„Maßlos enttäuscht von Apple“: Gravis schließt alle Filialen

Gravis gilt als wichtigster deutscher Handelspartner des Megakonzerns Apple. Die von Freenet übernommene Kette gab jetzt die Schließung all ihrer Filialen bekannt. Apple steht dabei in der Kritik.
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Der Apple-Händler Gravis schließt seine Filialen.Foto: Adam Berry/Getty Images
Von 26. März 2024

Wer sich in Deutschland nach einem iPhone oder MacBook im Einzelhandel umschauen möchte, hat die Möglichkeit, dies in einer der 16 Apple-Stores zu tun oder in den Geschäften der Handelskette Gravis. Letztere Option wird jedoch nicht mehr lange verfügbar sein.

„Leider schreiben wir – trotz aller Bemühungen – rote Zahlen“, teilte Gravis erst kürzlich mit. Die Folge davon: Das Unternehmen will demnächst all seine Filialen schließen, wie das IT-Portal „Golem“ berichtet.

Baldiges Aus für 38 Filialen

Freenet-Chef Christoph Vilanek teilte mit: „Klar ist, am 31. Dezember wird es die Märkte nicht mehr geben. Darüber haben wir am Mittwoch die Mitarbeiter informiert“, wie der „Spiegel“ berichtete. Freenet übernahm die Handelskette im Jahr 2013.

Gravis war seit vielen Jahren für viele der wichtigste deutsche Servicepartner von Apple-Produkten. Dort erhielten die Kunden neben umfassenden Beratungen auch Reparaturen ihrer Geräte.

Derzeit hat Gravis 38 Filialen in Deutschland. Wie genau die Abwicklungen bei den einzelnen Standorten ablaufen werden, steht bislang nicht fest. An jedem Ort sei die Situation anders. Vor Entlassungen stehen möglicherweise bis zu 400 Mitarbeiter, ein Viertel davon in der Berliner Zentrale.

Gegensteuern blieb erfolglos

Seit 2022 hat das Unternehmen mit Verlusten zu kämpfen, die mit fast jedem Quartal größer wurden. Als Gründe für die Negativentwicklung nennt Gravis laut „ComputerBase“ die Folgen der Corona-Pandemie und einen Rückgang der Nachfrage. Hinzu komme, dass immer mehr Kunden online einkaufen.

Im vergangenen Jahr erwog Gravis, mit potenziellen Partnern zusammenzuarbeiten, um die Geschäftsbilanz zu verbessern. Auch die Zusammenlegung von Geschäften sei im Gespräch gewesen. Allerdings hätte sich kein Konzept als aussichtsreich genug erwiesen, um die Verluste auszugleichen.

Neue, umfangreiche Investitionen wie ein neues Store-Konzept, die Umstellung auf bargeldlose Bezahlung oder verschiedene Marketing-Maßnahmen hätten auch keine Trendwende bewirkt.

Kritik an Apple

Gravis beklagt zudem ein „restriktives Konditionsmodell seitens Apple“. Das kalifornische Unternehmen hat traditionell nur niedrige Gewinnmargen für seine Produkte gewährt, und in den vergangenen Jahren sollen diese noch weiter gesenkt worden sein. Dadurch sei Gravis nicht in der Lage gewesen, ihr Geschäft wirtschaftlich weiterzuführen.

Als Archibald Horlitz, Gründer von Gravis und CEO für über 20 Jahre, von der Abwicklung erfuhr, machte ihn das traurig und brachte ihm „eine schlaflose Nacht“, wie aus seinem LinkedIn-Profil hervorgeht. Seitdem es von Freenet AG übernommen wurde, steht es nicht mehr unter Horlitz‘ Führung.

Er denke derzeit an die vielen Mitarbeiter, die sich jetzt alle umorientieren müssen. Neben dem Personal in den Geschäften sind auch gut 100 Techniker von der Geschäftsaufgabe betroffen, berichtete die „Wirtschaftswoche“.

Horlitz gibt dem Apple-Konzern die Hauptschuld für die Entwicklung seiner früheren Kette. Er schrieb dazu:

Ich bin maßlos enttäuscht von der Firma Apple, mit der ich mehr als ein halbes Leben eng verbunden war.“

Apple ist mutiert

Horlitz schrieb, dass Apple wohl keinen Bedarf mehr für Gravis sehe. Der Techkonzern scheine wohl keine Handelspartner mehr zu benötigen und ohne diese wirtschaften zu wollen.

Deshalb benachteilige Apple die Handelskette, aber auch andere Fachhändler bei der Belieferung mit neuen Apple-Produkten seit einigen Jahren extrem. Bei der Einführung des Kassenschlagers iPhone 15 im September 2023 habe Gravis deutschlandweit lediglich 50 Geräte für den Verkauf erhalten.

Apple habe sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Anfangs sei der Konzern noch charismatisch von Steve Jobs geführt worden und war äußerst innovativ. Inzwischen sei Apple aber zu einem normalen Konzern mutiert.



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