Atom-Aus – oder doch nicht? Hier investiert Deutschland noch in die Kernkraft

Über Uniper beteiligt sich der Bund an einem Projekt zur Weiterentwicklung der Kernkraft. Dies findet auf schwedischem Boden statt. Dort sollen demnächst gleich mehrere Reaktorkonzepte in SMR-Form getestet werden.
Kernkraft: In Schweden sind derzeit drei Kernkraftwerke in Betrieb, darunter auch das Kernkraftwerk Oskarshamn.
In Schweden sind derzeit drei Kernkraftwerke in Betrieb, darunter auch das Kernkraftwerk Oskarshamn, das vom deutschen Unternehmen Uniper betrieben wird.Foto: Uniper Sweden/dpa/Archiv
Von 29. Januar 2025

Am 15. April 2023 hat Deutschland seine letzten Kernkraftwerke heruntergefahren und vom Netz genommen. Damit ist die Bundesrepublik endgültig aus der Kernkraft ausgestiegen.

Wirklich endgültig? Nicht ganz. Denn in gewisser Weise unterstützt der deutsche Staat die Weiterentwicklung der Kernkraft und die Errichtung neuartiger Technologien in anderen Ländern.

Uniper setzt auf SMR – in Schweden

Das deutsche Kernkraft-Engagement geht von Uniper SE aus. Der Energieversorger mit Sitz in Düsseldorf gehört seit dem Jahr 2022 zu gut 99 Prozent der Bundesregierung. Vor Kurzem hat Uniper mitgeteilt, in Schweden Kleinst-Kernkraftwerke, sogenannte Small Modular Reactors (SMR), zu fördern.

Bereits mehrere Länder wie die USA, Großbritannien, Kanada und Russland investieren in die Entwicklung der SMR-Technologie. Epoch Times berichtete bereits über das kanadische Unternehmen Dual Fluid Energy, das in Ruanda bis 2026 ein Demonstrationsreaktor betriebsbereit haben will. Das Testprojekt in Schweden ist auch nicht das Erste in Europa. Auch Rumänien kündigte vor mehreren Monaten die Entwicklung der Kernkraft auf SMR-Basis an.

Uniper bildete für das Vorhaben ein Joint Venture (Gemeinschaftsunternehmen) mit dem schwedischen Kernkraftunternehmen Blykalla. Weitere Unterstützung für die Forschungsarbeiten leistet die Königliche Technische Hochschule (KTH) – eine Universität in Stockholm und Schwedens größte Technische Universität.

Verschiedene Arten von Testreaktoren

Gemeinsam planen sie, die Forschungsanlage am Kernkraftwerk Oskarshamn zu errichten, das Uniper bereits betreibt. Neben verschiedenen Funktionsprinzipien wollen die Betreiber auch mehrere Sicherheitsaspekte erforschen.

In der Testphase ist noch keine Stromproduktion geplant. Somit entfällt vorerst der Einsatz von radioaktivem Brennstoff. Laut Uniper sollen verschiedene Reaktorkonzepte in Form von SMRs entwickelt werden. Manche besitzen die gleiche Technologie wie konventionelle Kernreaktoren der zweiten und dritten Generation. Die Konstruktionen fallen jedoch viel kleiner aus.

Ein weiteres geplantes Konzept, das laut Uniper zum SMR werden soll, ist der sogenannte Brutreaktor. Dieser wandelt nicht spaltbare in spaltbare Isotope um. Zum Einsatz können hier die Elemente Uran-235 bis Plutonium-239 kommen. Der Brutreaktor zählt zur vierten Generation der Kernkraftwerke, weil er weit mehr Energie aus dem Brennmaterial extrahieren kann. Das soll zudem die Menge an Atommüll deutlich reduzieren.

Je nach Reaktorkonzept kommen in den SMR-Modellen verschiedene Arten von Kühlmitteln zum Einsatz. Darunter neben Wasser auch flüssige Metalle wie Blei oder flüssiges Salz.

Was investiert Uniper?

Wenn die Betreiber ausreichend Informationen durch die Testreaktoren gesammelt haben, will das Joint Venture ein richtiges Kernkraftwerk errichten. Dieses soll dann 70 Megawatt (MW) an Strom produzieren können. In einer darauffolgenden Phase soll ein größerer SMR mit 140 MW folgen.

Das ist eine eher moderate Leistung. Andere SMR-Projekte erhoffen sich künftig bis zu 300 MW pro Reaktor. Zum Vergleich: Ein konventionelles Kernkraftwerk leistet rund 1.400 MW, ist dafür aber auch deutlich größer. Die geringere Größe kann den SMR-Kraftwerken mehr Einsatzmöglichkeiten bieten.

Doch wie viel kostet die Errichtung des Testprojekts? Rund 26 Millionen Euro hat Blykalla aufgebracht, rund 9 Millionen Euro kommen in einer ersten Förderung vom schwedischen Staat. Da die Errichtung des Testprojekts laut „Inside Digital“ rund 52 Millionen Euro kosten wird, könnte Unipers Beitrag bei gut 17 Millionen Euro liegen, sofern es keine weiteren Geldgeber gibt.

Blykalla-CEO: „Ein Meilenstein für Schweden“

Für die schwedische Regierung stellt die Errichtung des Testprojekts die Erfüllung eines Wahlversprechens dar. Im Jahr 2022 kündigte sie neue Kernkraftwerke an, um auch in Zukunft genügend Stromproduktionskapazitäten bereitstellen zu können. Die Regierung rechnet mit einem sich auf rund 300 Terawattstunden verdoppelnden Strombedarf bis zum Jahr 2045. Das Ziel der schwedischen Regierung ist es, bis Mitte des nächsten Jahrzehnts mehrere neue Reaktoren in Betrieb zu nehmen.

„Es ist ein Meilenstein für unser Unternehmen und auch ein Meilenstein für Schweden“, sagte Jacob Stedman, Geschäftsführer von Blykalla, in einem Interview.

Gleichzeitig spricht er auch die Schwierigkeiten an, die mit der Entwicklungsarbeit einhergehen. „Die Herausforderung bei neuen Kernkraftwerken besteht darin, dass der Bau sehr lange dauert und in der Vergangenheit extrem teuer war“, sagte Stedman. „Aber mit unseren SMRs haben wir eine Lösung, die viel billiger und schneller sein wird.“

Uniper betreibt den Reaktor Oskarshamn-3 und ist auch an anderen schwedischen Atomkraftwerken beteiligt. „Wir sind die Partnerschaft eingegangen, um die SMR-Technologie und die Möglichkeiten, die sie für neue Kernkraftkapazitäten bietet, voranzutreiben, aber vor allem, um Forschung und Entwicklung anzuregen, was wir auch für die bestehenden Anlagen benötigen“, teilte Johan Svenningsson, der schwedische Leiter von Uniper mit.



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