Studie: Unternehmensinsolvenzen in Europa deutlich gestiegen

Einer Studie zufolge ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Europa 2022 stark gestiegen. Die meisten Länder verzeichnen mehr Pleiten als im Vorjahr.
«Wir schließen»: Auch Deutschland nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zu.
Zahl der Unternehmensinsolvenzen zu.Foto: Bernd Weißbrod/dpa
Epoch Times11. Mai 2023

Hohe Kosten haben die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im vergangenen Jahr wieder ansteigen lassen. Wie die Auskunftei Creditreform am Donnerstag mitteilte, stieg die Zahl der Firmenpleiten in den 14 westeuropäischen EU-Ländern sowie Norwegen, der Schweiz und Großbritannien um 24,2 Prozent auf 139.973 und in Osteuropa sogar um 53,5 Prozent auf über 60.000. Massiv belastet waren die Firmen vor allem durch gestiegene Preise für Energie und Rohstoffe, hohe Finanzierungskosten wegen der Zinswende sowie eine sich allgemein abschwächende Konjunktur.

„Das Ende der Corona-Pandemie war der Beginn eines kurzen Wirtschaftsaufschwungs in Europa, bevor er durch den Krieg in der Ukraine wieder abgewürgt wurde“, sagte der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. Die folgende Energiekrise habe die Wirtschaft unvorbereitet und mit voller Wucht getroffen. Viele angeschlagene Unternehmen hätten den Mehrfachbelastungen nicht mehr standhalten können.

In Deutschland relativ geringer Anstieg

In Westeuropa stiegen die Insolvenzzahlen in der Mehrzahl der betrachteten Länder. Einen deutlichen Anstieg verzeichneten Österreich (plus 59,7 Prozent), gefolgt von Großbritannien (plus 55,9 Prozent), Frankreich (plus 50,0 Prozent) und Belgien (plus 41,7 Prozent). Auch in der Schweiz, in Irland, den Niederlanden, in Spanien, Norwegen, Finnland und Schweden nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zu.

In Deutschland war der Anstieg mit 3,8 Prozent vergleichsweise gering. Dennoch verzeichnete die Bundesrepublik damit erstmals seit mehreren Jahren wieder einen Anstieg der Insolvenzen, wie die Auskunftei ausführte. In Deutschland waren zuletzt die „Sondereffekte der Pandemie-Jahre“ ausgelaufen und die Wirtschaft litt unter den Folgen der Energiekrise. Vor allem im Baugewerbe und im Verarbeitenden Gewerbe erhöhten sich die Zahlen.

„Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht“

Insgesamt gab es bei den Pleiten in Westeuropa vor allem im Handel einschließlich des Gastgewerbes einen deutlichen Anstieg um 34,5 Prozent, gefolgt vom Baugewerbe und vom Dienstleistungssektor. Für die Zahlen im Handel dürften vor allem die „Folgen der schweren Corona-Zeit“ sowie die Konsumzurückhaltung wegen der hohen Inflation verantwortlich sein, erklärte Creditreform. Ein Rückgang der Fallzahlen wurde aus Dänemark, Luxemburg, Portugal, Italien und Griechenland gemeldet.

In Osteuropa verzeichneten sieben der zwölf untersuchten Länder einen Anstieg der Insolvenzzahlen. Besonders deutlich war die Zunahme der Pleiten in Ungarn (91,2 Prozent), Bulgarien (61,7 Prozent) und Litauen (49,5 Prozent). Zurück gingen die Zahlen in fünf der zwölf Länder, nämlich in Tschechien, Slowenien, Serbien, Polen und Estland.

Insgesamt sieht Creditreform die Entwicklung der Insolvenzen aber auch als „Normalisierung“ nach zwei Jahren mit extrem niedrigen Zahlen. „Die Trendwende bei den Insolvenzzahlen ist eingeläutet. Dabei ist das Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht. Der Druck bleibt auf dem Kessel, so dass auch in den kommenden Monaten mit steigenden Zahlen zu rechnen sein wird“, sagte Hantzsch. (dpa/afp/red)



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