Was Nudelherstellung und Kindererziehung gemeinsam haben

Nudelherstellung und Kindererziehung scheinen eigentlich nichts gemeinsam zu haben. Doch der erste Blick trügt, wie die Autorin und zweifache Mutter feststellen musste.
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Pasta machen und Kindererziehung sind chaotisch. Doch bringen beide Freude.Foto: gpointstudio/iStock
Von 13. Oktober 2021

Eine weiße Schicht bedeckte meine Küche: Überall befand sich Mehl, auch auf den dichten Locken auf dem Kopf meiner 2-jährigen Tochter. Der nussige Geruch von Alfredo-Sauce zog durch unser Haus, und unsere beiden Nudelhölzer lagen in der Spüle – jedes mit einer Schicht aus gehärtetem Teig überzogen. So sah es aus, als ich meinen Mädchen die Nudelkunst und den Genuss echter Pasta beibrachte.

Selbstgemachte Nudeln gehören zu meinen Lieblingsgerichten. Ich liebe sie, weil sie Zeit brauchen, eine erdige, reiche Duftnote besitzen und weil all das ständige Falten und Ruhen zusammenwirkt, um ein Geschmackserlebnis zu kreieren, an das Nudeln aus der Packung nie herankommen können.

Um ehrlich zu sein, wollte ich an diesem bestimmten Nachmittag alleine Nudeln machen. Ich hatte eine Sehnsucht danach, die ich mit den vorgefertigten Ravioli im Supermarkt, mit Spaghetti und Fleischbällchen im Restaurant, mit roter Soße und „Zoodles“ während der Slow-Carb-Diät meines Mannes zu stillen versucht hatte. Alles, was sie bewirkten, war, dass ich mich nach den wahren Nudeln sehnte. Und so sehr ich mich nach ihnen sehnte, so sehr vermisste ich auch ihren Herstellungsprozess.

Frische selbstgemachte Pasta. Foto: VIKTORIIA DROBOT/iStock

Alles selbst machen

In den Tagen, bevor wir Kinder hatten, steckte ich Leidenschaft, Zeit und Kreativität in meinen wöchentlichen Speiseplan. Sonntagabends stöberte ich bei einem Glas Wein in Rezeptbüchern und plante aufwendige Gerichte für uns und unsere Freunde.

Mein Mann hatte mir das Kochen beigebracht – als wir heirateten, konnte man mir kaum einen Toaster anvertrauen – und im Laufe der Jahre erlangte die Zubereitung von Speisen für uns eine heilige Stellung. Mit einem Glas Wein in der Hand machten wir Dinge wie gegrilltes Schweinefleisch mit Granatapfelglasur, Brathähnchen mit Chimichurri-Sauce, gebratenes Hähnchen mit Buttermilch, Schokoladentorte ohne Mehl. Wir waren beileibe keine Spezialitätenköche, aber das gemeinsame Kochen war gemütlich und angenehm.

Nun haben wir zwei Kinder unter drei Jahren, weswegen die Mahlzeiten heute ein wenig anders aussehen. Ich habe viel weniger Zeit für Gourmetgerichte, und wir verlassen uns auf eine Handvoll einfacher, köstlicher Zutaten, um unsere Familie zu ernähren. Die sich wiederholenden Mahlzeiten geben unserem wöchentlichen Tagesablauf eine gewisse Stabilität und erlauben uns, gemeinsam am Familientisch zu essen, was mir sehr wichtig ist.

Aber ich vermisste den anderen Teil von mir; den Teil, der sich daran erfreut, gute Speisen selbst zuzubereiten und sich die Zeit zu nehmen, die besondere Gerichte erfordern.

Selbstgemachte Fettucine Alfredo. Foto: EzumeImages/iStock

Eine kleine Helferin

Ich beschloss, Fettuccine Alfredo selbst zu machen. Als meine Kinder beschäftigt schienen, nahm ich Eier, Salz und Mehl, schenkte mir ein Glas Wein ein und machte eine Mulde für die Eier ins Mehl. Als ich das erste Ei aufschlug, bekam June, meine ältere Tochter, das mit und rannte herein. „Kann ich dir helfen, Mami?“

Bevor ich antworten konnte, zog sie einen Stuhl quer durch die Küche bis an die Arbeitsplatte. Sie kletterte darauf und versuchte, ihr kleines hölzernes Nudelholz festzuhalten. In diesem Moment kam mein Baby, Rosie, ins Zimmer gekrochen und strahlte über das ganze Gesicht. So sieht sie immer aus, wenn sie uns in einem anderen Zimmer entdeckt – als wäre sie auf eine Truhe voller Gold gestoßen.

Ich stellte mein Weinglas weg, setzte Rosie in ihren Lauflernwagen und dachte: Warum sollte meine Tochter denn nicht genau heute lernen, wie man Nudeln selber herstellt?

Wir machten eine Mulde ins Mehl, schlugen die Eier darin auf und kneteten den Teig zu einer Kugel. Wir zeigten uns gegenseitig unsere Hände, um zu sehen, wer die schmutzigsten hatte. Während der Teig ruhte, half June mir, die Butter unter der Zugabe von Knoblauch für die Alfredo-Sauce zu schmelzen. Außerdem deckten wir den Tisch und legten Stoffservietten aus. Wir maßen ein Rechteck ab, rollten den Teig darin aus und schnitten unsere Nudeln vorsichtig in lange, baumelnde Streifen.

Der Nachmittag war voller Unterbrechungen, Windelwechsel, Cheerios und Videos vom kleinen Tiger Daniel, hatte aber auch eine gewisse Feierstimmung. June rannte durch die Küche und rief: „Wir machen eine Party!“, während Rosie klatschte und ihr zujubelte.

Freude in der Unordnung finden. Foto: Oleg Rebrik/iStock

Das Chaos annehmen

Während wir gemeinsam Nudeln rollten, schnitten und auf Bretter legten, kam mir der Gedanke, dass die Herstellung von Nudeln das Muttersein widerspiegelt.

Ich weiß, dass ich eines Tages wieder in einer sauberen Küche kochen werde, ohne auf Spielzeug zu treten oder Mehl in jede Spalte zu bekommen, mit einem Glas Wein, das ich dann nicht wegzustellen brauche. Aber wenn ich mir meine beiden Mädchen ansehe – ein breites Lächeln auf Rosies Gesicht, June, die vorsichtig geschnittene Nudeln auf ein Brett legt –, dann denke ich, dass das ganze Durcheinander vielleicht einen Sinn hat.

Pasta machen und Kindererziehung sind chaotisch. Beide sind ein langsamer Prozess, voller harter Arbeit und voll von Aufräumen und Achtsamkeit. Aber die Freude, als wir uns an den Tisch setzten, in die Nudeln bissen und June dabei stolz verkündete: „Papi, das habe ich gemacht!“, schien dem Chaos einen Sinn zu geben.

„Ich habe nicht genug Zeit!“ Wenn ich über mein kreatives Leben nachdenke, sind diese Worte heutzutage meine ständigen Begleiter. Nicht genug Zeit, um zu schreiben, zu kochen oder zu malen, denn es gibt so viele dringende, praktische, kleine Angelegenheiten, um die ich mich unverzüglich kümmern muss.

Ich bin nicht unproduktiv, weil es mir an Ideen mangelt; das Muttersein versorgt mich mit einer Unzahl von Sätzen, Wünschen und Bildern. Aber die Ideen scheinen immer dann zu kommen, wenn meine Hände kompromisslos voll sind, und so muss ich ihnen Flügel verleihen und sie loslassen und hoffen, dass sie zu mir zurückkehren, wenn meine Hände leer sind.

Aber vielleicht gehen sie gar nicht weg. Vielleicht sind sie noch hier und tummeln sich irgendwo in diesen stillen Jahren. Vielleicht werden die Worte und die Energie wiederkommen, wenn die körperliche Arbeit weniger wird, und vielleicht werden sie dank des Chaos und der Arbeit reicher und reifer sein und mehr Durchblick haben.

Und vielleicht werde ich feststellen, dass die Worte, das Essen und die Bilder, die kreativen Bemühungen, von denen ich dachte, sie würden so viel bedeuten, nicht annähernd so wertvoll sind wie das, was ich großgezogen habe.

Rachael Dymski ist Autorin, Floristin und Mutter von zwei kleinen Mädchen. Derzeit schreibt sie einen Roman über die deutsche Besatzung der Kanalinseln und bloggt auf ihrer Website RachaelDymski.com

Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: Precious Messes: What Pasta-Making and Parenting Have in Common (deutsche Bearbeitung von as)



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