Preise für Diesel bleiben hoch – CO₂-Abgabe könnte zusätzlichen Anstieg bewirken

Die Preise für Dieselkraftstoff in Deutschland verharren auf einem hohen Niveau. Sie stellen einen Faktor dar, der die Inflation weiter hochhält. Die höhere CO₂-Abgabe ab Januar lässt einen weiteren Preisschock befürchten.
Zum ersten Mal seit Februar ist Diesel an deutschen Tankstellen wieder teurer als Superbenzin der Sorte E10.
Zum ersten Mal seit Februar ist Diesel an deutschen Tankstellen wieder teurer als Superbenzin der Sorte E10.Foto: Soeren Stache/dpa
Von 4. Oktober 2023

Die Preise für Diesel an deutschen Tankstellen verharren weiterhin auf hohem Niveau. Am Dienstag, 3. Oktober, lag der Durchschnittspreis an der Zapfsäule bei 1,85 Euro. Vor einem Monat mussten Autofahrer im Schnitt noch 1,77 Euro pro Liter bezahlen.

Wie „agrarheute“ berichtete, hatte der steile Anstieg der Dieselpreise bereits im August das Bundeskartellamt auf den Plan gerufen. Bereits im April 2022 hatte dieses eine sogenannte Sektoruntersuchung der „Raffinerien und [des] Kraftstoffgroßhandel[s]“ eingeleitet. Ergebnisse hat die Behörde noch nicht veröffentlicht. Präsident Andreas Mundt sieht jedoch in den jüngsten erneuten Preissteigerungen einen weiteren Beleg dafür, dass man sich mit diesen Ebenen befassen müsse.

Rohölpreise schlagen nur bei Erhöhung verlässlich auf Preis für Diesel durch

Auch der ADAC geht davon aus, dass die Preise für Diesel derzeit zu hoch sind. Ende September war deren Durchschnittsniveau um sechs Cent höher als vier Wochen und 14 Cent höher als acht Wochen zuvor. Mittlerweile haben sie sich auf dem hohen Niveau eingependelt.

Der Autofahrerklub kritisiert in diesem Zusammenhang, dass der Spielraum für Preissenkungen an den Tankstellen nicht ausgenutzt wird. Eine Weitergabe rückläufiger Preise für Rohöl auf den Weltmärkten erfolge regelmäßig nicht oder nur in eingeschränktem Ausmaß. Demgegenüber gerieten steigende Ölpreise jedes Mal zum Anlass für Preisaufschläge.

Saudi-Arabien will freiwillige Förderbegrenzung vorerst aufrechterhalten

Zuletzt hatte es auch weltmarktbezogene Faktoren gegeben, die zu höheren Ölpreisen beigetragen hatten. Im September hatten führende Mitglieder der OPEC+ wie Saudi-Arabien oder Russland im September kurzfristig eine leichte Entspannung durch eine Steigerung des Ölausstoßes bewirkt.

Mittlerweile haben sie jedoch ihr Bekenntnis zur freiwilligen Begrenzung der Ölexporte erneuert, das bereits im April vereinbart worden war. Ziel des Schritts war es, die weltweiten Ölpreise zu stabilisieren. Wie die „India Times“ berichtet, hat die Regierung in Riad am Mittwoch mitgeteilt, im November und Dezember die Förderbegrenzung aufrechtzuerhalten.

In den beiden letzten Monaten des Jahres werde die Golfmonarchie etwa neun Millionen Barrel pro Tag (bpd) fördern. Dies erklärte das Energieministerium über die staatliche Nachrichtenagentur SPA. Die OPEC+-Vereinbarung über die Förderbegrenzung gilt bis Ende 2024, wobei sich die Mitgliedstaaten eine monatliche Überprüfung vorbehalten. Saudi-Arabien hatte als erster Vertragsstaat im Juli die freiwillige Förderbegrenzung in Kraft gesetzt.

Russland könnte Exportverbot für Diesel bald aufheben

Am 21. September verkündete zudem Russland einen Exportstopp von Benzin und Diesel in Länder außerhalb der Eurasischen Wirtschaftsunion. Dies löste einen deutlichen Anstieg der Preise für Gasöl aus – des wichtigsten Vorprodukts für Heizöl und Diesel.

Als Grund für den Schritt nennen Kreml-Kreise die Stabilisierung der Preise für die Inlandsnachfrage. Wartungsarbeiten in Ölraffinerien, Engpässe bei der Eisenbahn und die Schwäche des Rubels hatten zuletzt den Export deutlich attraktiver gemacht. Im Vorfeld der Wintermonate sollte jedoch für Abnehmer in Russland selbst ausreichend Kraftstoff zu erschwinglichen Preisen vorhanden sein.

Wie „Arabian Business“ am Mittwoch berichtete, steht möglicherweise ein Ende des russischen Exportverbots für Pipelinediesel ins Haus. Für Benzin soll es jedoch bis auf Weiteres noch aufrechterhalten bleiben.

Rohölvorräte in den USA fallen deutlicher als erwartet

Auch die USA fallen derzeit teilweise als Ölversorger auf den Weltmärkten aus. Meldungen über einen Rückgang der Rohölvorräte in den USA hatten die Börsenpreise deutlich ansteigen lassen. Offiziellen Daten zufolge sind diese in der Vorwoche um 2,2 Millionen Barrel auf 416,3 Millionen Barrel gefallen. Analysten hatten in einer „Reuters“-Umfrage zuvor einen deutlich niedrigeren Rückgang um 320.000 Barrel erwartet.

Die Rohölvorräte am Lagerzentrum Cushing, Oklahoma, dem Lieferpunkt für US-Rohöl-Futures, sind gleichzeitig um 943.000 Barrel auf weniger als 22 Millionen Barrel zurückgegangen. Das markierte den niedrigsten Stand seit Juli 2022.

Es erscheint als denkbar, dass in den USA damit sogar die mittlerweile zur Ruhe gekommene Debatte um mögliche Exportverbote an Fahrt aufnehmen könnte. Diese war vor knapp einem Jahr von der Regierung Biden selbst initiiert worden.

Lkw-Maut und CO₂-Abgabe als nächste hausgemachte Preistreiber

Der Weltmarkt ist jedoch nur einer von mehreren Faktoren, die den Preis für Benzin oder Diesel in Deutschland beeinflussen. Ein erheblicher Teil davon ist hausgemacht – und dabei insbesondere vom Staat beeinflusst. Dies betrifft den Bereich der Steuern, aber auch jenen der Transportkosten.

Ab 1. Januar 2024 steht nicht nur eine Ausweitung der Lkw-Maut, sondern auch eine deutliche Erhöhung der CO₂-Abgabe ins Haus. Der Preis pro Tonne Kohlendioxid liegt derzeit noch bei 30 Euro. Ab Anfang 2024 soll dann jedoch ein Preis von 35 Euro gelten. Dem ADAC zufolge wird allein diese Maßnahme zu einem Aufschlag auf den Liter Benzin bzw. Diesel von rund 1,5 Cent führen.



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