Arche-Sprecher schlägt Alarm: Mangelnde Förderung und Integration von Flüchtlingen
Für Wolfgang Büscher sind die kulturellen Hürden viel zu hoch: „Wir könnten niemals und würden niemals mit unseren Jugendlichen zum Christopher Street Day gehen.“ Der Schock sei einfach zu groß. Gemeint seien muslimische Kinder, die aus Syrien und Afghanistan kommen.
Epoch Times will wissen, wie die Arche dieses Problem anpacken will und was aus Sicht der Arche dringend passieren muss, damit Integration gelingen kann; gelingen muss sie laut Büscher, denn diese Kinder werden hierbleiben. Im Exklusivgespräch mit Epoch Times:
Viele große Medien haben gestern über einen Weckruf von Ihnen berichtet, der in vielen großen Zeitungen abgebildet wurde. Wie waren die Reaktionen darauf?
Wir haben sehr viele Reaktionen bekommen. Die Reaktionen waren durchweg positiv. Natürlich haben viele Leute das auch missverstanden, aber wir wollen deutlich machen als Arche, dass wir hier Tausende Flüchtlinge haben in unseren Einrichtungen.
In Städten wie Hamburg, München und Frankfurt sind es über 90 Prozent aller Kinder. Wir können Menschen nur in unser Land holen, wenn wir ihnen auch helfen können. Es geht nicht an, dass die Menschen untergebracht werden in NGOs und sich nur die NGOs kümmern. Wenn Frau Merkel gesagt hat „Wir schaffen das“, habe ich manchmal den Eindruck, nur die Arche und andere NGOs schaffen das.
Wir müssen versuchen, den Menschen, die hier sind, zu helfen. Also damit sollten wir erst einmal anfangen, denn die bleiben alle hier.
Die Jugendlichen haben Potenzial. Ich habe vor einigen Tagen einen Jugendlichen gesehen, der hat hier ein Bewerbungsschreiben mit einer Mitarbeiterin geschrieben und sein Traumberuf war, in einer Wäscherei zu arbeiten, in einer Reinigung zu arbeiten. Das heißt also, diese jungen Menschen sind alles potenzielle Facharbeiterinnen und Facharbeiter. Wir lassen aber jedes Jahr 60.000 Schüler ohne einen Abschluss von der Schule gehen, die wir nicht genügend fördern. Und dann fordern wir in Form eines Neokolonialismus, dass wir gut ausgebildete Leute aus dem Ausland holen– dort hat unser Staat viel investiert – und hier dann für wenig Geld arbeiten lassen. Das kann nicht sein.
Viele Menschen haben es verstanden, aber es hat natürlich auch böse Kritik gegeben. Wenn Menschen einfach meinen, die Arche sei für einen Einwanderungsstopp, nein, wir sind nur gegen eine verlogene Politik.
Sie haben die NGOs erwähnt. Es gibt die Kritik, dass diese NGOs Zuwanderung noch vorantreiben mit allen Möglichkeiten und Mitteln. Gibt es solche und solche NGOs?
Ja, natürlich. Ich habe mich mit dem Gründer der Arche hingesetzt. Wir haben uns in die Augen geschaut und haben gesagt: Wir reden darüber, wie die Situation ist. Ich habe, wenn ich das mal salopp formuliere, auf diesen verlogenen Unsinn keinen Bock mehr.
Wir können nur Menschen in unser Land lassen, denen wir auch helfen können. Wenn sich ein Bundespräsident zum Beispiel hinstellt – da müssen wir als NGO reagieren – und sagt: ‚Wir brauchen jedes Jahr 60.000 Facharbeiter und Facharbeiterinnen aus dem Ausland‘, und zwar zusammen mit Vertretern der Gewerkschaften und Industrie, dann sagt er nicht ganz die Wahrheit. Denn wir haben für diese Menschen keine Wohnung, wir haben keine Kitaplätze, keine Schulplätze, keine Ärzte, also keine Infrastrukturen.
Wir als Arche wollen die Dinge jetzt ansprechen, wie sie sind. Viele der NGOs bekommen Gelder von Kommunen, vom Land und vom Bund. Wir als Arche nicht. Die anderen schweigen häufig, weil sie sagen, ich will natürlich meinen Ast, auf dem ich sitze, nicht absägen. Das machen wir als Arche nicht. Wir müssen all diese Dinge aus Spenden finanzieren. Das ist auch ein Riesenhilferuf: Wir brauchen dieses Jahr 22 Millionen Euro an Spenden, nur um den Kindern und Familien zu helfen. Und daher haben wir gesagt, sprechen wir die Dinge aus, wie sie sie sind, weil alles andere verlogen wäre.
Gerade sprachen Sie von über 90 Prozent Migrationsanteil. Da wird ein großer Anteil auch einen muslimischen Hintergrund haben. Gibt es Konflikte mit der christlichen Ausrichtung des Vereins? Wie wird damit umgegangen?
Wir haben in Hamburg vor einigen Jahren Kinder an den IS verloren. Wo ein hoher Anteil muslimischer Kinder wie etwa in Frankfurt ist, hat man gesagt, man versteht uns als Ungläubige und beschimpft uns auch so. Aber in der Regel sind die Kinder gern hier, vertrauen uns auch. Aber eine gewisse Kulturfeindlichkeit sehen wir häufig.
Wir stehen aber auch – das haben wir früher nicht in der Form gemacht – heute zu unseren christlichen Werten. Wir haben auch schon mit geflüchteten Jugendlichen einen Gottesdienst gefeiert. Wir erleben häufig, dass viele der geflüchteten Kinder sagen, sie haben nur vor zwei Dingen Angst: vor Allah und vor ihrem Vater. Diese Kinder wachsen oft in einer Angstsituation auf. Sie haben Angst vor ihrer Religion, vor ihrem Imam, sie haben Angst vor ihren Eltern, und wir versuchen, ihnen Liebe, Perspektive und Würde zu vermitteln. Das ist das Ziel unserer Arbeit. Davon werden wir uns nicht abhalten lassen.
Darf man sich denn so äußern, ohne unter Verdacht zu geraten, auf der falschen Seite zu stehen? Öfter machen das Menschen, die schon aus dem Beruf sind. Sie jedoch stehen mitten im Geschäft und sprechen Klartext.
Wir haben gesagt, wir machen es jetzt. Ich will niemanden ärgern. Nur wenn Sie zum Beispiel eine Dreizimmerwohnung haben, dann würden sie ja auch nicht, falls sie gefragt werden, fünf Flüchtlingsfamilien aufnehmen. Denn das geht gar nicht.
Und so ähnlich muss man das auch in unserem System sehen. Wir haben zum Beispiel bei einem Mittagessen in Frankfurt 280 Jugendliche, die nahezu ausnahmslos geflüchtet sind und alle in Brennpunktgebieten leben. Das ist ja das Schlimme, dass man sie alle in Sammelunterkünften unterbringt, und dann gehen sie alle in der Nachbarschaft auf Schulen.
Wir haben hier Kinder, die sind zu 95 Prozent unter sich auf den Schulen, da sind zwei deutsche Kinder dabei, die auch todunglücklich sind. Die Lehrerinnen und Lehrer haben nicht die Kraft, sich zu kümmern. Die müssen Aufgaben übernehmen, die die Eltern eigentlich übernehmen müssten, nämlich die Erziehung der Kinder.
Und wir sagen jetzt wirklich, wie die Situation ist. Uns als Arche kann keiner vorwerfen, wir kümmerten uns nicht um Flüchtlinge. Also, wir schätzen mal, dass wir sechs- bis siebentausend Kinder mit Fluchthintergrund nahezu täglich in unseren Einrichtungen haben.
Aber wir müssen auch aussprechen, wie die Situation ist. Frau Baerbock sagt: ‚Ihr dürft alle kommen‘ und dann interessiert sie sich nicht mehr für die Kinder. Wir haben hier in der Arche in Berlin mit unzähligen Politikerinnen und Politikern zusammengesessen – Ricarda Lang etwa. Auch der Bundeskanzler hat die Arche in Potsdam besucht. Und dann gehen sie wieder und nicken mit dem Kopf, und wir hören nie wieder etwas von ihnen.
Das heißt also, wir müssen langsam versuchen, das Ganze auch so auszusprechen, wie es ist, sonst wird unser Staat kaputtgehen. Wir brauchen einen starken Staat, wir brauchen starke Kinder. Wir sagen aber auch: Die Jugendlichen sind jetzt hier und die werden auch hierbleiben. Also müssen wir versuchen, sie zu integrieren.
Bei denen, die kriminell sind, muss die Politik überlegen, wie sie damit umgeht. Das können wir als Arche nicht machen. Aber wir müssen die Kinder, die hier sind, stark machen, dass sie unsere Kultur annehmen. Das ist ganz entscheidend, dass sie unsere Sprache lernen. Ohne das geht es nicht, und sonst geht unser Staat definitiv kaputt.
Sie haben den hohen Anteil von Migrantenkindern erwähnt. Haben denn die einheimischen Kinder keine Probleme mehr? Haben sie da Erfolge erzielt? Kann man sagen, das ist stark zurückgegangen, oder werden die in den Hintergrund gedrängt?
Es gibt Archen wie in München, wo 95 Prozent der Kinder Migrationshintergrund haben. Und nicht alle sind geflüchtet. Das liegt aber leider daran, weil alle Kinder – beziehungsweise die Familien – in bestimmte Stadtbezirke abgedrängt werden. Das ist der größte Fehler, den wir machen. Wenn in einem Mietshaus von zehn Familien eine geflüchtete Familie lebt, wird sie sich sofort integrieren. Die Familienmitglieder werden zu Nachbarn Kontakt haben und sie werden die deutsche Sprache lernen.
Gestern rief mich ein marokkanischer Flüchtling an, der vor sechs Jahren nach Deutschland geflüchtet ist, und sagte, er hätte das Glück gehabt, dass er auf eine normale Schule gegangen sei. Er hatte deutsche Kumpels und Freunde. Und er wohnt in einem Haus mit seinen Eltern, in dem sonst nur deutsche Familien wohnen. Die Sprache hat er in einem Jahr gelernt, die Familie ist perfekt integriert. Heute hat er einen tollen Beruf und er liebt dieses Land.
Das gibt es auch. Aber alles andere ist eben verlogen. Viele kamen als Kinder zu uns, die heute sogar als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arche arbeiten. Aber leider gibt es auch Eltern, die sagen, wenn ihr so viele Flüchtlinge habt wie in bestimmten Städten wie Hamburg, Frankfurt, München, dann schicken wir unsere Kinder dort nicht mehr hin. Das gibt es leider auch.
Sie sagten gegenüber den Medien, Elfjährige kommen mit Messer, und Mädchen, die bauchfrei tragen, werden als „Nutten“ bezeichnet. Wenn nun eine Mitarbeiterin, vielleicht eine Sozialarbeiterin – ausgebildet, studiert – auf solche Problematiken trifft, wie geht man damit im konkreten Fall um?
Also, wir sagen natürlich, dass wir eine andere Kultur haben. Wenn jemand beispielsweise aus Syrien kommt oder aus Afghanistan und bisher nur verschleierte Mädchen und verschleierte Frauen gesehen hat, und dann laufen im Sommer Mädchen in kurzen Hosen und bauchfrei herum, dann bekommen die einen Kulturschock.
Und deswegen sagen viele, so wie wir es gehört haben: „Deutsche Frau: Nutte.“ Das ist ja logisch irgendwo. Sie sind noch nicht integriert worden. Man hätte mit ihnen sprechen sollen. Das Lehrpersonal in den Schulen hätte sagen sollen, dass das ganz normale Mädchen und ganz normale Kinder sind, dass man in Deutschland so rumlaufen darf und rumlaufen kann und dass das Ganze auch gut ist.
Wir hatten früher auch Diskussionen, heute machen wir das nicht mehr. In einer Arche arbeitet eine Mitarbeiterin, die in einer lesbischen Beziehung lebt. Sie wollte die Regenbogenflagge ans Fenster hängen. Dann haben wir vor einigen Jahren beschlossen: Das machen wir nicht, sonst kommen keine muslimischen Kinder mehr.
Das sehen wir heute auch anders. Heute sagen wir, wir müssen uns nicht integrieren, damit wir zu den Geflüchteten passen, sondern die müssen sich integrieren. Ich habe als Arche-Sprecher auch gelernt: Ohne Integration gibt es kein glückliches Leben. Und ohne eine gute deutsche Sprache gibt es keine Integration. In den Archen wird nur Deutsch gesprochen, da legen wir auch Wert darauf.
Wir sind mit Sicherheit keine rechte Organisation. Wir sind eine christliche Organisation. Wir kümmern uns um die Menschen, die zu uns kommen. Nur mal so zum Hintergrund: Wir haben einen Personalschlüssel in der Arche hier in Berlin-Hellersdorf, Berlin-Marzahn von einem Mitarbeiter auf sechs Jugendliche. Und zwar im Jugendbereich, nicht im Kleinkinderbereich.
Das heißt, das ist sehr personalintensiv, wenn man sich intensiv um die Kinder kümmern will; das kostet ein Heidengeld. Falls jetzt noch Hunderte weitere Leute kämen, ginge das gar nicht mehr, dann kommen wir an unsere Grenzen.
Und das haben wir gemeint mit „Kollaps“. Es hat auch nicht jedes elfjährige Kind ein Messer in der Tasche. Aber es hat Vorfälle gegeben, wo so etwas stattfand. Und wenn Kinder sich nicht abgeholt fühlen, wenn Kinder in einem Land nicht wertgeschätzt werden, wenn sie keine Wohnung haben, wenn sie nicht gemocht werden von den Deutschen insgesamt, dann wenden sie sich gegen das System. Das haben wir mehrfach erwähnt.
Um auf die Regenbogenfahne zurückzukommen, wenn ich mir aktuell Christopher Street Day in Berlin anschaue …
Das ist für die ein Kulturschock!
… Männer auf allen vieren mit Hundemasken, halb nackte Männer, Männer mit Windeln und so weiter. Wie erklären das Arche-Mitarbeiter elfjährigen Kindern? Da fangen die Fragen womöglich an?
Eine gute Frage. Deswegen schulen sich unsere Mitarbeiter weiter. Sie können sich ja vorstellen, wenn unsere Mitarbeiter mit den Pädagoginnen und Pädagogen sprechen, dass die echt an ihre Grenzen kommen. Das sind ja auch alles neue Erfahrungen für Jugendliche an so einem Christopher Street Day.
Wir könnten niemals – und würden niemals – mit unseren Jugendlichen zum Christopher Street Day gehen. Denn wenn die die Leute so rumrennen sehen, dann ist das ein Kulturschock, die brechen ja zusammen. Die kennen ihre strenge Religion, gehen regelmäßig in die Moschee, hören auf TikTok leider auch viele Hasspredigten von Imamen. TikTok ist hier das bevorzugte Medium vieler junger Menschen.
Hier müssen wir wirklich ansetzen. Ich kann das nur noch einmal betonen, das geht auch mir an die Substanz: Wenn wir Leute in unser Land holen, müssen wir uns um sie kümmern. Alles andere funktioniert nicht, wenn wir Facharbeiter brauchen. Ich bin jetzt seit 20 Jahren Sprecher der Arche. Wir haben schon vor 20 Jahren gesagt, es gehen jedes Jahr 50.000 bis 60.000 Kinder von der Schule ohne einen Abschluss, weil es nicht genügend Lehrpersonal und Ähnliches gibt. Hätten wir diese Kinder richtig ausgebildet, hätten wir heute null Probleme.
Aber lassen die Eltern das auch zu? Haben die nicht auch eine gewisse Bringschuld, wenn Eltern die Kontakte mit anderen Religionen nicht billigen und so weiter?
Es geht nur nach unseren Regeln. Anders funktioniert es nicht.
Was ist denn besser geworden in den vergangenen zwanzig Jahren? Gibt es da etwas für Sie?
Ja, natürlich, wir haben auch Erfolge! Diese Jugendlichen beispielsweise, von denen ich eingangs erzählt hatte, das fand ich faszinierend. Die saßen nett zusammen. Smarte Jungs. Und dann frage ich den einen, was willst du werden? Und dann sagt so jemand, mein Traumberuf ist in der Reinigung zu arbeiten, das ist doch toll.
Es kann nicht jeder Abitur machen, Kanzler werden, es rüttelt nicht jeder am Kanzleramt, um dort reinzukommen. Also bei uns haben die Leute ganz einfache Berufswünsche, bis dahin, sich zu wünschen, bei Netto an der Kasse zu sitzen.
Die Stellen sind ja da. Leute werden auch im Handwerk händeringend gesucht.
Wenn wir jetzt alle in Deutschland lebenden Kinder ausbilden würden, dann hätten wir diese Probleme nicht. Wir müssen auch die jungen Menschen, die im Bürgergeld stecken und keinen Bock haben, zu arbeiten, weil sie auch keinen Schulabschluss haben, versuchen, in Lohn und Brot zu bringen.
Derzeit haben wir fünf Millionen Bürgergeldempfänger. Wenn sie nachher mit einem normalen Gehalt – damit meine ich Gehälter von dreitausend bis sechs-, siebentausend Euro – 60 Prozent Steuern bezahlen müssen, um das alles zu finanzieren, dann werden auch diejenigen auf die Straße gehen.
Danke für das Gespräch!
Der Verein Die Arche – Christliches Kinder und Jugendwerk e. V. wird durch Spenden finanziert. Sie können mit einer Geldspende oder einer Sachspende unterstützen.
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