Wegen Gasknappheit: Europäische Stromversorger fordern Subventionen
Nach Angaben des norwegischen Energieversorgers Equinor fordern die europäischen Energieunternehmen mindestens 1,5 Billionen Euro an staatlichen Zuschüssen. Dies wäre angesichts der Gasknappheit notwendig, um ihre Nachschussforderungen zu decken. Die im Vereinigten Königreich tätigen Unternehmen sind bei den Schätzungen des norwegischen Energieunternehmens nicht berücksichtigt worden.
Hohe Sicherheitszahlungen belasten Energieunternehmen
Mehrere EU-Länder unterstützen die Energieversorger bereits mit Milliarden von Euro. Sie stehen vor der größten Energiekrise seit Jahrzehnten. Die betroffenen Unternehmen müssen zusätzliche Sicherheitszahlungen für ihre Stromkäufe leisten.
Energieunternehmen verkaufen Energie in der Regel im Voraus, um sich einen bestimmten Preis zu sichern. Im Falle einer Nichtzahlung muss der Energieversorger jedoch eine „Mindestsumme“ hinterlegen, bevor die Energie geliefert wird.
Die Nachschussforderungen sind in die Höhe geschnellt, seit der staatliche russische Energiekonzern Gazprom letzte Woche die Gaslieferungen nach Europa eingestellt hat. Dies hat die Energiepreise in die Höhe getrieben und erfordert Kapital, um den Handel zu gewährleisten.
Die Liquidität vieler EU-Energieunternehmen wird immer knapper. Für die Unternehmen ist es schwierig, auf dem Markt für Energiederivate Barmittel zu finden. Sie haben bereits Schwierigkeiten, ihre Absicherungsanforderungen zu erfüllen.
1.500.000.000.000 Euro oder mehr
„Dies hat in der Energiewirtschaft zu einer Situation wie bei Lehman Brothers geführt“, sagte der finnische Wirtschaftsminister Mika Lintila. Er bezog sich dabei auf den 1,5-Billionen-Dollar-Plan zur Finanzierung von Energieunternehmen. Als Lehman Brothers, die damals viertgrößte US-Investmentbank, im September 2008 mit mehr als 600 Milliarden Dollar Schulden Konkurs anmeldete, löste dies den schlimmsten Teil der US-Finanzkrise aus.
Der Preisanstieg verknappt die Marktliquidität und bringt kleine und mittlere Energieunternehmen in Bedrängnis, sagte Helge Haugane, Senior Vice President des Gas- und Energiesektors von Equinor, auf einer Konferenz in Mailand.
Haugane merkte an, dass selbst die Schätzung eines Rettungspakets von 1,5 Billionen Euro „konservativ“ sei. Mehr staatliche Liquidität werde benötigt, da die derzeitige staatliche Unterstützung nur einen Bruchteil der Gesamtkosten abdecke.
Das hängt vom Preis ab; er steigt und steigt“, sagte er.
Einigen Analysten nach könnte die Liquiditätshilfe für den Energiesektor jedoch dazu führen, dass in der Region große Mengen an Geld gedruckt werden. Dies wiederum würde die bereits hohe Inflation wahrscheinlich noch verstärken.
Steigende Preise schon vor Ukraine
Am 2. September schaltete Gazprom die Nord Stream 1-Pipeline nach Deutschland auf unbestimmte Zeit ab und verschärfte damit die Krise. Am 5. September stiegen die Energiepreise noch weiter an.
Der Kreml hat gewarnt, dass die Gaslieferungen nicht wieder aufgenommen werden, solange die Sanktionen nicht aufgehoben sind. Zuvor hatte das Unternehmen jedoch behauptet, der Lieferstopp sei auf technische Schwierigkeiten zurückzuführen. Doch die EU und ihre Verbündeten verschärfen angesichts der anhaltenden Kämpfe in der Ukraine zunehmend die Wirtschaftssanktionen gegen Russland.
Obwohl der Konflikt in Osteuropa zum Preisanstieg beigetragen hat, ist er weder Auslöser noch alleinige Ursache steigender Energiepreis. Prof. Fritz Vahrenholt, ehemaliger Energiesenator Hamburgs, erklärte in einem Gastbeitrag: „Die Energiemärkte waren bereits vor dem Ukraine-Krieg aus den Fugen geraten. Durch Abbau von Erzeugungskapazitäten in ganz Europa und unterlassene Erschließung neuer Öl-, Gas und Kohlevorkommen sowie einem rasanten, aber politisch gewollten Anstieg der Preise von Emissionszertifikaten vervielfachten sich die Preise von Gas und Strom schon im Jahr 2021. Der Ukraine-Krieg hat diese Tendenz noch einmal verschärft.“
Größte Gasversorger Deutschlands plant rechtliche Schritte gegen Gazprom
Das deutsche Energieunternehmen Uniper erklärte seinerseits, es erwäge rechtliche Schritte gegen Gazprom, um seine Aktionäre zu entschädigen. Der Marktwert des Unternehmens ist seit Juni um 90 Prozent gesunken. Dies zwang die Berliner Regierung im Juli dazu, den Energieversorger mit einem 15-Milliarden-Euro-Rettungspaket zu unterstützen.
„Wir können nicht ausschließen, dass Deutschland über eine Gasrationierung nachdenken muss“, sagte Uniper-Geschäftsführer Klaus-Dieter Maubach. Vor der Ukraine-Krise importierte das Deutschland 55 Prozent seines Gases aus Russland.
„Ich habe das in diesem Jahr schon mehrmals gesagt und die politischen Entscheidungsträger aufgeklärt. Das Schlimmste kommt erst noch“, sagte Maubach gegenüber CNBC und bezog sich dabei auf die für Herbst und Winter erwarteten Preiserhöhungen.
Was wir auf dem Großhandelsmarkt sehen, ist das 20-Fache des Preises von vor zwei Jahren“, sagte er.
Suche nach Lösungen
Vor zwei Monaten wurden alle EU-Mitgliedstaaten aufgefordert, ihren Gasverbrauch freiwillig um 15 Prozent zu senken. Dies gilt für den Fall, dass sich die Situation im Winter verschlechtert. Viele Mitgliedstaaten setzen die Kürzungen jedoch nicht um.
In der Zwischenzeit werden die politischen Entscheidungsträger der EU am 9. September eine außerordentliche Sitzung in Prag abhalten, um verschiedene Pläne zur Bewältigung der Energiekrise zu erörtern.
Haugane kritisierte den breit diskutierten G7-Vorschlag als nicht umsetzbar. Dabei geht es um eine Preisobergrenze für importierte Energie, um dem Anstieg der Gas- und Ölpreise zu begegnen.
Eine deutliche Reduzierung der Nachfrage sei die einzige wirkliche kurzfristige Lösung für den Fall einer vollständigen Unterbrechung der Gasversorgung. Andere Pläne beinhalten eine extreme Energiesteuer. Ein weiterer Plan wäre, die derzeitige EU-Preisregulierung für Gaskraftwerke in der Gruppe der 27 Länder vorübergehend aufzuheben.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: European Power Companies Demand Subsidies as Russian Gas Is Cut Off From Most of Europe (redaktionelle Bearbeitung ae)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion