Pose mit Leichenbergen: Deutsch-Algerier zählt zu gefährlichsten Terroristen der Welt
Auch aus Deutschland folgten Menschen dem Aufruf islamischer Extremisten, in den Irak und nach Syrien zu kommen. Die Dschihadisten wollten dort einen radikal-islamistischen Gottesstaat errichten. Nun sitzen viele von ihnen in Gefängnissen andere sind auf der Flucht.
Die ARD berichtete, das allein in den von Kurden kontrollierten syrischen Gebieten 100 ehemalige IS-Kämpfer und ihre Kinder aus Deutschland festgehalten würden. 15 weitere seien im Irak inhaftiert – zehn in der Türkei. Und es werden offenbar immer mehr.
Rund 1.000 Kämpfer aus Deutschland zogen in den „Heiligen Krieg“
Insgesamt sollen es knapp 1.000 Kämpfer sein, die aus Deutschland in den „Heiligen Krieg“ zogen. 300 von ihnen seien bereits zurückgekehrt und rund 150 ums Leben gekommen, berichtete die ARD.
Fared Saal (29), ein deutsch-algerischer IS-Kämpfer aus Bonn, ist einer der Gefangenen im syrischen Kurden-Gebiet. Im Sommer 2014 tauchte ein Video auf, das ihn in der Salafisten-Szene zu trauriger Bekanntheit verhalf.
In dem Video sieht man Saal hinter einem Berg von Leichen stehen. Die Toten waren wahrscheinlich Mitarbeiter der Gasanlage Sha’ar, nahe der syrischen Stadt Homs. Sie wurden offenbar von ihm und seinen Terror-Freunden getötet. In dem Video bezeichnet Saal die Toten als „dreckige Kuffer“, als „Ungläubige“ und „Schweine“. Erst schimpfte er auf die Toten, danach trat er einem Opfer gegen den Kopf.
Laut Bundesanwaltschaft soll Saal nicht nur an dem Massaker bei Homs beteiligt gewesen sein, sondern auch an einem Überfall auf alevitische Dörfer an der Küste von Laktia im Nordwesten Syriens. Dort soll er zusammen mit anderen IS-Kämpfern 150 Menschen getötet haben, berichtete der „Kölner Stadtanzeiger“.
Zusammenbruchs des Kalifats – viele Terroristen ergeben sich
Fared Saal gehörte neben dem inzwischen angeblich getöteten Berliner Denise Cuspert, bekannt als Ex-Rapper „Deso Dogg“, zu den Größen der Salafisten Szene in Deutschland.
Saal fiel erstmals 2012 bei Straßenschlachten während des Landtagswahlkampf der Partei Pro NRW auf. Später musste er wegen schweren Landfriedensbruch vor Gericht. Trotz mehrerer Vorstrafen kam Saal mit Bewährung davon – die Amtsrichterin sah „eine positive Sozialprognose“.
Die Richterin meinte damals: Es könne davon ausgegangen werden, das Fared Saal „künftig keine Straftaten mehr“ begehe.
Es kam leider anders.
Fared Saal, Kampfname Abu Luqman al-Almani, gilt mittlerweile als Kriegsverbrecher – und laut UN als einer der gefährlichsten Terroristen der Welt. UN-Staaten müssen ihm die Ein- oder Ausreise verwehren, Konten einfrieren, jegliche Unterstützung verwehren, außerdem gilt für ihn ein Waffen-Embargo.
Fared Saals Ehefrau unterstützt ihn mit Geld und Ausrüstung
Mitte 2013 reiste der Bonner gemeinsam mit seiner Frau Karolina R. einer Deutsch-Polin – die als Katholikin zum Islam konvertierte – und deren gemeinsamen Sohn nach Syrien. Auch Karolinas Bruder Maximillian ging mit. Maximillian kam dort ums Leben.
Karolina R. schloss sich wie Fared Saal zunächst der syrischen Dschihadistengruppe Junud al-Sham an. Karolina kehrte jedoch zusammen mit dem Sohn nach Deutschland zurück. Saal hatte in Syrien mehrere Frauen, was ihr das Leben schwer machte.
Allerdings unterstützte Karolina ihren Mann mit Geld und technischer Ausrüstung von Deutschland aus weiter. Karolina R. wurde nach ihrer Rückkehr von den deutschen Sicherheitsbehörden überwacht. Als sie 2014 versuchte erneut nach Syrien zu reisen, wurde sie festgenommen.
Während Fared Saal in der IS-Hierarchie aufstieg und sich in den Sozialen Netzwerken als Kämpfer inszenierte, neue Rekruten anwarb und sich beständig neue Ehefrauen zulegte, stand Karolina R. vor Gericht.
2015 musste sie sich vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf für ihre Unterstützung von Fared Saal verantworten. Nach einem Jahr in Untersuchungshaft brach die IS-Frau ihr Schweigen. Das Oberlandesgericht verurteilte Karolina R. wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu drei Jahren und neun Monaten Haft.
Mittlerweile wurde sie unter Auflagen wieder entlassen, nachdem sie zwei Drittel der Haftstrafe im Frauengefängnis Vechta verbüßt hatte.
Bis 2020 muss sich Karolina R. nun regelmäßig bei den Behörden melden und jeglichen Kontakt zu Personen aus dem salafistischen Milieu meiden, einschließlich ihrem Mann.
Karolina R.: „Heute weiß ich, dass dort Muslime andere Muslime niedermetzeln“
Bei der Verhandlung 2015 sagte die damals 26-Jährige vor Gericht, nachdem sie mit ihrem Sohn bereits ein Jahr im Gefängnis lebte: „Ich hatte keine Ahnung, dass mein Mann für eine Organisation wie den IS in einem solchen Ausmaß im Internet auftreten könnte. Ich will nicht unterstützen, was er da macht. Heute weiß ich, dass dort Muslime andere Muslime niedermetzeln.“
Sie erzählte dem Gericht: 2014 wollte sie nach Syrien zurück und um ihren Ehemann kämpfen. „Nach islamischem Glauben hat er das Recht, mehrere Frauen zu haben. Das war ein Grund für mich, zum zweiten Mal nach Syrien zu gehen, um um meinen Mann zu kämpfen“, erinnert sie sich.
Auch andere deutsche Frauen gingen nach Syrien und in den Irak. Manche gezielt um sich dem IS anzuschließen. Nach dem Zusammenbruch des Kalifats kehren viele nun nach Deutschland zurück oder sind in Gefangenschaft.
Erste Urteile gegen deutsche IS-Kämpferinnen
Im Irak gab es bereits erste Urteile gegen IS-Kämpferinnen. Die heute 17-jährige Linda W. aus Sachsen kam vor einem Gericht in Bagdad vergleichsweise milde davon: Die IS-Anhängerin bekam ein Jahr wegen illegaler Einreise und fünf Jahre für die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.
Lamia K., eine aus Mannheim stammende Deutsch-Marokkanerin traf es dagegen härter. Sie wurde zum Tode verurteilt.
Die Bundesregierung steht unter Druck, eine Lösung für die ehemaligen Terror-Kämpfer und Kämpferinnen zu finden. Die USA appellierte bereits an die westlichen Länder, sich um ihre Kämpfer zu kümmern. Die USA geht hart gegen die Extremisten vor – zwei britischen Ex-IS-Kämpfern wurde Guantanamo in Aussicht gestellt.
Für die Bundesregierung ist es ein Spagat. Einerseits will sie den völkerrechtlichen Verpflichtungen nachkommen, andererseits sich auch keine Terroristen ins Land holen, die später wieder zu einer Gefahr werden könnten. Daher plant die Bundesregierung, alle ehemaligen Kämpfer mit doppelter Staatsbürgerschaft die deutsche zu entziehen.
Wie es mit Fared Saal und vielen anderen ehemaligen IS-Kämpfer weitergeht bleibt abzuwarten. (er)
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