Deutschland fehlen Reservekraftwerke – und 60 Milliarden Euro für deren Bau
Die deutsche Bundesregierung setzt bei ihrer Energiewende hauptsächlich auf Solar- und Windkraftanlagen. Da diese Energiequellen aber wetterabhängig sind und nicht immer Strom produzieren können, sind ausreichend grundlastfähige Reservekraftwerke notwendig.
In einer Analyse für das „Handelsblatt“ ermittelte jetzt das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI), wie viel Geld für die notwendigen neu installierten Kraftwerkskapazitäten bis zum Jahr 2030 voraussichtlich fehlen wird. Laut EWI liege dieses Defizit bei „knapp 60 Milliarden Euro“.
Reservekraftwerke immer unrentabler
Für diese Investitionen müssten daher „andere Anreizinstrumente gefunden werden“, so EWI-Experte Philipp Kienscherf, laut „Handelsblatt“. Mit anderen Worten, die Bundesregierung müsse auf einem anderen Weg Kapital bereitstellen.
Die Energieunternehmen hielten sich mit Investitionen für Reservekraftwerke zurück, weil diese laut „Merkur“ sich bisher nicht rechneten. Der Grund: Wegen des ständig wachsenden Anteils der „Erneuerbaren“ kommen diese immer seltener zum Einsatz. Die Unternehmen rechnen lediglich mit einigen Hundert Betriebsstunden pro Jahr. Das mache sie immer unrentabler. Kienscherf hierzu:
Es geht hier um politisch wünschenswerte Investitionen, die sich betriebswirtschaftlich derzeit nicht darstellen lassen.“
Strategie hin zu teurerem Brennstoff
Das Kölner Institut nennt damit einen konkreten Preis, wie teuer die Kraftwerksstrategie von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sein könnte. Bisher konnte dieser dazu noch keine Summe nennen.
Die Kraftwerksstrategie ist deswegen nötig, da die Ampelkoalition – nach der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke – in den kommenden Jahren auch die bestehenden Kohlekraftwerke stilllegen will. Im Jahr 2022 lag der Anteil der Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken bei 33,3 Prozent. Stattdessen sollen mehr Gaskraftwerke als Back-up entstehen, die später dann mit Wasserstoff elektrischen Strom generieren. Wenige Reservekraftwerke sollen schon sofort mit Wasserstoff Strom liefern.
Allerdings kommen die Kölner Forscher zu dem Ergebnis, dass Wasserstoff bis zum Jahr 2030 in Deutschland deutlich teurer sein dürfte als Erdgas inklusive CO₂-Emissionszertifikaten. In verschiedenen Studien variiert die Spannweite erheblich. Während Erdgas plus CO₂-Zertifikate rund 50 Euro pro erzeugter Megawattstunde kosten dürfte, liegt der durchschnittliche prognostizierte Preis für Wasserstoff in rund sechs Jahren bei 200 Euro pro Megawattstunde. Die Referenzstudien kamen von Aurora Energy Research, Merten & Scholz und McKinsey.
Ein Großteil der aktuellen Studien konzentriert sich auf die Produktionskosten des Wasserstoffs. Inwieweit sich auf Basis dieser Kosten die Preise auf dem Wasserstoffmarkt bilden werden, ist derzeit ebenfalls unsicher. Sollte diese Strategie realisiert werden, dürften die deutschen Strompreise weiterhin eine der höchsten in der EU bleiben.
Sind 25 Gigawatt genug?
Laut Habecks Kraftwerksstrategie sollen die Reservekraftwerke eine Kapazität von bis zu 25 Gigawatt installierter Leistung haben. Diese müsste die Regierung mit den fehlenden 60 Milliarden Euro fördern.
Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), betrachtete die Gesamtlage bereits Ende Dezember mit Skepsis. Demnach habe die Bundesregierung bei der Ankündigung ihrer Kraftwerksstrategie „unterstellt“, bei Stromknappheit „erhebliche Mengen aus dem Ausland importieren [zu] können“. Deshalb wäre eine zusätzliche Reserve von 25 Gigawatt im Inland ausreichend. Dem „Merkur“ sagte er:
Das ist eine höchst optimistische These, weil sie davon ausgeht, dass unsere Nachbarn immer dann Überschussstrom haben, wenn wir ihn brauchen. Aber auch 25 Gigawatt Zubau bedeutet 50 neue Kraftwerke. Das ist eine immense Ambition.“
Kannibalisierungseffekte durch „erneuerbare“ Energien
Da Wind– und Solaranlagen wetterabhängig sind, kann sich die Stromproduktion von Minute zu Minute ändern. Mal liefern diese Energiequellen bei „Dunkelflaute“ zu wenig Strom, bei guten Bedingungen aber zu viel. Ist die Produktion zu hoch, sinken die Strompreise an der Strombörse teils deutlich. Das ist der sogenannte Merit-Order-Effekt, der besagt, dass die günstige Kraftwerksart den Strompreis für alle Stromquellen vorgibt. Dann kannibalisieren sich die Strommarkteinnahmen der Anlagen laut der EWI-Analyse.
Wenn die volatilen „erneuerbaren“ Energien nicht oder kaum zur Verfügung stehen, sind die Strompreise oftmals hoch. Die „Erneuerbaren“ können diese Preisspitzen allerdings nicht zur Kostendeckung nutzen.
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