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Verschiedene Szenarien für deutsche Wirtschaft

ifo: Rückgang der deutschen Exporte in USA nur bei pauschalen US-Zöllen

Potenzielle wechselseitige US-Zölle sind für die deutschen Exporte in die USA wohl nur ein geringes Problem. Vermutlich würden die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten um weniger als drei Prozent sinken, wie aus einer Simulation des ifo Instituts hervorgeht. Sollten die USA jedoch pauschal Zölle auf alle Länder erheben, würden deutsche Exporte um 15 Prozent zurückgehen.

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Das ifo Institut hat die Auswirkungen verschiedener US-Zölle prognostiziert. (Archivbild)

Foto: Ingo Wagner/dpa

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Lesedauer: 4 Min.

Das ifo Institut hat diese „reziproken“ Zölle simuliert, also den Fall, dass die USA Zölle auf Produkte um den Betrag erhöhen, der von ihren Handelspartnern auf entsprechende US-Produkte erhoben wird.
Sollte die EU keine Gegenmaßnahmen ergreifen, würden die deutschen Exporte um 2,4 Prozent sinken. „Potenziell sind über die Hälfte aller deutschen Exporte in die USA betroffen“, sagte Ifo-Handelsexpertin Lisandra Flach.
„Die Auswirkung von wechselseitigen Zöllen wäre für Deutschland jedoch wesentlich geringer als bei pauschalen US-Zöllen von 20 Prozent“, so Flach. Dies liegt darin, dass die Lücke der Zölle zwischen den USA und der EU mit 0,5 Prozent relativ gering ist.

Pauschale US-Zölle würden zu 15 Prozent Rückgang der deutschen Exporte führen

Bei pauschalen US-Zöllen von 60 Prozent auf China und 20 Prozent auf den Rest der Welt (einschließlich der EU) würden die deutschen Exporte in die USA um etwa 15 Prozent zurückgehen, haben frühere Simulationen des ifo Instituts ergeben.
Unabhängig von den ökonomischen Effekten hält Flach die neue Zollpolitik des US-Präsidenten für höchst problematisch: „Die geplante Zollerhöhung markiert eine Zeitenwende und ist ein Frontalangriff auf die regelbasierte Weltwirtschaftsordnung.“ Trump untergrabe damit fast 80 Jahre Multilateralismus, sagte die Ifo-Expertin.

Bei Abbau der Zölle positive Ergebnisse

Sollte es der EU gelingen, durch Verhandlungen wechselseitige Zölle auf beiden Seiten gleichermaßen abzubauen, hätte dies laut den Simulationen positive Effekte. „Wenn die EU mit den USA vollständig reziproke Zölle aushandelt, und Trump bereit wäre, Zölle auch entsprechend zu senken, würde die deutsche Wertschöpfung steigen“, sagte Flach.
„Unsere Ergebnisse unterstreichen die wichtige Rolle von Verhandlungen, um die nachteiligen Auswirkungen eines Handelskrieges abzuwenden.“
Die Berechnungen basieren auf dem ifo-Handelsmodell. Das Modell berücksichtigt Zölle und nicht-tarifäre Handelshemmnisse. Es deckt 141 Länder und 65 Wirtschaftssektoren ab, auf die über 90 Prozent der globalen Wertschöpfung entfallen.
Zudem nutzen die Simulationen umfassende Zollinformationen auf Produktebene, um Zolldifferenzen zwischen den USA und ihren Handelspartnern zu berechnen.

DIHK fordert von der EU entschiedene und überlegte Reaktion

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat die EU aufgefordert, auf entsprechende Ankündigungen der US-Zölle entschieden und überlegt zu reagieren.
„Die transatlantischen Handelsbeziehungen befinden sich gerade an einem äußerst kritischen Punkt“, sagte DIHK-Außenhandelschef Volker Treier der „Rheinischen Post“ (Mittwochausgabe). „Auf die drohenden US-Zölle sollte die EU nicht impulsiv, sondern entschieden und mit Weitsicht reagieren.“
Es zeigt sich hier „einmal mehr“, dass Europa seine Unternehmen „ohne weitere Verzögerungen fit für den Wettbewerb machen“ müsse. „Energiekosten senken, Bürokratie abbauen und Fachkräfte sichern sind nur einige Stellschrauben, an denen die EU schleunigst drehen muss“, unterstrich Treier.
Die Bundesregierung forderte er auf, sich zugleich auf EU-Ebene „vehement für die zügige Verabschiedung weiterer Freihandelsabkommen sowie für die WTO stark“ zu machen. Die Welthandelsorganisation WTO sei zwar reformbedürftig, führte der DIHK-Geschäftsführer aus. Sie sei aber „die einzige Instanz, die den gesamten Welthandel im Lot halten kann“.
US-Präsident Donald Trump will am Mittwoch seine aggressive Zollpolitik weiter verschärfen. Trump hat den 2. April zum „Befreiungstag“ für die USA erklärt und will sogenannte reziproke Zölle verkünden.
Dabei soll das Produkt eines Landes bei Lieferung in die USA mit ebenso hohen Aufschlägen belastet werden, wie sie für ein gleiches US-Produkt beim Export in dasselbe Land anfallen. (dts/afp/red)

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