Schichtarbeiter der Metallindustrie: Lieber mehr Freizeit statt mehr Geld
Schichtarbeiter in der Metall- und Elektroindustrie bevorzugen überwiegend mehr Urlaub statt mehr Geld. Die starke Nachfrage nach zusätzlichen freien Tagen überraschte selbst den Chef der Gewerkschaft IG Metall, Jörg Hofmann, wie er am Montag in Frankfurt am Main sagte. Dort stellte er den Zwischenstand einer Betriebsbefragung zum neuen Tarifvertrag vor.
Demnach wollen mindestens 190.000 Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie im nächsten Jahr acht Tage weniger arbeiten. Dafür verzichten sie aber auf eine Gehaltserhöhung in Höhe von gut dem Viertel eines Monatslohns, die ihnen sonst zugestanden hätte. Die IG Metall hatte Ende vergangenen Jahres hart für die Wahlmöglichkeit für Schichtarbeiter, Eltern und Pflegende sowie die zeitlich befristete 28-Stunden-Woche mit Rückkehrrecht in Vollzeit für alle gekämpft.
Mehr Zeit für die Kinder und die Familie
Am beliebtesten ist die zusätzliche Freizeit bei den Schichtarbeitern, die nach aktuellem Stand bis Ende Oktober rund 140.000 Anträge darauf einreichten. In den 1400 Betrieben, für die schon Zahlen vorliegen, arbeiten zusammengenommen rund 160.000 Menschen im Schichtdienst. Insgesamt befragte die IG Metall Betriebsräte in rund 2800 Unternehmen.
40.000 Beschäftigte wollen mehr Freizeit, um sich um ihre Kinder zu kümmern. 10.000 Beschäftigte wollen dadurch mehr Zeit für pflegebedürftige Angehörige bekommen. Wie viele Eltern und Pflegende es insgesamt gibt, die einen Anspruch auf die Wahl zwischen Geld oder Freizeit haben, konnte die IG Metall nicht sagen.
Nicht so gut kommt die befristete 28-Stunden-Woche an: Bislang haben sie laut der Befragung nur rund 8000 Beschäftigten beantragt. Die Zahl sei aber deutlich höher als die der Beschäftigten, die unbefristet in Teilzeit gehen, sagte Hofmann.
Arbeitgeber warnen vor Engpässen bei der Produktion
Jetzt müssen die Betriebsräte mit den Unternehmenschefs an der praktischen Umsetzung der Beschäftigtenwünsche arbeiten. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Nordmetall, Nico Fickinger, warnte bereits vor Produktionsengpässen. Denn laut Tarifvertrag könnten die Beschäftigten nur dann weniger arbeiten, wenn diese Fehlzeiten betriebsintern ausgeglichen werden. Das bedeute, dass andere Mitarbeiter für ihre Kollegen einspringen müssten.
„Wer immer mehr teure Auszeiten organisiert, ohne zu sagen, wie diese Lücken personell und finanziell gestopft werden sollen, schädigt den Standort Deutschland nachhaltig“, erklärte Fickinger. „Dann wird die Arbeit dorthin abwandern, wo sie gemacht werden kann.“
Der Druck wachse, Produktion und Entwicklung ins Ausland zu verlagern. Umgekehrt warnte Gewerkschaftschef Hofmann: „Wer Anträge der Beschäftigten ablehnt, braucht sich nicht wundern, wenn die Beschäftigten dann nicht zur nächsten Sonderschicht kommen.“
Die Metall- und Elektroindustrie mit ihren insgesamt vier Millionen Beschäftigten ist nicht die einzige Branche mit einer Wahloption. Auch die Angestellten der Deutschen Bahn konnten sich dieses Jahr zwischen mehr Freizeit oder mehr Geld entschieden. Mehr als die Hälfte entschied sich dort für zusätzliche sechs Tage Urlaub. (afp)
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