Millionenschwere US-Studie zu Pubertätsblockern bleibt weiter unveröffentlicht
Die Republikanerin Lisa McClain, Vorsitzende des Unterausschusses für Gesundheitswesen und Finanzdienstleistungen im US-Repräsentantenhaus, protestierte zuletzt energisch gegen die Zurückhaltung der Ergebnisse einer staatlich finanzierten Studie, die von der Ärztin Johanna Olson-Kennedy geleitet wurde.
Die 2015 gestartete Langzeitstudie sollte die Auswirkungen von Pubertätsblockern auf die psychische Gesundheit von Kindern mit Geschlechtsdysphorie untersuchen, fand jedoch keine Hinweise darauf, dass die Medikamente die psychische Gesundheit der Patienten verbessern.
Olson-Kennedy argumentierte gegenüber ihren Kritikern, sie habe die Studienergebnisse zurückgehalten, da sie befürchte, die Ergebnisse könnten politisch gegen Transgender-Jugendliche instrumentalisiert werden. Explizit erklärte sie gegenüber der „New York Times“, sie sei davon überzeugt, dass die Studie von Kritikern der Behandlung von Transgender-Kindern als „Waffe“ instrumentalisiert werde und die Forschungsergebnisse eines Tages vor Gericht als Argument dafür verwendet werden könnten, „dass wir keine Blocker einsetzen sollten“.
Das stieß bei einem engen Mitarbeiter der Studie auf Widerspruch, der gegenüber den US-Medien zu Bedenken gab, die Entscheidung verstoße gegen Forschungsstandards und beraube die Öffentlichkeit „wirklich wichtiger“ wissenschaftlicher Erkenntnisse, die für die Debatte unerlässlich seien.
Wissenschaftliche Integrität infrage gestellt
Die Studie von Dr. Olson-Kennedy erhielt annähernd zehn Millionen Dollar Fördermittel vom National Institutes of Health (NIH) – einer Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums – für ihre Forschung und Langzeitstudie an 95 Kindern mit einem Durchschnittsalter von etwa elf Jahren.
Ein wesentlicher Kritikpunkt an der Studie ist, dass fast dreißig Prozent der Teilnehmer vor Studienbeginn unter Depressionen gelitten haben sollen, was die Behauptung infrage stellt, dass die Kinder zu Beginn der Beobachtung durchweg mental stabil gewesen seien. Diese Diskrepanz sowie das bewusste Zurückhalten negativer Ergebnisse wirft aus Sicht der Kritiker ernste Fragen zur wissenschaftlichen Integrität und Transparenz auf.
Katholische Kreise in den USA haben die seit 2019 ausstehende Veröffentlichung der Ergebnisse öffentlich vehement eingefordert. So erklärte Pater Tadeusz Pacholczyk, ein leitender Ethiker am National Catholic Bioethics Center (NCBC) gegenüber CNA, der katholischen Nachrichtenagentur in den USA, dass Menschen, die sich in einer ernsten geschlechtsspezifischen Notlage befinden, etwas Besseres verdient hätten, „als die Verleumdung von Forschern und die Sperrung des Zugangs zu lebenswichtigen Gesundheitsinformationen“.
Behandlung mit Pubertätsblockern zunehmend eingeschränkt
Allgemein betrachtet kann gesagt werden, dass Kritik an der jahrelangen Zurückhaltung der Studie in eine Zeit wachsender gesetzlicher Beschränkungen für geschlechtsangleichende Behandlungen von Minderjährigen fällt. Und das nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und anderen Teilen der Welt.
Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages stellte im Herbst 2023 eine umfangreiche Liste zusammen, welche Länder sich gegen Pubertätsblocker aussprechen.
So haben zwanzig US-Bundesstaaten solche Behandlungen mittlerweile verboten oder eingeschränkt. In Ländern wie dem Vereinigten Königreich und Schweden werden Pubertätsblocker ebenfalls kritisch betrachtet, da Studien keine ausreichende Evidenz für ihre Wirksamkeit oder Sicherheit bei Minderjährigen liefern.
Eine offizielle Genehmigung hat nie vorgelegen
Was die USA betrifft, so erfährt man vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestages, hat es dort niemals eine offizielle Genehmigung für die Pubertätsblocker zur Behandlung von Geschlechtsdysphorie gegeben. Diese Medikamente seien „Off-Label“ verschrieben worden, also ohne umfassende Überprüfung der Sicherheit und Wirksamkeit. Der Dienst berichtet weiter, dass es 2017 bereits mehr als 10.000 Berichte über „unerwünschte Ereignisse und erhebliche Nebenwirkungen“ von Personen gegeben habe, denen in ihrer Jugend Pubertätsblocker verabreicht worden seien.
Lisa McClains eingangs erwähnte Forderung nach Offenlegung der Studienergebnisse ist Teil einer größeren Debatte über Transparenz in der Wissenschaft und die politische Instrumentalisierung von Forschungsergebnissen.
McClains hatte Anfang November dieses Jahres einen offenen Brief an Monica Bertagnolli, die Direktorin des National Institutes of Health der Vereinigten Staaten, geschickt. Darin fordert sie dazu auf, endlich die Herausgabe der Studienergebnisse zu erzwingen. Gleichzeitig verweist sie auf die bekannt gewordenen eklatanten Fehler in der Studienanordnung, insbesondere, was psychische Vorerkrankungen der Teilnehmer angehe.
Die zentrale Aufforderung lautet: „Das NIH hat die Pflicht, ihre außeruniversitären Forschungszuschüsse zu überwachen und sicherzustellen, dass die von ihnen geförderte Forschung den Grundsätzen der wissenschaftlichen Integrität entspricht, die sie vorgeben.“
In Deutschland haben sich die etablierten Medien bisher kaum für die Debatte in den USA interessiert. Das zuletzt in Kraft getretene deutsche Selbstbestimmungsgesetz hatte die Diskussion auf nationaler Ebene neu entfacht. Das Ärzteblatt titelte etwa im Mai dieses Jahres: „Einsatz von Pubertätsblockern und Hormontherapien stärker abwägen“. Dort wird eine Aufforderung des Deutschen Ärztetages an die Bundesregierung zitiert:
„Pubertätsblocker, geschlechtsumwandelnde Hormontherapien oder ebensolche Operationen sollten bei unter 18-jährigen mit Geschlechtsinkongruenz beziehungsweise Geschlechtsdysphorie nur im Rahmen kontrollierter wissenschaftlicher Studien, unter Hinzuziehen eines multidisziplinären Teams sowie einer klinischen Ethikkommission und nach abgeschlossener medizinischer und psychiatrischer Diagnostik und Behandlung eventueller psychischer Störungen zugelassen werden.“
Wie eindeutig ist die aktuelle medizinische Evidenzlage?
Der Ärztetag nahm hier vorweg, was die 10-Millionen-Dollar-Studie in den USA ebenfalls ergeben haben soll, deren Ergebnisse weiterhin zurückgehalten werden:
Die entsprechenden Behandlungen, die Symptomatik und psychische Gesundheit bei betroffenen Kindern und Jugendlichen konnten von den Pubertätsblockern nicht verbessert werden, das habe die aktuelle medizinische Evidenzlage deutlich gemacht.
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