Visionär oder Scharlatan? Nostradamus prophezeit für 2019 Mord am Papst und Erdbebenkatastrophe in den USA
Das Jahr geht zu Ende, Sterndeuter und Propheten haben Hochkonjunktur – lebende wie solche aus der Vergangenheit, deren entsprechende Werke überliefert sind. Einer der bekanntesten davon ist der französische Apotheker, Arzt und Astrologe Michel de Nostredame, besser bekannt unter seinem latinisierten Namen Nostradamus.
Dieser hat im 16. Jahrhundert gelebt und prophetische Gedichte verfasst, die in sogenannte „Zenturien“, Gruppen von je 100 Vierzeilern, zusammengefasst wurden. Noch heute werden seine überlieferten Schriften in Büchern zusammengefasst.
Die Schriften des Nostradamus finden bis heute breite Aufmerksamkeit und jährlich versuchen mit seinen Prophezeiungen Vertraute, diesen spezifische Voraussagen für das jeweils kommende Jahr zu entnehmen. Immerhin sehen viele ihn als präzisen Propheten und attestieren ihm, in besonders vielen Fällen zutreffende Prognosen abgegeben zu haben.
Kaum eindeutige Zeitangaben, kryptische Sprache
Allerdings nannte Nostradamus selbst selten konkrete Jahreszahlen und bediente sich einer kryptischen, bildhaften Sprache, die entsprechend Raum für Interpretationen offen lässt. Skeptiker verweisen darauf, dass es – neben einer ausgeprägten Beobachtungsgabe – zum Geschäftsmodell selbsternannter Hellseher gehört, möglichst viele Vorhersagen abzugeben, weil das die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich davon auch welche bewahrheiten.
Als Zeitgenosse des 16. Jahrhunderts auch für künftige Jahrhunderte Kriege, Revolten, Naturkatastrophen und Brände vorherzusagen, dürfte sich auch nicht völlig abseits der eigenen Lebensrealität von Nostradamus selbst bewegt haben. Immerhin fielen in die Jahre vor dem Zeitraum, in dem die Schriften entstanden (1555-1557), bereits Ereignisse wie die spanische Eroberung Mexikos, der deutsche Bauernkrieg oder Türkenkriege der Venezianer und Österreichs.
Die mittelalterliche Warmzeit war zu Ende und die Erdatmosphäre hatte sich bereits seit mehreren Jahrzehnten abgekühlt, allerdings hatte es im Jahr 1540 eine lange Phase der Hitze und Dürre gegeben. Deshalb konnte man auch von einer gewissen Wahrscheinlichkeit ausgehen, dass eine Vorhersage sich bewahrheiten würde, es werde irgendwann in der Zukunft wieder einen breiteren Erwärmungsprozess geben. Auch hatte es zwischen 1510 und 1532 gleich drei Allerheiligenfluten in Nordwesteuropa gegeben und 1556 ereignete sich ein verheerendes Erdbeben im chinesischen Shanxi.
Es war vielfach die Nachwelt, die in den Aussagen des Nostradamus konkrete historische Ereignisse wiedererkannt haben will. Die Schilderung von „versklavten Leuten“, die „Prinzen und Lords […] in Gefängnissen“ gefangen gehalten werden – „in der Zukunft von kopflosen Dummen“ – wird als Vorhersage der Französischen Revolution gewertet.
Der Aufstieg des Nationalsozialismus wird aus der Vorhersage gelesen, die lautete:
„Vom tiefsten Teil Westeuropas wird ein kleines Kind geboren zu armen Leuten, das verführen wird eine große Vielzahl durch seine Reden. Sein Ruf wird sich weiten im Königreich des Ostens.“
Demagogie und revolutionäre Rhetorik schon im 16. Jahrhundert verbreitet
Allerdings wurde Adolf Hitler in Mitteleuropa geboren und der Ruf, der sich von ihm im Osten des Kontinents ausgebreitet hatte, war eher einer des Schreckens. Revolutionäre Demagogie hatte im Europa zu Lebzeiten des Nostradamus jedoch bereits infolge der Reformation und der Bauernkriege Platz gegriffen, etwa durch den Bauernführer Thomas Müntzer, der 1525 hingerichtet wurde. In Frankreich, wo Nostradamus lebte, spielten von feuriger Rhetorik angefachte Bauernaufstände schon länger eine Rolle – von der Grande Jacquerie des Jahres 1358 bis hin zu den Salzsteuer-Krawallen zwischen 1520 und 1550.
Die gesellschaftlichen Spannungen blieben offenbar weiter bestehen und eskalierten kurze Zeit später abermals: Wenige Jahre nach den „Prophezeiungen“ brachen 1562 die Hugenottenkriege aus, im Zuge derer sich vielerorts in Frankreich ebenfalls die Bauern erhoben.
Immer wieder meinten Deuter in bestimmte Prophezeiungen des Nostradamus für bestimmte Jahre solche für Weltkriege oder Katastrophen herauslesen zu müssen, die möglicherweise massenhaft Leben auslöschen würden.
Heutzutage will man im „fortschrittlichen“ Lager man in einer Vorhersage über den „großen Schreihals, frech und ohne Schamgefühl“, der zum „Oberbefehlshaber der Armee“ werden soll und „mit der Unverschämtheit seiner Streitsucht die Brücke abgebrochen, die Stadt vor Angst wie gelähmt“ hinterlassen soll, die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten erkannt haben. Allerdings hat dieser seit seinem Amtsantritt nicht nur keine neuen militärischen Abenteuer in Angriff genommen, sondern kürzlich sogar den Truppenabzug aus Syrien verkündet – was die Wahrscheinlichkeit einer eskalierenden Konfrontation zwischen den Großmächten und eines Dritten Weltkriegs eher deutlich reduzieren als erhöhen dürfte.
Das Jahr 1999 als das des „großen Schreckenskönigs“
Eine Vorhersage, die als eine der wenigen mit einem bestimmten Datum versehen war, hatte sich nach Einschätzung von Analysten jedoch bewahrheitet. So hieß es in der Centurie X, Vers 72:
„Im siebenten Monat des Jahres 1999 wird vom Himmel der große Schreckenskönig herabkommen, um den König von Angoulmois auferstehen zu lassen. Davor und danach wird Mars durch Glück regieren.“
Dies könnte eine Andeutung der Verfolgung von Anhängern der Kultivierungsbewegung Falun Dafa in China durch den damaligen Chef der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), Jiang Zemin, darstellen, der am 20. Juli des genannten Jahres mit der brutalen Niederschlagung dieser Bewegung begann. Bis heute wird Anhängern der Bewegung, deren transzendentaler Denkansatz das materialistische Weltbild des Marxismus unterminiert, die Glaubensfreiheit vorenthalten. Ihre Anhänger werden willkürlich inhaftiert, gefoltert, ermordet und in tausenden Fällen wurden ihnen bereits Organe geraubt.
Einige Interpretationen von Nostradamus‘ obiger Prophezeiung halten den „großen Schreckenskönig“ für den „dritten Antichristen“ in Form der KPCh. Allein in China beträgt die Zahl der Anhänger Falun Dafas zwischen 70 und 100 Millionen Menschen. Allerdings waren auch im europäischen Kontext apokalyptische Vorahnungen mit Blick auf das Jahr 2000 über Jahrhunderte hinweg weit verbreitet.
Nachdem die Offenbarung des Johannes ursprünglich als Mahnung an das Urchristentum vor einer unmittelbar bevorstehenden Apokalypse und Wiederkunft des Herrn interpretiert worden war, entwickelten sich infolge ihres Ausbleibens neuralgische Bezugspunkte der Zukunft, wie Jahrtausendwenden, zu solchen, die diese heraufbeschwören könnten.
Auch für 2019 soll es eine Reihe von Prophezeiungen geben, die eine Interpretation im Lichte aktueller Ereignisse ermöglichen.
„Reich von Fez wird nach Europa vordringen“
So soll der Dritte Weltkrieg in Frankreich beginnen „und dann wird ganz Europa angegriffen, es wird lange und fürchterlich für alle sein“.
Zudem schrieb er:
„Das Reich von Fez wird nach Europa vordringen. Ihre Städte werden in Flammen aufgehen und von der Klinge zerschnitten. Der Große von Asien wird über Land und Meer mit großen Truppen kommen und das Kreuz zu Tode gejagt werden.“
Dies lässt aus heutiger Sicht die Interpretation zu, dass diese Vorhersage die mögliche Eskalation eines Konflikts mit der islamischen Welt beschreiben könnte. Allerdings stellt sich die Frage, welcher islamische Führer groß genug sein soll, um militärisch gegen europäische Länder vorzugehen. Selbst die stärksten Armeen der islamischen Welt, die der Türkei und Saudi-Arabiens, haben bereits Probleme, in den Regionalkonflikten benachbarter Länder die Oberhand zu behalten.
Der Iran wiederum besitzt keine ausreichende Autorität in der sunnitischen Welt, die es ihm ermöglichen würde, mit einer islamischen Armee in Europa „das Kreuz zu Tode“ zu jagen“. Möglicherweise bezog sich diese Prophezeiung also eher auf die Türkenkriege des 17. Jahrhunderts – der Bezug zu Frankreich ergäbe sich aus der Tatsache, dass dieses sich fallweise mit den Osmanen gegen konkurrierende Königreiche Europas verbündet hatte.
„Aus der Asche der Zerstörung wird der Friede wiedergeboren, aber nur wenige Menschen werden ihn genießen“, sagte Nostradamus in diesem Zusammenhang weiter voraus. Als es 1683 gelang, die Osmanen vor Wien zurückzuschlagen, lag der Großteil eines Jahrhunderts hinter dem europäischen Kontinent, in dem der Dreißigjährige Krieg und mehrere Seuchen erhebliche Teile der Bevölkerung ausgerottet hatten.
Nostradamus soll auch einen Ausbruch des Vesuvs für das Ende der 2010er Jahre vorausgesagt haben. Gemessen daran, dass dieser alle 20 Jahre ausbricht und die letzte Eruption bereits ins Jahr 1944 zurückreicht, könnte dieses Ereignis durchaus eintreten.
2019 soll „Jahr der Gerechtigkeit“ werden
Über mehrere – meist ohne Impressum ausgestattete – Astrologieseiten und via YouTube werden zurzeit die angeblichen Prophezeiungen des Nostradamus für 2019 verbreitet.
Darin ist die Rede davon, dass 2019 ein „Jahr der Gerechtigkeit“ werden wird. Allerdings werde es keines des finanziellen Wohlergehens sein. Daher müsse man härter arbeiten, neue Strategien entwickeln, Risiken eingehen und gut informiert bleiben. Mit den Börsen soll es erst im Sommer und Herbst wieder aufwärts gehen.
Zudem werde 2019 neue Entwicklungen im Bereich der Gesundheit möglich machen. Allerdings solle man auf sein Herz, seinen Kreislauf, seinen Magen und seine Gallenblase achtgeben, sich ausgewogen ernähren, entspannen, Stress vermeiden und nicht in westlicher Richtung schlafen – vor allem gelte das für Schwangere und ältere Menschen.
Im Jahr 2019 würden wir zudem sozial offener sein und unseren Freundeskreis erweitern, was allerdings auch dritte Personen in Beziehungen bringen könnte, die geeignet wären, diese zu destabilisieren.
Für Europa sagen die kolportierten Prophezeiungen eine „Bankenunion“ voraus, in einigen europäischen Ländern wie Ungarn, Italien, Tschechien, aber auch Großbritannien werde es zu katastrophalen Fluten kommen.
Auch soll sich aus den Vorhersagen des Nostradamus eine Zunahme migrationsbezogener Probleme und bezüglich einer erhöhten Anzahl an terroristischen Anschlägen herauslesen lassen. Zunehmender religiöser Extremismus werde zu weiteren Fluchtbewegungen nach Europa führen. In Europa werde sich die spirituelle Hungersnot infolge des Verfalls des Christentums fortsetzen – andere Religionen und spirituelle Gruppen würden davon profitieren. Am Ende würden die Menschen jedoch wieder zum Christentum zurückfinden.
Die Führer der Welt, so heißt es weiter, würden zu einer Vereinbarung über die Begrenzung umweltschädlicher Emissionen gelangen. Florida, Texas und New Orleans würden von starken Hurrikans heimgesucht werden und mithilfe eines strategischen Zuges würde die Volksrepublik China zur neuen Führungsmacht der Welt.
Wird der Dritte Weltkrieg nun 27 Jahre dauern oder bis 2025?
Der Dritte Weltkrieg werde beginnen, nachdem der Antichrist den letzten Papst im Wege eines Attentats ermordet haben werde – und damit soll Franziskus gemeint sein. Zwei Supermächte sollen darin involviert sein und er werde 27 Jahre dauern. Allerdings passt dies nicht zu einer anderen auf Nostradamus gestützten Vorhersage, der zufolge der Dritte Weltkrieg 2025 schon wieder vorbei sein soll. Immerhin soll der Tag feststehen, an dem die Katholische Kirche, aber auch alle anderen, eine folgenschwere Katastrophe erleben würden – es sei der 23. Juli.
An der Westküste der USA sollten sich die Bewohner unterdessen auf ein großes Erdbeben vorbereiten, das sich von Kalifornien bis hinauf nach Kanada erstrecken und eine Stärke zwischen 8,0 und 8,6 auf der Richterskala erreichen werde – unter Umständen sogar bis 9,2. Es werde sich um das größte Beben in der Geschichte der Vereinigten Staaten handeln.
Allerdings gäbe es auch Anlass zur Hoffnung. Es könnte sein, dass es 2019 möglich werde, mit Tieren zu sprechen. „Die Schweine werden Brüder der Menschen werden“, soll Nostradamus geschrieben haben. Auch die Medizin werde Fortschritte erleben. Menschen würden dank neuer Entwicklungen bis zu 200 Jahre alt werden können.
Und: „Nachdem ein neuer Motor auftaucht, wird die Welt werden wie in den Tagen vor Babel.“
Manche sehen darin die Vorhersage der Entwicklung einer Technologie, die eine neue globale Sprache schaffen würde. Andere sehen darin einen Hinweis auf soziale Medien. Dritte wiederum sehen darin wie im gesamten Bereich der Astrologie nur einen Ausdruck der Leichtgläubigkeit von Menschen, die – frei nach Chesterton – nicht mehr an Gott, aber deshalb nicht an nichts, sondern an alles Mögliche glauben.
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