Burg Hohenzollern: Ein Märchenschloss mit drei Anläufen

Oben auf dem Hohenzollern thront seit Jahrhunderten die gleichnamige Burg Hohenzollern. Ein Blick in die Geschichte des deutschen Märchenschlosses offenbart turbulente und zugleich lehrreiche Zeiten.
Burg Hohenzollern: Ein Märchenschloss mit drei Anläufen
Die Burg Hohenzollern, wie wir sie heute kennen, ist die dritte Burg.Foto: scaliger/iStock
Von 26. Januar 2025

Jährlich erklimmen etwa 400.000 Besucher den 855 Meter hohen Hohenzollern, um eine der märchenhaftesten Burgen Deutschlands zu erkunden: die Burg Hohenzollern. Wenn das imposante Monument seine Geschichte erzählen könnte, wäre diese von langen friedlichen Zeiten geprägt – gespickt mit hochmütigen, turbulenten und lehrreichen Augenblicken.

Die Burg, wie wir sie heute kennen, ist die dritte ihrer Art auf dem Gipfel, der zum westlichen Teil der Schwäbischen Alb gehört. Auch die beiden Vorgängerbauten sollen für ihre jeweilige Zeit bereits einen stolzen Anblick geboten haben.

Burg Hohenzollern von Friedrich August Stüler entworfen

Die Burg Hohenzollern gilt als eines der großen deutschen Märchenschlösser. Foto: scaliger/iStock

Ob der Berg bereits in der Vorzeit von Menschen aufgesucht oder gar bewohnt wurde, ist bislang unbekannt. Undenkbar ist dies nicht, denn die Schwäbische Alb lieferte in der Vergangenheit mehrfach Artefakte, die Zehntausende Jahre alt sind. Die Geschichte der Burg Hohenzollern beginnt jedoch erst zwischen 1000 und 1500 n. Chr.

Die Krone aller Burgen

Eng mit der Burg ist auch das Adelsgeschlecht der Hohenzollern verbunden. Bereits im Jahr 1061 erwähnen Chroniken die zwei Grafen „de Zolorin“, die mit der ersten und ältesten Burg Hohenzollern in Verbindung stehen.

Genau in diese Zeit passen auch drei Steinplatten, die zur ehemaligen Burgkapelle der ersten Burg gehört haben sollen. Auf ihnen sind unterschiedliche religiöse Personen und Figuren wie Engel dargestellt. Aufgrund ihrer Ausarbeitung datieren Historiker die Platten in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts. Heute werden sie in der katholischen St. Michaelskapelle in der Burg Hohenzollern aufbewahrt.

Ältesten Funde der Burg Hohenzollern

Zeichnung der drei Steinplatten, die die ältesten Funde der Burg Hohenzollern darstellen. Foto: Gemeinfrei, Bayerische Staatsbibliothek | NoC-NC 1.0

Wie genau die älteste Anlage aufgebaut war, ist nicht überliefert. Erstmals namentlich erwähnt wird die Burg selbst im Jahr 1267. Sicher ist zudem, dass die erste Burg bereits eine beachtliche Größe gehabt haben muss, da sie als „Krone aller Burgen in Schwaben“ bezeichnet wurde, wie der Historiker Rudolf Maria Bernhard Graf von Stillfried-Rattonitz in seiner „Beschreibung und Geschichte der Burg Hohenzollern“ schrieb.

Stillfried forschte nach eigenen Angaben 40 Jahre lang zur Geschichte von Hohenzollern und hielt diese für die Nachwelt fest. Außerdem nahm er eine Rekonstruktion der ersten Burg vor, die auf dem Vergleich mit anderen gleich alten schwäbischen Burgen beruht.

Porträt des Historikers Rudolf Graf von Stillfried-Rattonitz (1804–1882). Foto: Gemeinfrei

Von Michael beschützt

Nach Einschätzung des Historikers könnte das damalige Burgareal bereits die gesamte Bergkuppe umfasst haben. Die im Vergleich zu heute deutlich kleinere Burg soll im westlichen Bereich gestanden haben. Der Zugang zur Anlage erfolgte sehr wahrscheinlich im südöstlichen Bereich.

Auf dem höchsten Punkt des Berges, im Süden, habe jedoch nicht die Burg, sondern die Kapelle des Heiligen Michaels, des Schutzpatrons der Burg, gestanden. Michael ist einer der Erzengel und gilt als treuer, kraftvoller und streitbarer Gesandter seines Herrn.

Umschlossen und auf irdische Weise bewacht wurde die Burg durch eine dicke, mit Rundtürmen versehene Mauer. Mithilfe eines Wehrganges, der zwei der östlichen Türme miteinander verband, wurde die Anlage und ihr Besitzer rund 400 Jahre lang zuverlässig geschützt. Doch gegen Unruhen aus dem Inneren war die Burg Hohenzollern wehrlos.

Aufbau der ersten Burg Hohenzollern

Die erste Burg Hohenzollern nach den Vorstellungen des Historikers Stillfried. Foto: Gemeinfrei, Bayerische Staatsbibliothek | NoC-NC 1.0

Mit Streit kam der Fall der ersten Burg Hohenzollern

Etwa vier Jahrhunderte lang lebten die Fürsten von Hohenzollern friedlich auf ihrer Burg und mit ihren Mitmenschen. Das änderte sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts mit Friedrich XII. von Hohenzollern, auch genannt der Oettinger. Dieser soll neben einem ausschweifenden Lebensstil auch einen streitlustigen und kämpferischen Charakter besessen haben.

So kam es, dass er sich nicht nur seinen Bruder Eitel Friedrich I. und Mitbesitzer der Burg zum Feind machte, sondern auch umliegende Reichsstädte wie Augsburg, Ulm oder Rottweil. Was folgte, war eine zehnmonatige Belagerung der Burg Hohenzollern durch den Schwäbischen Städtebund, die im Jahr 1423 mit der vollständigen Plünderung und Zerstörung der Anlage endete.

Burg Hohenzollern auf dem Berg

Die Belagerung einer in 855 Metern Höhe liegenden Burg war keine leichte Sache. Foto: emicristea/iStock

Das Verhalten Friedrichs von Hohenzollern erzürnte den damaligen deutsch-römischen Kaiser Sigismund so sehr, dass er den Wiederaufbau der Burg Hohenzollern auf Lebzeiten verbot und unter Strafe stellte.

Trotz des kaiserlichen Erlasses versuchte Eitel Friedrich von Hohenzollern, seine Heimatburg wieder zu errichten – ohne Erfolg. Als der Städtebund von dem Bau erfuhr, zog dieser los und legte die werdende Burg erneut in Schutt und Asche.

Wiedergeburt nach 31 Jahren

Was dem Vater nicht gelang, schaffte rund drei Jahrzehnte später sein Sohn Jobst Nikolaus I. von Hohenzollern. Dieser hatte einflussreiche Freunde, die den amtierenden Kaiser baten, das Verbot aufzuheben. Tatsächlich erhielt Jobst Nikolaus I. im Jahr 1453 die schriftliche Erlaubnis, die Burg wiederaufbauen zu dürfen.

Die Statue des Jobst Nikolaus I. von Hohenzollern thront über dem Eingang zum Schlossgebäude. Foto: diegograndi/iStock

Auf den Tag genau, am 25. Mai, und 31 Jahre später wurde der Grundstein für die zweite Burg gelegt. Binnen 16 Jahren Bauzeit wuchs die neue Burg noch größer und eindrucksvoller empor. Neben der St. Michaelskapelle und einem Burgtor wurde auch das Schloss mit drei Türmen neu errichtet. Zu Ehren seiner Freunde, Unterstützer und Geldgeber nannte der Fürst von Hohenzollern die Türme Kaiser-, Bischofs- und Markgrafenturm – Bezeichnungen, die bis heute erhalten sind.

In den folgenden 200 Jahren thronte die Burg erneut friedlich auf ihrem Berg. Selbst vom Bauernkrieg, als viele Burgen in Deutschland verwüstet wurden, blieb Hohenzollern verschont, nicht aber vom Dreißigjährigen Krieg (1618–1648).

Zeichnung der Burg Hohenzollern um 1458, die über dem Land thront. Foto: Gemeinfrei

Im Zuge dessen sahen sich die Fürsten von Hohenzollern gezwungen, ihre Burg zu erweitern und zu befestigen. Es folgte der Bau des nördlichen Schlossflügels, von Wehr- und Zweckgebäuden im Osten der Anlage sowie einer noch dickeren Umfassungsmauer.

Doch der Zubau verfehlte seine Wirkung und im Rahmen mehrerer Kriege wurde die Burg Hohenzollern vielfach belagert und eingenommen. Genauso häufig wechselten die Besitzer – auch außerhalb des Hauses Hohenzollern –, bis die Burg 1798 verlassen war und zur Ruine verfiel.

Burg Hohenzollern: Aller guten Dinge sind drei

Eine erneute Wiedergeburt der Anlage läutete der preußische Kaiser Friedrich Wilhelm IV. im Jahr 1850 mit der Grundsteinlegung der dritten Burg ein. Lange hegte der Kaiser, selbst aus dem Hause Hohenzollern, den Wunsch, seiner Stammburg zu alter Schönheit zu verhelfen. Behilflich war ihm dabei sein Hofarchitekt Friedrich August Stüler.

Maßgebend war dabei die kaiserliche Anordnung, möglichst viel der alten und noch tragfähigen Baustruktur der zweiten Burg zu erhalten und in den Neubau zu integrieren. So sind noch heute die inzwischen 600 Jahre alte Befestigungsmauer, der Keller, die St. Michaelskapelle und Türme teilweise erhalten. Innerhalb von sechs Jahren waren der Rohbau und nach weiteren elf Jahren die künstlerische Innenausstattung fertiggestellt.

Luftaufnahme der Burg Hohenzollern

Luftaufnahme der Burg Hohenzollern. Foto: yujie chen/iStock

Die Anlage besitzt die klassischen mittelalterlichen Burgelemente wie Befestigungsanlagen, das Schlossgebäude selbst, Kapellen und Gärten.

Tore, Türme und Basteien

Bereits der Zugang zur Burg ist ein besonderes Erlebnis. Um in den Burghof zu gelangen, müssen Besucher zunächst durch das Adlertor schreiten und dem spiralförmigen Weg um Türme herum und durch dicke Befestigungsmauern hindurch folgen.

Tor der Burg Hohenzollern

Der Weg zum Burghof führt spiralförmig durch Tore und Mauern der Burg Hohenzollern. Foto: diegograndi/iStock

Oben angelangt kann das Schlossgebäude einmal entlang der Befestigungsmauern umlaufen werden, und von den zahlreichen Bastionen aus können Besucher den Ausblick weit ins Land genießen.

Bastei der Burg Hohenzollern

Von den Bastionen aus haben die Besucher einen guten Blick ins Schwabenland. Foto: scaliger/iStock

Ein Haus voller Schätze

In dem etwa u-förmigen Schlossgebäude selbst gibt es neben der Stammbaumhalle mit ihren künstlerischen Ausschmückungen zum Hause Hohenzollern auch den Grafensaal mit seinen typisch gotischen und kunstvoll gearbeiteten Spitzbogenfenstern.

Grafensaal der Burg Hohenzollern

Alte Aufnahme des Grafensaals von dem Fotografen Paul Sinner (1838–1925). Foto: Gemeinfrei

Neben weiteren Hallen und einer Bibliothek, an deren Wänden Sagen und Geschichten um die Burg in Gemälden dargestellt sind, gibt es auch das Königs- und das Königinnenzimmer zu entdecken.

In dem unteren Geschoss können zudem die Waffenkammer und die Schatzkammer besucht werden, in denen kaiserliche Kleider und andere private geschichtsträchtige Gegenstände wie die Königskrone von Wilhelm II. zu sehen sind.

Innenhof der Burg Hohenzollern

Innenhof der Burg Hohenzollern. Foto: scaliger/iStock

Drei Kapellen – für jede Konfession eine

Vervollständigt wird die Besichtigung mit dem Besuch der drei Burgkapellen. Mit der katholischen St. Michaelskapelle, der evangelischen Christuskapelle und der russisch-orthodoxen Auferstehungskapelle sind gleich drei Konfessionen des Christentums vertreten.

Evangelische Christuskapelle der Burg Hohenzollern

Blick in die evangelische Christuskapelle. Foto: diegograndi/iStock

Während die Auferstehungskapelle im 20. Jahrhundert und die Christuskapelle im 19. Jahrhundert entstanden, steht die St. Michaelskapelle seit fast 1.000 Jahren schützend und als Zeuge der Geschichte auf der Burg Hohenzollern.

Katholische St. Michaelskapelle der Burg Hohenzollern

Seit es eine Burg auf Hohenzollern gab, gab es vermutlich auch eine St. Michaelskapelle. Foto: diegograndi/iStock



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