Mercedes ändert seine Elektrostrategie – zugunsten von Verbrennern

Die Absatzzahlen bei der Elektromobilität hinken hinter den Erwartungen her. Der Konzernchef schraubt jetzt die einst so eifrigen Ziele deutlich zurück. Die Unternehmensbilanz fällt moderat aus.
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Mercedes-Benz reagiert auf den Absatzrückgang bei der Elektromobilität.Foto: iStock
Von 25. Februar 2024

Der Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz reagiert auf den starken Rückgang der Nachfrage nach Elektroautos. Deshalb schlug der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius in Sachen E-Mobilität nun neue Töne an.

Bisher stand das Ziel, ab 2030 möglichst zu 100 Prozent vollelektrische Neuwagen zu verkaufen. Inzwischen geht der Manager davon aus, dass der Absatz von Stromern und Plug-in-Hybriden bis 2024 maximal die Hälfte des Gesamtumsatzes betragen dürfte, wie das „Handelsblatt“ berichtet.

Doch auch bis dahin ist es noch ein weiter Weg: Im vergangenen Jahr erzielte Mercedes bei seinen Absätzen einen Stromanteil von zwölf Prozent. Der Autobauer war damit in der E-Sparte um mindestens 168.000 Autos hinter seiner einstigen Erwartung.

Mercedes: „Strategische Flexibilität“ bei Antriebsart

In der Vergangenheit betonte der Konzernchef stets, wie viel Wert Mercedes auf die Elektromobilität lege. So erklärte er, dass der Konzern seinen Kunden bis zum Ende dieses Jahrzehnts nur noch vollelektrische Pkw anbieten wolle. Dabei fügte er hinzu, dass dies überall dort gelte, wo es die Marktbedingungen zuließen. Letztendlich bestimme der Kundenwunsch das Tempo des Umschwungs.

Allerdings haben sich die Bedingungen für die E-Mobilität verschlechtert – durch Ankündigungen von steigenden Strompreisen und den Wegfall der E-Prämien beim Kauf eines neuen E-Autos. Das führte bereits im Januar zu einem starken Einbruch der Neuzulassungen von E-Fahrzeugen. Im Januar sanken sie in Deutschland laut ADAC auf ein neues 12-Monate-Tief von 22.474 Einheiten.

Aufgrund dieses Trends hob Källenius am Donnerstag, 22. Februar, jetzt die „strategische Flexibilität“ des Autobauers beim Verbrenner hervor. Demnach wird Mercedes in der Lage sein, bis weit in die 30er-Jahre auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen – und weiterhin mit Benzin und Diesel betriebene Modelle anbieten.

Als Unternehmen brauche man eine doppelte Absicherung, sagte Källenius. Das Tempo der Transformation bestimmten die Marktbedingungen und die Wünsche der Kunden, hieß es. „Die wirtschaftliche Lage und die Automobilmärkte sind nach wie vor von außergewöhnlichen Unsicherheiten geprägt“, sagte der Mercedes-Chef laut der „Tagesschau“.

An der „Ambition 2039“ – der Nachhaltigkeitsstrategie der Stuttgarter, wonach bis 2039 die gesamte Neufahrzeugflotte bilanziell CO₂-neutral werden soll – ändere sich laut Källenius jedoch nichts.

Der Mercedes-Vorstandsvorsitzende Ola Källenius bei der Bilanzpressekonferenz in Stuttgaret.

Der Mercedes-Vorstandsvorsitzende Ola Källenius bei der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart. Foto: Christoph Schmidt/dpa

2024 keine großen Sprünge

Mit der neuen Strategie sieht Källenius den Konzern für die kommende Zeit gut gerüstet. Vor einigen Jahren zeigte sich Mercedes aber optimistischer bei der Entwicklung der Elektromobilität.

Der Autobauer rechnet angesichts eines schwierigen Marktumfelds mit keinen großen Sprüngen in diesem Jahr. Der Konzernumsatz für 2024 vermutet er auf dem Niveau des Vorjahres. Beim operativen Ergebnis (Ebit) rechnet Mercedes in diesem Jahr mit einem Wert leicht unter dem Vorjahresniveau.

Mercedes habe 2023 „in einem weiterhin herausfordernden Marktumfeld“ ein „solides Finanzergebnis“ geliefert, wie aus der Presseinformation hervorgeht. Der Umsatz stieg demnach um zwei Prozent auf 153,2 Milliarden Euro.

Doch gestiegene Kosten, beispielsweise durch Inflation und Störungen in der Lieferkette, trübten die Bilanz des Unternehmens. So sank beispielsweise der operative Konzerngewinn um rund vier Prozent auf 19,7 Milliarden Euro. Unterm Strich gab das Konzernergebnis um knapp zwei Prozent auf 14,5 Milliarden Euro nach.

Marge statt Masse

Im Fokus der Strategie steht für Källenius besonders die Marge des Unternehmens. Bereits 2019 verlangte der Aufsichtsrat, den schlaffen Börsenwert zu verbessern. Seitdem änderte der Unternehmenschef, zusammen mit Finanzvorstand Harald Wilhelm, einige Vorgehensweisen im Konzern. Langfristig sollte Mercedes ein Luxuskonzern werden. Die hochmotorisierte Fahrzeugflotte soll zunehmend „electric only“, also rein elektrisch werden.

Dieses Ziel rückt aufgrund der aktuellen Trends in weite Ferne. Derzeit haben rund neun von zehn Mercedes-Neuwagen weiterhin einen Verbrennermotor. Der erste strombetriebenen SUV der Stuttgarter, der EQC, wurde wieder eingestellt. Der Grund war die zu geringe Nachfrage. Problematisch sind auch die Folgemodelle EQA und EQB. Sie grenzen sich laut „Handelsblatt“ technisch zu wenig von anderen Modellen der Konkurrenz ab und konnten die Kunden nicht ausreichend überzeugen.

Die Marge konnte 2023 noch gut zulegen. Sie stieg von elf auf 15,5 Prozent. „Wir haben unsere Transformation im Jahr 2023 erfolgreich fortgesetzt“, betonte Källenius. Allerdings erwartet der Konzern einen Einbruch in diesem Jahr auf zehn bis zwölf Prozent.

Die Dividende auf die Mercedes-Aktie für das abgelaufene Geschäftsjahr plant der Konzern auf 5,30 Euro je Aktie zur Freude der Anleger anzuheben. Zuvor lag sie bei 5,20 Euro. Die Aktie erlebte im vergangenen Jahr häufige Abwärtsbewegungen. Besonders im Oktober brach sie auf rund 55 Euro ein. Inzwischen erholte sie sich wieder und liegt aktuell bei einem Wert von 71,66 Euro.

Für dieses Jahr rechnet der Konzern mit keinem großen Anstieg bei seinen E-Autos. In absoluter Zahl waren es rund 263.400 E-Fahrzeuge inklusive E-Vans. Insgesamt betrug der Gesamtabsatz aller Antriebsarten bei Mercedes 2.491.800 Fahrzeuge.

Freuen können sich rund 91.000 Beschäftigte des Unternehmens in Deutschland. Sie sollen auch in diesem Jahr mit dem Entgelt im April eine Prämie von bis zu 7.300 Euro erhalten.

(Mit Material der Agenturen)



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