Erhöhtes Krebsrisiko: Warum bei diesen drei Präparaten Vorsicht geboten ist

Das Geschäft mit der Nahrungsergänzung boomt. Doch bei einigen Präparaten sollte man laut derzeitigem Stand der Forschung Vorsicht walten lassen.
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Viele Nahrungsergänzungsmittel bestehen aus künstlichen Vitaminen mit verschiedenen Zusatzstoffen.Foto: Valentina_G/iStock
Von 15. Februar 2025

Der Trend zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, insbesondere Vitaminen, nimmt weltweit zu. Einige Studien weisen jedoch auf einen möglichen Zusammenhang zwischen bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln und einem erhöhten Krebsrisiko hin. Insbesondere geht es um drei Mittel: Beta-Carotin, Vitamin E und B-Vitamine.

Beta-Carotin

Beta-Carotin ist eine Vorstufe von Vitamin A. Im Körper wirkt es als Antioxidans und schützt den Körper davor, dass freie Radikale die Zellen schädigen. Laut einer Metaanalyse aus dem Jahr 2023 hat die Einnahme von Beta-Carotin-Nahrungsergänzungsmitteln insgesamt keine positiven oder schädlichen Auswirkungen auf die Krebsinzidenz. Es gibt jedoch Hinweise, dass es das Lungenkrebsrisiko erhöhen könnte, insbesondere bei Rauchern. Daher raten die Studienautoren davon ab, Beta-Carotin-Nahrungsergänzungsmittel zur Krebsprävention einzunehmen.

In diesem Zusammenhang heißt es in einer weiteren systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse, die 2022 in der Zeitschrift „Nutrients“ erschien, dass das Risiko für Lungenkrebs um 16 Prozent steigt, wenn Beta-Carotin eingenommen wird. Raucher und Asbestarbeiter sind dabei einem höheren Risiko von 21 Prozent ausgesetzt.

Im Gegensatz dazu erklärte eine Übersichtsstudie aus dem Jahr 2020 in der Fachzeitschrift „Antioxidants“, dass Beta-Carotin sich im menschlichen Körper sowohl positiv als auch negativ auswirken kann – sowohl als Antioxidans als auch als Prooxidans. Ferner kann Beta-Carotin laut den Forschungsergebnissen die krebserregende Wirkung von UV-Strahlen verstärken.

Insgesamt ist die Wirkung von Beta-Carotin größer, wenn es mit der Nahrung und nicht als Präparat eingenommen wird. So ergab eine Studie der Universität Newcastle in Großbritannien aus dem Jahr 2023, dass der Verzehr von mehr Karotten mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit von Krebserkrankungen zusammenhängt. Der Verzehr von Beta-Carotin als Nahrungsergänzungsmittel zeigte keine solche Wirkung.

Die Dosierung bei einzelnen Vitaminpräparaten ist oft höher als in Lebensmitteln, erklärte Lin Shi-hang aus Taiwan gegenüber Epoch Times. Er ist Ernährungswissenschaftler mit dem Spezialgebiet Nierenheilkunde. Wenn man Lebensmittel verzehrt, die reich an Beta-Carotin sind, sei man auf der sicheren Seite. Denn sie liefern Antioxidantien und fördern die Nährstoffaufnahme. 

Zu Beta-Carotin-reichen Nahrungsmitteln gehören unter anderem 

  • Karotten,
  • Spinat,
  • Kürbis,
  • Zitrusfrüchte,
  • Cantaloupe-Melone,
  • Paprika.

Vitamin E

Vitamin E ist ein Antioxidans, das freie Radikale eliminiert, dem Alterungsprozess entgegenwirkt und die Immunabwehr stärkt. Eine randomisierte Kontrollstudie ergab jedoch, dass eine Vitamin-E-Ergänzung das Risiko für Prostatakrebs bei gesunden Männern „signifikant“ erhöht. Über 30.000 Teilnehmer aus den USA, Kanada und Puerto Rico nahmen sieben bis zwölf Jahre lang täglich eine Dosis von 400 IE Vitamin E ein und wiesen im Vergleich zur Placebogruppe ein um 17 Prozent höheres Risiko für Prostatakrebs auf.

Einer Studie zufolge, die im Jahr 2019 in der Fachzeitschrift „Cell“ erschien, kann eine langfristige Einnahme von Vitamin E und einem anderen Antioxidans, N-Acetylcystein, die Metastasierung von Lungenkrebs weiter fördern.

Obwohl Vitamin E ein gutes Antioxidans sei, könne zu viel davon zu Magen-Darm-Blutungen und anderen Erkrankungen führen, erklärte Dr. Tzung-Hai Yen gegenüber Epoch Times. Er ist Professor und Oberarzt in der Abteilung für Nephrologie und Direktor des Klinischen Giftinformationszentrums am Chang Gung Memorial Hospital in Taiwan.

Dies gilt laut Yen insbesondere für Menschen mit chronischen Krankheiten. Sie müssen deutlich vorsichtiger sein, da viele Nahrungsergänzungsmittel für sie möglicherweise nicht geeignet seien. Vor der Einnahme von Vitamin-E-Präparaten sollten diese Menschen sich zunächst von einem Arzt beraten lassen.

Hochdosiertes Vitamin B

B-Vitamine sind essenzielle Stoffe für den Körper und sind wichtig für den Stoffwechsel, die Blutbildung und die Nerven. Doch hochdosiert in Präparaten können sie sich laut Untersuchungen negativ auf den Körper auswirken. Laut einer großen US-amerikanischen Studie hatten Männer, die hochdosierte Vitamin-B6- (≥20 Milligramm pro Tag) oder Vitamin-B12-Präparate (≥55 Mikrogramm pro Tag) einnahmen, ein fast doppelt so hohes Lungenkrebsrisiko wie Männer, die das nicht taten. Besonders bei Rauchern war das Risiko stark erhöht. Die empfohlene Tagesdosis für B6 und B12 liegt bei 1,3 Milligramm beziehungsweise 2,4 Mikrogramm.

Bei Frauen bestand den Studienautoren zufolge jedoch kein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Vitamin B6, B9 (Folsäure) und B12 und einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs.

Des Weiteren brachte eine Fall-Kontroll-Studie mit über 5.000 Teilnehmern, die im Jahr 2018 im „International Journal of Cancer“ erschien, höhere Vitamin-B12-Spiegel mit einem erhöhten allgemeinen Risiko für Lungenkrebs in Verbindung. Die Studie analysierte auch genetische Daten von 29.266 Lungenkrebsfällen und 56.450 gesunden Kontrollfällen und kam zu demselben Schluss.

Bei den Ergebnissen der Studie handele es sich lediglich um Beobachtungen, die nicht als Beweis für einen direkten Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung herangezogen werden könnten, sagte Chen Xiaowei in einem Interview mit Epoch Times. Chen ist eine zertifizierte Ernährungsberaterin aus Taiwan.

Die Ernährung der Menschen sei heute abwechslungsreicher. Und solange man es nicht übertreibe, bestehe keine Gefahr, zusätzliche Vitamine zu sich zu nehmen, so Chen weiter. Allerdings sollten Personen, die ein erhöhtes Krebsrisiko oder Krebsfälle in der Familie haben, bei der Einnahme von Vitaminen vorsichtig sein. Ob es sich um Vitamin B12 oder andere Nährstoffe handelt, es sei am besten, sich an die Empfehlungen von Ärzten zu halten, fügte die Ernährungsberaterin hinzu.

Zusatz- und Farbstoffe in Präparaten

Des Weiteren bestehen Nahrungsergänzungsmittel oft aus künstlichen Vitaminen. Sie würden häufig Zusatzstoffe, bekannt als Trägerstoffe, und aus optischen Gründen auch künstliche Farbstoffe enthalten, meinte der taiwanische Professor für Nierenerkrankungen Yen.

Diese Zusatzstoffe seien zwar legal, jedoch raten Ärzte grundsätzlich von ihrem Verzehr ab – außer bei Dialysepatienten, Patienten mit schwerer Mangelernährung und Patienten, die nicht in der Lage sind, selbst zu essen. Er unterstrich, dass die beste gesunde Ernährung immer noch natürliche Lebensmittel seien.

Natürliche Lebensmittel sind die beste Medizin

Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) deckt sich mit dieser Philosophie und unterstützt die Gesundheit durch natürliche Lebensmittel und eine abwechslungsreiche Nährstoffzufuhr.

„Natürliche Lebensmittel sind reich an Vitaminen, die der menschliche Körper braucht. Diese Vitamine wirken im Zusammenspiel mit anderen Nährstoffen, sodass sie vom Körper leichter aufgenommen und verwertet werden können.“ Das sagte Ritsugaku Ken, ein TCM-Arzt der japanischen Kyushu Kampo Research Association, in einem Interview mit Epoch Times.

Auch Yen äußerte sich dazu. Ihm zufolge gibt es in der TCM keine Vitamine im modernen wissenschaftlichen Sinne. Der TCM nach entstehen durch den Stoffwechsel der Nahrung feinstoffliche Substanzen. Diese reichen aus, um

  • den menschlichen Körper zu ernähren,
  • die Vitalität zu erhalten,
  • den Energiefluss im Körper zu fördern, 
  • die Funktion der inneren Organe zu verbessern, 
  • das Leben zu verlängern,
  • die Widerstandskraft gegen Krankheiten zu erhöhen. 

Das entspricht dem Konzept der Vitamine in der modernen Ernährung.

In diesem Zusammenhang empfehle die TCM die Aufnahme von fünf Geschmacksrichtungen (sauer, bitter, süß, scharf und salzig) sowie fünf Farben (grün, rot, gelb, weiß und schwarz) in der Ernährung, so Yen weiter. Diese stehen in Verbindung mit den fünf wichtigsten Organen und Energiesystemen des Körpers. 

Eine ausgewogene und vielfältige Ernährung kann den Körper regulieren und das Immunsystem stärken. Wenn dies beachtet werde, benötigten die meisten Menschen keine Nahrungsergänzungsmittel, so die Ansicht des Professors.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Avoid Taking These 3 Supplements Too Casually as They May Increase Cancer Risk“. (redaktionelle Bearbeitung ee, as)

 

 



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