Söder fordert von Stiko die Empfehlung Jugendliche zu impfen – Mertens kritisiert Politisierung
Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fordert die Ständige Impfkommission (Stiko) auf, die Corona-Impfstoffe für Jugendliche zu empfehlen. „Das wirksamste Mittel gegen die Delta-Variante ist die Schülerimpfung“, sagte Söder der „Bild am Sonntag“. Gerade in den jüngeren Altersgruppen seien die Inzidenzzahlen am höchsten. Die Inzidenzzahlen stehen allerdings, genau wie der PCR-Test und der Antigentest selbst, in der Kritik.
„Wir erhöhen damit nicht nur den Schutz für uns alle, sondern geben einer Generation, die auf vieles verzichten musste, wieder mehr Freiheiten zurück“, stellt Söder in Aussicht. „Daher werden wir in Bayern in dieser Woche auch mit dem Impfen der Abschlussklassen beginnen. Bundesweit müssen wir schnell und gezielt in den Schulen impfen, sobald die Empfehlung der Stiko vorliegt.“
Prof. Mertens: Brauchen Kinder diese Impfung?
Der Vorsitzende der STIKO, der Virologe Professor Dr. Thomas Mertens, kritisierte die politische Debatte um die Massenimpfung von Kindern und Jugendlichen vor dem neuen Schuljahr bereits im Juni, wie die „Ärztezeitung“ schreibt. Mertens erklärte am 19. Juni, auf dem virtuell abgehaltenen 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT), dass es bedauerlich sei, dass dies zu einem politischen Thema geworden sei, noch bevor es eine Zulassung für einen Impfstoff gegeben habe.
„Von diesen ganzen Aussagen war ja praktisch nichts wirklich evidenzbasiert, muss man fairerweise sagen. Und leider Gottes ist in dieser Phase die entscheidende Problematik, nämlich ‚Brauchen Kinder und Jugendliche diese Impfung überhaupt‘, nicht angesprochen worden“ sei, so die Kritik des Virologen.
Stiko: Corona bei Kindern mit einer Grippe vergleichbar
Am 10. Juni hat die Ständige Impfkommission (STIKO) im Rahmen eines Epidemiologischen Bulletins ihre Empfehlung bezüglich der Verabreichung von COVID-19-Impfstoffen bei Kindern abgegeben. Eine generelle Impfempfehlung für die Altersgruppe 12 bis 17 Jahre gibt es nicht. Auch eine Impfung in der Schwangerschaft wird derzeit nicht generell empfohlen.
Ausdrücklich spricht sich die an das Robert Koch-Institut angegliederte STIKO dagegen aus, dass eine COVID-19-Impfung Voraussetzung für Bildung, Kultur und andere Aktivitäten des sozialen Lebens ist. Nach Einschätzung der STIKO aufgrund der Datenlage sind Kinder nicht Treiber des Pandemiegeschehens. Bei vielen Kindern und Jugendlichen verläuft eine Infektion asymptomatisch und mild. Krankenhausaufenthalte sind selten und nur vereinzelt traten Todesfälle bei schwer Vorerkrankten auf.
Die Krankheitslast von COVID-19 bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 12–17 Jahren ist mit der Krankheitslast von Influenza in dieser Altersgruppe vergleichbar“, heißt es von der STIKO.
Ein Nutzen der Impfung, schwere Erkrankungen und Todesfälle zu verhindern, sei in dieser Altersgruppe nicht allgemein gegeben. „Es müssten etwa 100.000 12 bis 17-jährige Kinder und Jugendliche geimpft werden, um einen einzigen COVID-19- bedingten Todesfall in dieser Altersgruppe zu verhindern“, so die STIKO weiter.
Giffey schlägt Belohnungen vor, um Impftempo zu erhöhen
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte der Zeitung, er finde es „ärgerlich“, dass die Stiko ständig ihre Empfehlungen anpasst. „Die Botschaft muss doch lauten: Nur zweimal geimpft bringt die Wirkung. Klar erreicht man mehr etwas mehr an Schutz durch die Kombination zweier Impfstoffe, aber dem stehen wieder verunsicherte Leute gegenüber, die sich überhaupt nicht impfen lassen.“
Die Stiko änderte ihre Empfehlung kürzlich. Sie rät nun nach einer Erstimpfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff, einen mRNA-Vakzin für die Zweitimpfung zu verwenden.
Die SPD-Landesvorsitzende in Berlin, Franziska Giffey schlägt unterdessen vor, das Impftempo mit Belohnungen zu beschleunigen: „Wir sollten Anreizmethoden wie in Amerika überdenken – zum Beispiel mit Freikarten für Museen, Konzerte oder Sportveranstaltungen.“ (dts/er)
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