Missglückte Sprengung: Kohlekraftwerk fällt nur teilweise

In Hamburg-Moorburg – direkt am Hamburger Hafen – sollten am Sonntag, 23. März, die beiden Kesselhäuser des Kohlekraftwerks dem Erdboden gleich gemacht werden. Doch bei der Sprengung lief nicht alles nach Plan: Es fiel nur ein Kesselhaus, das andere blieb stehen und steckt nun voller Sprengstoff.
Die Hamburger Energiewerke prüfen aktuell, was die genaue Ursache dafür ist, dass das zweite, baugleiche Kesselhaus nicht zu Boden ging. Die an der Sprengung involvierten Fachleute haben insgesamt rund 1.850 Bohrungen in den Stahlbetonstützen im Keller getätigt, um in Summe rund 1.200 Kilogramm Sprengstoff zu positionieren. Hinzu kamen weitere Maßnahmen, um die Gebäudestrukturen zu schwächen.
600 kg Sprengstoff noch scharf
Somit steht jetzt auf dem Gelände ein einsturzgefährdeter Komplex, der noch rund 600 Kilogramm Sprengstoff beherbergt. Medienberichten zufolge zündete eine der Hauptsprengladungen nicht. Ein Sprengmeister schilderte indes, dass die Zündfolge durcheinandergeraten oder die Zündung ganz ausgeblieben sein könnte.
Die Energiewerke beraten nun, wann und wie sie das noch stehende Kesselhaus zum Einsturz bringen können. Sollte es eine neue Sprengung geben, müssen die Initiatoren erneut für umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen sorgen. Ebenso sind wieder Sperrungen an Land und auf der Süderelbe nötig. An der Sprengung am Sonntag waren insgesamt mehr als 150 Personen beteiligt.
3 Milliarden Euro für 6 Jahre
Das Steinkohlekraftwerk ging erst 2015 durch Vattenfall in Betrieb. Es war einer der größten und modernsten Stromproduzenten in Deutschland. Die Baukosten lagen bei mehr als 3 Milliarden Euro. Nach rund sechs Jahren Laufzeit nahm der Betreiber die Anlage Ende 2020 wieder vom Netz.
Zusammenfassung der Ereignisse rund um das Kohlekraftwerk Moorburg in Hamburg:
– 2015 nimmt Vattenfall eines der modernsten und leistungsfähigsten Kohlekraftwerke der Welt in Betrieb.
– Die Baukosten belaufen sich auf rund 3 Milliarden Euro – teilweise… pic.twitter.com/9pYCvdYve9— InfraRot _Medien (@Infrarot_Medien) March 24, 2025
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Die beiden Blöcke des Kraftwerks hatten eine Leistung von jeweils bis zu 827 Megawatt. Damit erzielten sie einen Gesamtjahresertrag von rund 11 Terawattstunden Strom, womit sie nahezu die gesamte Hansestadt versorgen konnten.
Im Rahmen der Energiewende ist für Deutschland bis spätestens 2038 der Ausstieg aus der Kohleverstromung vorgesehen. Die Bundesregierung peilt allerdings das Jahr 2030 an, in dem die letzten Kohlekraftwerke vom Netz gehen sollen.
Erst im November 2024 haben die Verantwortlichen den Doppelschornstein der Anlage laut „Radio Hamburg“ erfolgreich gesprengt. „Das ist ein wichtiger und schöner Tag für Hamburg“, teilte Umweltminister Jens Kerstan (Grüne) mit. „Wir werden hier Raum und Platz für die Zukunftsenergie schaffen am Standort eines alten Kohlekraftwerks, was Symbolischeres kann es kaum geben.“
Vom Kohlekraftwerk zum Wasserstoffstandort
Seit Oktober 2023 befindet sich das ehemalige Kohlekraftwerk Moorburg im Rückbau, um Platz für einen 100-Megawatt-Elektrolyseur und die Anbindung an das Wasserstoffnetz zu schaffen. Künftig soll hier „grüner“ Wasserstoff entstehen, der durch Strom aus „erneuerbaren“ Energien entsteht.
Die erste Phase des Rückbaus soll bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein, im Anschluss starten die Bauarbeiten für den Elektrolyseur. In der zweiten Phase ist der Rückbau des Maschinenhauses und des Hybridkühlturms geplant.
Teile der bestehenden Infrastruktur und der Anlagen können zukünftig für die Wasserstofferzeugung bereitstehen. So bleiben etwa die Anlagen zur Wasseraufbereitung und das Werkstatt- und Lagergebäude erhalten.
Der bereits vorhandene Anschluss an das 380-Kilovolt-Höchstspannungsnetz, über den der Elektrolyseur künftig mit „grünem“ Strom versorgt wird, wird umgebaut und verlegt. Dieser Ausbau zu einem Wasserstoffstandort bedeutet wiederum Investitionen in Milliardenhöhe.
Die Hamburger Energiewerke haben das Kohlekraftwerk Moorburg im März 2023 erworben, der Rückbau wird von der Tochtergesellschaft Energie Hub Moorburg GmbH verantwortet. Die Unternehmensgruppe Hagedorn setzt den Rückbau um.
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