E.ON-Chef erwartet 2024 wieder steigende Strom- und Gaspreise

Strom und Gas drohen erneut teurer zu werden, warnt E.ON-Chef Leonhard Birnbaum. Es gibt „politisch bedingte Aufschläge, diese werden alle Versorger an die Gas- und Stromkunden weitergeben müssen". Die deutschen Strompreise für Privathaushalte zählen bereits jetzt zu den höchsten im EU-Vergleich.
Strompreis
Im ersten Halbjahr 2023 zahlten deutsche Haushalte mit einem Jahresverbrauch von weniger als 2.500 Kilowattstunden – in der Regel Ein-Personen-Haushalte oder zu zweit lebende Rentner – einen Kilowattstunden-Preis von 45,36 Cent. Der EU-Durchschnitt lag bei 31,88 Cent pro Kilowattstunde.Foto: iStock
Epoch Times2. Januar 2024

E.ON-Chef Leonhard Birnbaum stellt Verbraucher auf steigende Energiepreise ein. „Strom und Gas drohen nach den bisherigen Preissenkungen ab 2024 möglicherweise wieder teurer zu werden“, sagte er der „Rheinischen Post“.

Er verwies auf diverse Ursachen: „Beim Gas wirkt die Erhöhung der Mehrwertsteuer, beim Strom der Wegfall der Dämpfung der Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber auf die Preise. In vielen Fällen tritt durch die Beendigung der Preisbremse ein zusätzlicher Effekt ein.“

Politisch bedingte Aufschläge werden weitergegeben

Birnbaum erwartet nach eigenen Angaben, dass alle Versorger die Erhöhung von Steuer und Netzentgelten weitergeben: „Das sind politisch bedingte Aufschläge, diese werden alle Versorger an die Gas- und Stromkunden weitergeben müssen, vielleicht nicht sofort, aber wohl in den kommenden Monaten.“

Der E.ON-Chef weiter: „Gegenüber den Rekordpreisen im Herbst 2022 hat es einen deutlichen Rückgang gegeben, doch die Preise sind noch immer rund zwei Mal so hoch wie vor der Krise. Der Großhandelspreis für Strom hat Anfang 2021 bei 50 Euro je Megawattstunde gelegen, heute sind es immer noch fast 100 Euro.“

Für die Zukunft gab er sich wenig optimistisch: „Ich erwarte nicht, dass die Preise wieder auf das Niveau von 2021 fallen. Zwar kostet die Erzeugung durch Wind und Solar vergleichsweise wenig, aber die Absicherung – Stichwort Dunkelflaute – durch Speicher oder neue Gaskraftwerke und die Verbindung der vielen dezentralen Energiewende-Anlagen erhöht dennoch die Kosten der Versorgung insgesamt.“

E.ON will auch keine kleinen KKW

E.ON-Chef Birnbaum hält eine Rückkehr der Atomkraft in Deutschland nach eigenen Angaben für ausgeschlossen. „In Deutschland ist die Messe für die Atomkraft gelesen. Hier wird es nach den Jahren harter Auseinandersetzungen keine neuen Kernkraftwerke geben.“

Das gelte auch für die neuen, kleinen Atomkraftwerke (Small Modular Reactors). „Wenn es gelingt, die kleinen Reaktoren – international oder zumindest in der Europäischen Union – zu standardisieren und in großer Stückzahl zu bauen, können sie auch wirtschaftlich sein, derzeit sind es aber alles Prototypen und es ist noch nie gelungen, eine Technik für die ganze Welt zu standardisieren.“

E.ON werde ohnehin keine Reaktoren mehr bauen: „Wir haben uns von der Erzeugung verabschiedet, wir konzentrieren uns auf Netze und Kundenlösungen“, so der Konzern-Chef.

Auch eine Rückkehr der zuletzt abgeschalteten Meiler ans Netz, die Unionspolitiker fordern, hält Birnbaum für ausgeschlossen: „Die Politik hat entschieden, Isar 2 wird nicht mehr ans Netz gehen, der Rückbau läuft bereits.“ Ein Hochfahren sei nun auch nicht mehr machbar: „Das ist mittlerweile auch technisch nicht mehr möglich, das Thema ist durch.“

Zum 15. April 2023 waren die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland (Isar 2 von E.ON, Emsland von RWE, Neckarwestheim 2 von EnBW) abgeschaltet worden.

45,36 Cent pro Kilowattstunde – EU-Durchschnitt sind 31,88

Die deutschen Strompreise für Privathaushalte zählen bereits jetzt zu den höchsten im EU-Vergleich. Besonders hohe Kosten fallen für kleine und mittlere Haushalte mit einem Jahresverbrauch unter 5.000 Kilowattstunden an, wie aus einer von der Linksfraktion in Auftrag gegeben Datenabfrage des Statistischen Bundesamtes hervorging.

Demnach war der Verbraucherstrompreis für Ein-Personen-Haushalte im ersten Halbjahr 2023 nur in Liechtenstein und Belgien höher.

Konkret zahlten deutsche Haushalte mit einem Jahresverbrauch von weniger als 2.500 Kilowattstunden – in der Regel Ein-Personen-Haushalte oder zu zweit lebende Rentner – einen Kilowattstunden-Preis von 45,36 Cent. In Liechtenstein fielen 46,35 Cent pro Kilowattstunde an, in Spanien dagegen weniger als die Hälfte.

Von Deutschlands Nachbarn weist in dieser Kategorie lediglich Belgien mit 45,59 Cent pro Kilowattstunde höhere Preise auf, während die Preise in Polen (19,92), Frankreich (27,35) und auch Österreich (29,88 Cent) deutlich unter dem deutschen Preis lagen. Der Durchschnitt aller 27 EU-Länder lag bei 31,88 Cent pro Kilowattstunde.

Auch bei einem jährlichen Stromverbrauch zwischen 2.500 und 5.000 Kilowattstunden, was für durchschnittliche Familien zutrifft, rangierten die deutschen Strompreise mit 41,25 Cent pro Kilowattstunde EU-weit weit vorn.

Nur in den Niederlanden, in Liechtenstein, Belgien und Rumänien waren der Strom für Privatverbraucher teurer. Der EU-Schnitt lag in der ersten Jahreshälfte bei 28,9 Cent pro Kilowattstunde. (dts/red)



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