Bundesregierung nennt Gaulands „Vogelschiss“-Äußerung zur NS-Zeit „beschämend“

Die "Vogelschiss"-Äußerung von AfD-Chef Alexander Gauland über die NS-Zeit ist von der Bundesregierung scharf kritisiert worden. Nach der massiven Empörung auch aus den eigenen Reihen erklärte Gauland, er sei missverstanden worden.
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Deutschland Flagge.Foto: Hermsdorf/Getty Images
Epoch Times4. Juni 2018

Die „Vogelschiss“-Äußerung von AfD-Chef Alexander Gauland über die NS-Zeit ist von der Bundesregierung scharf kritisiert worden. Es sei „beschämend“, sich mit solchen Aussagen eines Bundestagsabgeordneten überhaupt befassen zu müssen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag.

„Die Bundesregierung weist jede Relativierung, jede Verharmlosung der Verbrechen der Nationalsozialisten ganz entschieden und unmissverständlich zurück“. Nach der massiven Empörung, die zum Teil auch AfD-Politiker äußerten, erklärte Gauland, er sei missverstanden worden.

„Die nationalsozialistische Herrschaft und das vom NS-Regime ersonnene Verbrechen des Holocaust sind singulär, ein wirkliches Menschheitsverbrechen“, sagte Seibert. Nur durch das Bekenntnis der Deutschen zu dieser „immerwährenden Verantwortung“ sei Deutschland in der Lage gewesen, wieder ein geachteter Staat und guter Partner anderer Staaten zu werden. „Wer das nicht verstehen will, wer das aufs Spiel setzt, der disqualifiziert sich selbst“, sagte Seibert an die Adresse Gaulands gerichtet.

Gauland hatte am Samstag auf einem Bundeskongress der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative im thüringischen Seebach gesagt, „Hitler und die Nazis“ seien „nur ein Vogelschiss in über tausend Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“.

Der AfD-Partei- und Fraktionsvorsitzende erklärte am Montag, er habe mit seinem Sprachbild „für Missverständnisse sowie Missdeutung gesorgt“. Nichts habe ihm ferner gelegen als eine „Bagatellisierung“ des Nationalsozialismus. „Niemals war es meine Absicht, die Opfer dieses verbrecherischen Systems zu bagatellisieren oder gar zu verhöhnen.“

Er habe mit seiner Rede seine „tiefste Verachtung für den Nationalsozialismus“ zum Ausdruck gebracht, erklärte Gauland. „‚Vogelschiss‘ ist und bleibt für mich der letzte Dreck, ein animalischer Auswurf mit dem ich den Nationalsozialismus verglichen habe“. Er bedaure die „entstandene Wirkung“ seiner Rede.

Gauland hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach durch provokative Äußerungen und fehlende Abgrenzung zum rechten Rand der AfD für Empörung gesorgt.

Linken-Chef Bernd Riexinger forderte den Rücktritt Gaulands von seinen Ämtern. „Mit dieser Äußerung ist das Maß voll“, sagte er am Montag. „Er hat in diesem Bundestag nichts verloren.“

Die frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, erklärte, die Aussage Gaulands verhöhne alle Opfer „der in der Tat nur zwölf Jahre dauernden nationalsozialistischen Herrschaft“. „Sie verhöhnt das daraus resultierende anhaltende Leid und die bleibende Trauer, die die Menschen in der Bundesrepublik Deutschland bis heute prägen.“ Gaulands Haltung zeuge von einer „menschenverachtenden Ideologie, die in Wahrheit deutschlandfeindlich ist“.

Für Wirbel sorgte zudem ein weiterer Vorgang beim Bundeskongress der Jungen Alternative (JA) in Seebach: Der AfD-Bundesvorstand drückte am Montag „sein Befremden und seine Missbilligung“ darüber aus, dass dort anstelle der Nationalhymne das gesamte Lied der Deutschen gesungen wurde. Eine Mehrheit der anwesenden knapp 100 JA-Mitglieder habe auch jene Strophen des Liedes gesungen, „die nicht Bestandteil der Nationalhymne sind“.

Die erste Strophe des Liedes der Deutschen mit der Zeile „Deutschland, Deutschland über alles“ war von den Nationalsozialisten für ihre Zwecke missbraucht worden. (afp)



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