe in den kommenden Tagen weitere starke Eruptionen, dann möglicherweise mit Sonnenplasma, erzeugt und zu uns schickt, kann niemand vorhersagen. Die Fachleute werden die Sonne jedoch weiterhin im Blick behalten.

Was jedoch sicher ist: Die Sonne steht in ihrem Elf-Jahreszyklus kurz vor ihrem Aktivitätsmaximum, das die Astronomen auf Mitte 2025 berechnet haben. Das bedeutet: Je höher die Sonnenaktivität, desto mehr Sonnenflecken gibt es, die Plasma ins All – und in Richtung Erde – schleudern könnten.

Ein weiterer Sonnenzyklus, der Suess-de Vries-Zyklus, befindet sich derzeit ebenfalls im Maximum und wird in den kommenden Jahren schwächer. Die eher unbekannte, etwa 200-jährige Veränderungsfolge gilt als der intensivste Sonnenzyklus.

Sonne aktiver als gedacht

Laut den Daten des Zentrums für Vorhersagen des Weltraumwetters der US-Atmosphärenbehörde lag die Anzahl der Sonnenflecken im Mai bei 171,7 pro Monat. Das liegt weit über dem vorhergesagten Bereich von rund 79 bis 123 Sonnenflecken pro Monat. Ebenfalls ist das schon jetzt mehr als zum Höhepunkt des vorherigen Elf-Jahreszyklus, wo es in der Spitze 146,1 Sonnenflecken pro Monat (Februar 2014) gab.

Das bestätigte kürzlich auch Dr. Volker Bothmer, Astrophysiker am Institut für Astrophysik der Universität Göttingen. Er ist Fachmann auf diesem Gebiet. „Die Sonne hat in diesem Zyklus eine höhere Aktivität als im letzten Zyklus“, so Bothmer. Er geht sogar davon aus, dass unser zentraler Stern schon jetzt im Aktivitätsmaximum ist. „Wir befinden uns sozusagen in der ersten Phase im Maximum“.

Einige der aktiveren Sonnenflecken können mehrere Monate bestehen bleiben. Eine komplette Umdrehung der Sonne dauert jedoch nur 27 Tage, sodass eine Sonnenfleckengruppe mehrmals auf die Erde gerichtet sein kann. Somit ist die Wahrscheinlichkeit neuer intensiverer Polarlichter auch jenseits der Polarkreise höher.

Die Sonnenstürme von AR3664, die im Mai die Erde trafen, erzeugten laut einigen NASA-Mitarbeitern „eine der stärksten Auroras seit 500 Jahren“. Das Besondere daran war demnach, dass gleich sieben koronale Massenauswürfe von der Sonne zur Erde flogen. Ihre Geschwindigkeit soll bei rund 4,8 Millionen Kilometer pro Stunde gelegen haben und sie seien alle auf einmal hier angekommen.

Der Elefant im Sonnensystem

Der Durchmesser der Sonne beträgt riesige 1.392.700 Kilometern. Die Erde fände mit ihren 12.742 Kilometern mehr als 1,3 Millionen Mal Platz im gewaltigen Volumen der Sonne.

Welche Kraft die Sonne hat, spüren die Menschen jedes Mal bereits dann, wenn sich eine Wolke vor der Sonne verzieht und sie plötzlich vom hellen Stern direkt angestrahlt werden: Es wird augenblicklich heller und wärmer. Somit ist die Sonne ein nicht zu unterschätzender Faktor für das gesamte Leben auf der Erde.

Eine wortwörtliche lebenswichtige Rolle spielt die Sonne auch für Prof. Valentina Zharkova. Die Sonnenforscherin stellte vor drei Jahren ihre damals bahnbrechenden Forschungsergebnisse vor. Sie konnte nachweisen, dass sich die Sonne ebenfalls bewegt und dies berechnen.

So sammeln Astronomen ständig Daten über die Sonne und versuchen neue Erkenntnisse über sie zu gewinnen. Ein Fachmann, der sich mit ihr beschäftigt hat, ist Dr. Willie Soon vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics. Er wird am 14. Juni in Wien seine gesammelten Erkenntnisse in einem Vortrag mit dem Titel „Die ‚Kunst‘, die gesamte Sonneneinstrahlung (TSI) seit 1700 zu berechnen“ präsentieren.

Wissenschaftler treffen sich in Wien

Zusammen mit anderen namhaften Wissenschaftlern, wie dem Physik-Nobelpreisträger Dr. John F. Clauser, nimmt er an der 16. Internationalen Klima- und Energiekonferenz teil. Er berichtet über die Wissenschaft des Klimas. Prof. Dr. Nicola Scafetta von der Università di Napoli Federico II referiert seinerseits über die Rolle der Sonne und ihre Wirkung auf die globalen Temperaturen.

Sein Kollege, Prof. Dr. Nir Shaviv von der Hebräischen Universität von Jerusalem, forscht sogar jenseits der Sonne. Er wird anhand experimenteller und empirischer Daten über die klimatischen Einflüsse von kosmischer Strahlung vortragen. Daran anschließen wird Prof. Dr. Henrik Svensmark vom Zentrum für Sonnen-Klima-Forschung des Danish National Space Centre.

Ein weiterer Höhepunkt wird der Vortrag von Dr. Roy Spencer sein. Der Wissenschaftler der Universität Alabama in Huntsville (USA) und entwickelte und leitet das Advanced Microwave Scanning Radiometer, jenes Instrument, mit dem Satelliten die weltweiten Temperaturen bestimmen. Daten, auf die sich neben Epoch Times auch die NASA immer wieder bezieht. In Wien spricht er über die Variabilität der Sonnenaktivität. Anmeldung zur Konferenz noch bis Freitag möglich.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion