Der Meeresspiegel steigt – die Fläche der Atolle auch

Der Meeresspiegel steigt, doch wie bedrohlich ist dieses Szenario tatsächlich für den Mensch? Eine Studie der Universität in Neuseeland überrascht mit einem eindeutigen Ergebnis.
Meeresspiegel
Eine Insel der Malediven. Der Meeresspiegelanstieg gilt als große Bedrohung für die im Schnitt nur ein Meter hohen Atollinseln.Foto: Firushan Numaan/iStock
Von 31. Juli 2024

In der Debatte um den Klimawandel erwähnt das Zwischenstaatliche Gremium für Klimawandel der Vereinten Nationen (IPCC) regelmäßig den global steigenden Meeresspiegel. Dieser stelle eine Bedrohung für Hunderte Millionen Menschen in den Küstenregionen vieler Länder dar. Dadurch versetzt die Institution viele Menschen und Entscheidungsträger in Alarmbereitschaft.

Die Berichte warnen zudem, dass der Meeresspiegel „mit zunehmender Geschwindigkeit“ ansteige, wobei die Angaben selbst stark schwanken. Laut Satellitenmessungen soll der Meeresspiegel künftig um 3,4 Millimeter pro Jahr steigen. Die Angaben des IPCC schwanken je nach Veröffentlichung zwischen 1,7 und 7,5 Millimeter.

Dadurch soll insbesondere der langfristige Fortbestand von Atollinseln, die kaum mehr als einen oder zwei Meter aus dem Ozean ragen, gefährdet sein: Eine viel diskutierte mögliche Auswirkung des Meeresspiegelanstiegs ist die großflächige, chronische Erosion.

Doch der Anstieg des Meeresspiegels muss nicht immer mit Landverlust einhergehen, wie zu vermuten wäre. Denn das Wasser ist nur ein Element beim Aufeinandertreffen von Land und Meer. Und trotz Bedenken hinsichtlich der durch den Anstieg des Meeresspiegels verursachten Erosion gibt es keine veröffentlichten Beweise für eine allgegenwärtige Erosion von Atollen auf globaler Ebene.

Inseln wachsen, statt zu schrumpfen

Hingegen haben mehrere Studien der vergangenen Jahre gezeigt, dass nur wenige Koralleninseln tatsächlich geschrumpft sind. Und wenn, dann meist nur geringfügig. Der Großteil der Inseln konnte hingegen sogar an Landfläche gewinnen.

Denn hier wirken unter anderem auch seismische oder vulkanische Aktivitäten. Weitaus entscheidender sind aber künstliche Inselaufschüttungen. All dies führt ebenfalls zur Abänderung von Küstenlinien – sowohl zum Landverlust, als auch zum Landgewinn. Letzteres bewiesen Studien bereits 2010 und 2018.

Starke Unwetter können ebenfalls die Landfläche einer Insel verändern. Der Tsunami, der Ende 2004 zahlreiche Küstenregionen im Indischen Ozean verwüstete, führte auf den Malediven zu einem Höhenzuwachs von bis zu 30 Zentimetern. Im Jahr 1972 tobte der Wirbelsturm Bebe durch den Südpazifik. Nach dem Wetterextrem war die Hauptinsel von Tuvalu namens Fongafale rund zehn Prozent größer. Der Ausbruch des Unterwasservulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apai verband seinerseits bei seinem Ausbruch im Janaur 2022 die beiden Inseln Hunga Tonga und Hunga Ha’apai zu einer Landmasse.

Häufig wachsen Inseln in der Südsee auch deswegen, weil die Meeresströmung ständig zermahlene Korallenbruchstücke von nahegelegenen Riffen anspült. Somit liefern die Riffe regelmäßig ausreichend Nachschub für die Südseeinseln, der den Anstieg des Meeresspiegels teils mehr als ausgleicht.

Die Korallenriffe, wie manche befürchten, werden dadurch offenbar nicht in Mitleidenschaft gezogen. Im Gegenteil: Vor rund zwei Jahren entdeckten Forscher, dass das Great Barrier Reef – entgegen vieler Befürchtungen – stark gewachsen ist. Zudem entdecken Forscher immer wieder neue, dem Menschen bisher unbekannte Korallenriffe, wie vor gut zwei Jahren vor Tahiti.

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Wellen spülen regelmäßig Korallenbruchstücke an die Inseln der Malediven. Foto: urf/iStock

Studie: Atolle gewinnen knapp 62 km2

Eine Forschergruppe der Universität von Auckland in Neuseeland ging der Frage nach, ob der Meeresspiegelanstieg tatsächlich einen messbaren Landverlust bewirkt. Im Jahr 2021 veröffentlichten Sie dazu die Studie „Veränderungen der Fläche von Atollinseln im globalen Maßstab während des 21. Jahrhunderts“.

Unter Verwendung umfangreicher Sammlungen von Landsat-Satellitenbildern analysierten Forscher um Andrew Holdaway die Veränderungen der Landfläche auf 221 Atollen im Indischen und Pazifischen Ozean. Diese relativ flachen Inselgruppen ragen nur geringfügig aus dem Wasser.

Die durchschnittliche Höhe über Normalnull von den Malediven liegt bei rund einem Meter, die höchste Erhebung bei lediglich 2,4 Meter. Daher sollte bei diesem Naturwunder der Unterschied der Küstenverschiebung im Laufe der 18-jährigen Messzeit zwischen 2000 und 2017 ein klares Ergebnis liefern.

Um den bedrohlichen, gradlinigen Anstieg des Meeresspiegels zu bestätigen, vor dem das IPCC immer wieder warnt, müssten diese Inseln bereits einen deutlichen Rückgang vorweisen haben. Doch das Gegenteil ist der Fall:

Die Ergebnisse zeigen, dass die gesamte Landfläche dieser Atolle in der Messzeit um 61,75 km² auf insgesamt 1.069,35 km² zugenommen hat – ein Landgewinn von 6,1 Prozent. Das ist damit vergleichbar, als ob Deutschland die Fläche von Hessen dazugewinnt.

Anthropogen ist der Inselbau

Der größte Teil der Veränderung der Landfläche ist auf den Bau von Inseln auf den Malediven und auf Atollen im Südchinesischen Meer zurückzuführen. Seit dem Jahr 2000 haben die Malediven 37,5 km2 Landfläche hinzugewonnen, während 16,57 km2 neue Inseln in den Spratly- und Paracel-Ketten im Südchinesischen Meer entstanden sind.

Der Zuwachs der restlichen rund 7,7 km2 wird in der Studie nicht erwähnt, könnte aber auf natürliche Prozesse wie erwähnt zurückzuführen sein.

Die Ergebnisse zeigen, wie der Mensch aktiv und maßgeblich die Größe von Atollinseln beeinflusst. Mit einem besseren Verständnis über die Veränderung der Landflächen auf der ganzen Welt werde nach Ansicht der Studienautoren der Einfluss auf die Menschen und ihre Lebensräume deutlicher. Zudem lasse sich besser verstehen, wie sich die Menschen in Atollgebieten künftig besser an diese Umgebung anpassen können.

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Landgewinnung auf den Malediven. Foto: Wirestock/iStock

Warnungen von Behörden – ignoriert von den „Betroffenen“

Von dem drohenden Untergang der Inseln berichten immer wieder verschiedene Medien und Akteure. So warnte der Generalsekretär des Forums der Pazifikinseln (PIF), Henry Puna, dass der Anstieg des Meeresspiegels zum „Verlust von Millionen von Menschenleben, Häusern und Lebensgrundlagen im Pazifik und weltweit“ zu führen droht.

Weiter verkündete er: „Regierungen, Großunternehmen und die größten Emittenten der Welt können nicht länger die Stimmen derjenigen ignorieren, die bereits unter dieser sich entwickelnden existenziellen Krise leiden. Sie können nicht länger die Rhetorik dem Handeln vorziehen. Es gibt einfach keine Entschuldigungen mehr.“

Einerseits könnten nach Angaben der NASA und des U.S. Geological Survey könnten fast 80 Prozent der Malediven bis 2050 unbewohnbar werden. Andererseits scheinen sich die Bewohner des beliebten Reiseziels an den „Untergangsprognosen“ und sich mit einem Bau-Boom jeglichen Klimaängsten zu widersetzen. Sie gehen offenbar davon aus, dass die Atollinseln noch viele Jahrzehnte weiterbestehen werden – und bauen fleißig neue Urlaubsanlagen für Touristen. Allein auf den Malediven wurden 2022 zwölf neue Urlaubsorte errichtet. Auf anderen Atollen sind die Zahlen ähnlich.

Dabei ist zu erwähnen, dass Bauvorhaben selbst zum Anstieg des Meeresspiegels beitragen. Während an und vor der Küste immer größere und schwerere Bauten entstehen, pumpen Unternehmen Millionen Tonnen Sand, Wasser und Öl aus den Küstenbereichen und dem Boden ab. In großen Küstenstädte wie Jakarta (Indonesien) führt das zu einem – scheinbaren – Meeresspiegelanstieg von 25 Zentimetern pro Jahr. Einer anderen Studie zufolge ist die 29-Millionen-Stadt Shanghai im letzten Jahrhundert um ganze drei Meter abgesunken.

Wissenschaftsjournalist: „Meeresspiegel steigt moderat“

Mit der langfristigen Entwicklung des Meeresspiegels im Zusammenhang mit der Erderwärmung beschäftigte sich auch der niederländische Wissenschaftsjournalist Marcel Crok. Den Anstieg des Meeresspiegels seit 1850 bezeichnet er als „sehr moderat und sehr stetig“. Als Beispiel erwähnte er im Interview mit Epoch Times die Entwicklung der niederländischen Küste: „Ich wohne hier in Küstennähe, und Teile des Westens der Niederlande liegen unter dem Meeresspiegel. Der Anstieg beträgt etwa 18 Zentimeter pro Jahrhundert, also 1,8 Millimeter pro Jahr.“

Crok stellt zudem den Zusammenhang mit den CO₂-Emissionen infrage: „Wenn CO₂ die treibende Kraft hinter dem Klimawandel ist, dann würde man annehmen, dass sich der Anstieg des Meeresspiegels ab 1950 beschleunigt, als das CO₂ rapide zu steigen begann.“ Die entsprechenden Daten und Diagramme würden jedoch ein durchgehend lineares Bild darstellen.

Der Wissenschaftsjournalist ist ebenfalls der Ansicht, dass die Malediven und ähnliche Inseln wachsen anstatt zu schrumpfen. „Vielleicht steht auf einer Seite der Insel ein Haus, das durch Erosion ins Meer absackt. Das sind dramatische Bilder. Aber oft wächst die Insel auf der anderen Seite. Dann sollten die Menschen einfach in andere Teile der Insel ziehen.“

Beim globalen Meeresspiegelanstieg sieht Crok „sehr große Schwankungen“, er sei global nicht überall gleich. „Man sieht Orte, an denen er mit fast 50 Millimetern pro Jahr ansteigt, also viel schneller als an der niederländischen Küste, aber auch Orte, an denen der Meeresspiegel in dieser Größenordnung zurückgeht.“



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