Maas will deutsch-türkische Beziehungen „eng und konstruktiv“ gestalten
Zum Abschluss seines Besuchs in der Türkei hat Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) die Verbesserung der deutsch-türkischen Beziehungen beschworen. Bei einem Besuch an der Deutschen Schule Istanbul zusammen mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu sagte Maas am Donnerstag, beide hätten sich „vorgenommen, dass die deutsch-türkischen Beziehungen eng und konstruktiv werden“. Dabei wollten sie sich die Schule „zum Vorbild nehmen“.
Maas lobte die „besondere Atmosphäre“ an dem Gymnasium, an dem deutsche und türkische Schüler unterrichtet werden und das dieses Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert. „Das ist ein Platz, an dem die Zukunft wohnt“, sagte der Minister in seinem Grußwort.
Cavusoglu nannte das Alman Lisesi eine „für die deutsch-türkische Kultur sehr wertvolle Einrichtung“, die auch viele türkische Diplomaten hervorgebracht habe. „Ihr werdet dazu beitragen, dass die deutsch-türkische Freundschaft noch weiter wächst“, sagte Cavusoglu an die Schüler gewandt bei der Feier zum Beginn des neuen Schuljahrs.
Unterschiedliche Akzente setzten die beiden Außenminister bei einem Gespräch mit Schülern. Cavusoglu sagte zur Rolle von Nichtregierungsorganisationen, wenn diese „eine Sensibilität“ für die wichtigen Themen der Zivilgesellschaft hätten, seien sie auch bei Politikern angesehen. Maas hob dagegen die Bedeutung von „Offenheit“ in Wissenschaft und Bildung hervor, die auch Dinge in Frage stellen müssten. Vor seinem Rückflug nach Deutschland traf Maas auch mit Kulturschaffenden, Menschenrechtsaktivisten und anderen Vertretern der Zivilgesellschaft zusammen.
Kritiker beklagen in der Türkei seit langem einen Mangel an Meinungsfreiheit und die wachsende Intoleranz der Regierung gegenüber jeder Form der Kritik. Die säkulare Opposition wirft der islamisch-konservativen Regierung Erdogans zudem vor, religiöse Imam-Hatip-Schulen zu fördern, während an den regulären Staatsschulen die Evolutionstheorie nicht mehr unterrichtet werde.
Vor seinem Besuch in Istanbul war Maas am Mittwoch zu politischen Gesprächen in Ankara gewesen. Neben Cavusoglu traf Maas in der türkischen Hauptstadt auch Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und Parlamentspräsident Binali Yildirim. Ziel seiner Reise war laut Maas die Normalisierung der Beziehungen, die seit dem Putschversuch im Juli 2016 durch eine ganze Reihe von Streitfragen belastet wurden.
Maas sagte nach den Treffen in Ankara, er habe „in aller Offenheit“ über die „Irritationen“ gesprochen, die es in den vergangenen Jahren gegeben habe. Dazu gehört auch die Inhaftierung mehrerer deutscher Staatsbürger aus politischen Gründen. Zusagen von türkischer Seite gab es dazu nicht. Zudem ging es bei Maas‘ Gesprächen um die drohende Offensive auf die syrische Rebellenhochburg Idlib, wobei Maas im Fall einer humanitären Katastrophe weitere Hilfe zusagte.
Vor dem Besuch in der Schule kam Maas am Donnerstagmorgen auch mit Vertretern deutscher Unternehmen zusammen. Dabei dürfte die Währungskrise in der Türkei im Mittelpunkt gestanden haben, die auch deutschen Banken und Konzernen Sorge bereitet. (afp)
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