Merkel dankt Kritikern – appelliert aber „noch dringender“ an die Bürger: „Viel weniger Menschen treffen“
Angesichts der vielen positiven Corona-Tests hat Bundeskanzlerin Angela Merkel alle Bürgerinnen und Bürger zum Kontaktverzicht aufgerufen.

Angela Merkel
Foto: MARKUS SCHREIBER/POOL/AFP via Getty Images
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) alle Bürger zum Kontaktverzicht aufgerufen. „Das Gebot der Stunde heißt für uns alle: Kontakte reduzieren, viel weniger Menschen treffen“, sagte Merkel am Samstag in ihrem wöchentlichen Video-Podcast. „Der vergleichsweise entspannte Sommer ist vorbei, jetzt stehen uns schwierige Monate bevor“, sagte die Kanzlerin mit Verweis auf den Anstieg der Zahl der positiven Testergebnisse.
Merkel rief dazu auf, alles zu tun, „damit das Virus sich nicht unkontrolliert ausbreitet“. Alle Bürger müssten sich an die Abstands- und Hygieneregeln halten. Wichtig sei darüber hinaus aber auch, dass „jeder von uns seine Begegnungen außerhalb der eigenen Familie jetzt eine Zeitlang deutlich verringert“.
Kanzlerin: „Mein Appell ist nun noch dringender geworden“
Daher sei ihr Appell: „Treffen Sie sich mit deutlich weniger Menschen, ob außerhalb oder zu Hause“. Es müsse jetzt darum gehen, „die Ansteckungsketten zu unterbrechen“. „Wir sind nicht machtlos gegen das Virus, unser Verhalten entscheidet, wie stark und wie schnell es sich ausbreitet.“
Die Kanzlerin hatte bereits vor einer Woche in ihrem Podcast eindringlich dazu aufgerufen, zur Eindämmung der Pandemie beizutragen. Was sie gesagt habe, gelte weiterhin, „Wort für Wort“, sagte Merkel nun. Der Unterschied sei nur, dass es ihr mit ihrem Appell nun noch dringender geworden sei.
Kubicki sah in Ansprache eine Verzweiflungstat der Kanzlerin
Der letzte Podcast der Kanzlerin in der die CDU-Politikerin aufrief im Angesicht der Corona-Fallzahlen Kontakte und Reisen zu vermeiden, rief bundesweit Kritik hervor. Merkel bedankte sich nun für den Zuspruch, den sie nach dem Podcast erhalten hatte aber auch für die kritischen Stimmen.
Der Aufruf der Kanzlerin, Kontakte und Reisen weitestmöglich zu drosseln, sei eine „Verzweiflungstat“ und eine Aufforderung zum „freiwilligen Lockdown“, erklärte dazu FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki.
Er forderte Merkel dazu auf, das Parlament in die Lösungsfindung einzubinden, statt sich mit emotionalen Appellen an die Öffentlichkeit zu wenden. Nicht nur die Exekutive in Bund und Ländern, auch der Bundestag müsse Mitsprache bezüglich des weiteren Vorgehens in der Corona-Krise haben.
Lindner: Nicht nur auf Infektionszahlen starren
Kubicki erklärte zudem, die Bundeskanzlerin sei „nicht diejenige, die einfach anordnen kann, wie wir uns verhalten sollen“. Jeder, der das Gefühl habe, er müsse diesen Worten folgen, solle das tun. Aber „jeder, der das Gefühl hat, er kann auch anders weiterleben, sollte dies auch tun“, so der FDP-Vize.
Parteichef Christian Lindner forderte unterdessen einen differenzierten Blick auf die Corona-Entwicklung. Gegenüber „Bericht aus Berlin“ (ARD) erklärte er, die Infektionszahlen allein seien kein tauglicher Maßstab, um die Situation insgesamt zu beurteilen. Es sollten auch andere Parameter wie die Lage in den Arztpraxen oder Krankenhäusern ausgewertet werden. Es sei immerhin derzeit vorwiegend ein anderes Publikum betroffen als im Frühjahr, nämlich jüngere Menschen. (afp/er)
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