Edeka-Filiale verwendet umstrittene Schriftart auf Schildern – Ist das schon Nazi-Symbolik?
Die Greifswalder Edeka-Filiale macht Schlagzeilen – hier gilt aber nicht der beliebte Slogan „schlechte PR ist gute PR“. Die Filiale ist mit mit seiner Beschilderung unter Internet-Nutzern auffällig geworden. Was könnte aber an Schildern in einem Supermarkt falsch ankommen? Die Schriftart. Die Filiale in Mecklenburg-Vorpommern hat sich entschieden, eine der umstrittensten Schriftarten der deutschen Geschichte zu nehmen: die „Tannenberg“. Bekannt vor allem aus der NS-Zeit.
Entworfen hat die Schrift der deutsche Grafiker und Typograf, Erich Meyer in den frühen 1930-er Jahren. Es war die Zeit eines Umbruchs in der Typografie. Frakturschriften, wie die „Tannenberg“ wurden bevorzugt verwendet. Die Schrift wurde nach einer siegreichen Schlacht im Jahre 1914 bei Tannenberg benannt, wo deutsche Soldaten russische Truppen aufgehalten hatten.
Schriftart ist nicht gleich Schriftart
Mit „aus Liebe zur Region“ will eigentlich die Supermarktkette bei den Einheimischen punkten und die Schilder, mit deren Hilfe man sich im Laden besser zurechtfindet, ist an sich eine kundenfreundliche Idee. Normalerweise kümmert sich der Kunde gar nicht um Schriftarten oder den Stil der Gestaltung von Schildern – die meisten machen sich gar keine Gedanken darum.
Doch bei dieser Schriftart erkennt man gleich, dass es „anders“ ist. „Für alle, die meinen, das wären nur Worte oder eine Schrift. Stimmt! Es ist eine Schrift! Aber welche? Man hätte viele nehmen können!“, schrieb Kire Naj auf Twitter und machte auf die Schilder im Internet aufmerksam.
„Schöne deutsche Grüße vom Edeka Greifswald. Wir lieben das Reich… ähm… Lebensmittel“, so Naj weiter. Damit erntete er heftige Reaktionen und löschte die Nachricht im Twitter, schreibt „Merkur“.
Based Edeka Greifswaldhttps://t.co/KEyIDQ533T pic.twitter.com/sxJDOedx4Q
— brudi_lambo (@Deejay1918) September 6, 2020
Die Beschilderung gibt es schon seit drei Jahren
„Mit der ausgewählten Schriftart wollte der Kaufmann niemanden verletzen“, heißt es indes vom Konzerns. Vielmehr sei versucht worden, den Markt den regionalen Besonderheiten des Gebäudes anzupassen.
Denn es handelt sich bei dem Einkaufszentrum um die denkmalgeschützten Hallen eines ehemaligen Werkes, in dem früher Eisenbahnwaggons repariert wurden. Die Schriftart wurde immerhin von 1935 bis 1941 von der Deutschen Reichsbahn verwendet. Man sieht in Berlin immer noch Bahnhofsschilder aus der Zeit.
Dennoch nehme Edeka die Kritik ernst und stehe in engem Austausch mit dem Filialleiter. Laut dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ steht die Beschilderung allerdings schon seit drei Jahren in dieser Filiale. Warum ausgerechnet jetzt Fotos über die Schilder im Internet auftauchen, ist nicht klar.
[Ergänzung der Redaktion auf Hinweise von unseren Lesern:]
Die „Tannenberg“ ist durchaus in der NS-Zeit für Propagandazwecke verwendet worden, wie auch andere sogenannte Frakturschriften – allerdings nur bis Adolf Hitler sie höchstpersönlich 1941 verboten hat. Die Frakturschrift war die offizielle Amtsschrift für Drucksachen im Deutschen Reich und wurde bis zum Verbot als „Ausdrucksform bewußt deutschen Denkens“ verwendet.
Wenn man sich die Schriften der Plakate aus der Zeit anschaut, also vor 1941, fällt einem die Ähnlichkeit zu „Tannenberg“ sofort auf – auch der Grund, warum manche Kunden in einem Einkaufsladen sich daran erinnert fühlen, wenn sie auf Schildern verwendet wird.
Letztendlich handelt es sich hierbei um eine subjektive Wahrnehmung, welche je nach Hintergrundgeschichte, Alter und Bildung unterschiedlich ausfällt.
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