Die Ressource Bausand wird langsam knapp
Die Redewendung „Wie Sand am Meer“ ist oft ein Synonym für Unendlichkeit. Die Ressource Sand umgibt uns überall in unserem Alltag: Milliarden Tonnen Sand stecken in Häusern und Straßen. Sand wird in Lebensmitteln, Zahncreme oder Tellern verwendet.
Die Ressource Bausand wird allerdings langsam knapp, Flüsse und Wälder sind durch den exzessiven Sandabbau überaus bedroht. Durch die rege Bautätigkeit auf unserer Erde ist ein nicht unerheblich großer Sandmangel entstanden – Tendenz steigend. Nicht umsonst warnen Experten vor einer weltweiten „Sand-Krise“.
Wo kommt Sand in unserem Alltag vor?
Sand ist in vielen Produkten des Alltages vorhanden. Putzmittel, Zahnpasten und Kosmetika. Ein weiterer Anwendungsbereich ist die Lebensmittelindustrie. Aus Quarzsand wird das Mineral Siliziumdioxid gewonnen. Dieses Pulver verhindert, dass Instant-Produkte in der Verpackung verklumpen.
Ohne Quarzsand gäbe es keine Autos oder LKWs, da Motoren in Quarzsandformen gegossen werden. Viele Kunststoffe enthalten Quarzmehl. Quarzsand wird für die Herstellung von Glas benötigt. Weißglas besteht zu 60 Prozent aus Recycling Glas. Ein Glaswerk benötigt pro Tag bis zu 150 Tonnen Quarzsand für die Produktion von Weißglas. Sand versteckt sich überall in unserem Alltag, einige Beispiele:
- Badezimmer: Zahnpasta, Waschbecken, Spiegel, Duschwanne, Fließen, WC.
- Küche: Gläser und Kaffeetassen, Obstschalen, Mixer, Karaffen, Teller.
- Wohnzimmer: Lampe und Verputz.
- Untertags: Smartphone, Tablet, Fernseher, Telefon, Jeans, Ziegelsteine, Pflaster, Beton, Brücken, Autobahn, Auto.
- Nahrungsmittel: „Rieselhilfe“ im geriebenen Käse.
Zu runder Wüstensand ist für Bauten unbrauchbar
Es drängt sich eine banal wirkende Frage auf: Warum nicht den üppig vorhandenen Wüstensand für Bauprojekte verbrauchen?
Die Antwort dafür ist banal, der Bausand muss grob sein, um Fundamente, Straßen und Brücken zu bauen. Ein Kilometer Autobahn benötigt 30.000 Tonnen Sand, 200 Tonnen stecken allein in einem Einfamilienhaus.
Bausand muss kantig sein, Wüstensand hingegen ist rund. Daraus lässt sich nichts bauen. Dubai muss tatsächlich für seine Prestigeprojekte Sand importieren, auch Singapur importierte unzählige Tonnen Sand aus dem Ausland.
Indiens Küste ist mittlerweile abgegraben worden, vor Indonesien verschlingt der Sandabbau ganze Inseln. Malaysia oder Kambodscha haben den Export von Sand bereits verboten.
Der globale Sandmarkt wird jährlich laut Experten um 3 bis 5 Prozent wachsen. „Sand ist zu einer Ressource geworden, welche die Menschheit nach dem Wasser am häufigsten nützt. Weltweit werden wir sicher noch erleben, dass es Konflikte um Sand gibt“, sagt der Geologe Hagedorn.
Ist Bausand recycelbar?
Sand wurde im Jahr 2016 vom „Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler“ zum Gestein des Jahres gekürt. „Sand ist eine endliche Ressource. Er steht nicht unbegrenzt zur Verfügung“, sagt der Geologe Andreas Hagedorn. Wenn man bedenkt, dass Städte wachsen und mehr Verkehrswege gebaut werden, bedeutet dies laut Hagedorn, dass diese Ressource unter einem starken Stress geraten wird.
Bausand ist nicht unbegrenzt vorhanden. In der Ortschaft Frechen bei Köln wird beispielsweise ein ganz spezieller Sand gefördert. Pro Tag werden 3.000 Tonnen von dem in der Industrie sehr gefragten Quarzsand abgebaut. Der Abbau nahe Köln nutzt den vor ca. 25 Millionen Jahren entstandenen Sand.
Die Firma von Walter Feeß hat ein Konzept gegen den Sandmangel entwickelt. Sein Recycling Unternehmen filtert große Mengen an gebrauchtem Sand aus den Bauabfällen (Baugruben und Hausabbrüche) heraus. Die mineralischen Abfälle werden sortiert, Störstoffe getrennt. Dem Original stehe der wiederverwendete Sand um nichts nach. Jedoch kann dieser Sand nur einen Bruchteil dessen abdecken, was benötigt wird.
Zudem sträubt man sich vonseiten der Behörden, den Recycling-Sand zu verwenden, da dieser bereits im Einsatz war. Walter Feeß erklärt dazu: „Die Normen lassen nicht zu, dass der Sand verwendet wird für die Frischbetonherstellung.“ Der wiederverwendete Sand wird nur für die Abdichtung von Wasserrohren in den Böden verwendet, nur ein kleiner Teil wird in der Bauindustrie eingesetzt.
Sand entsteht über Jahrmillionen
Sand hat eine Korngröße zwischen sechs Hundertstel und zwei Millimeter. Durch Gletscher und Gebirgsbäche werden Gesteinsbrocken – oder auch Küstengestein – zerkleinert. Bei der Bildung von Sand wird der feine Quarzsand vom Wind in alle Richtungen getragen. Dieser Prozess passiert nicht von heute auf morgen, Sand entsteht über Jahrmillionen. Tom Konopka vom (BUND) Naturschutz in Bayern zählt die Arten von Sand so auf: Quarzsand (gilt als Grundlage der digitalen Welt), Lavasand, Lehmsand, Tonsand und Erdensand.
Gibt es genügend Sand, damit Natur und Wirtschaft nebeneinander existieren können? Konopka: „Es ist immer die Frage, was ist genügend. Der heutzutage abgebaute Sand ist jener, der noch ohne allzu große Konflikte abgebaut werden kann.“ Er gibt zu bedenken, dass Wälder, Lebensräume und Wasserschutzgebiete dabei stets gefährdet sind. „Es geht um viel Geld, die Bauwirtschaft hat in Deutschland großes Gewicht“, sagt der Naturschützer. (cs)
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