US-Journalist: Förderung für grünen Wasserstoff 1.820 mal höher als für Gas und Öl

Der US-Journalist Robert Bryce hat ausgerechnet, wie hoch die Subventionierung von grünem Wasserstoff in den USA ist. Im Vergleich mit Förderungen für andere Energiequellen stellen die Gelder für das flüchtige Molekül alles in den Schatten. Auch in Deutschland gehen die Staatsinvestitionen in die Milliarden.
Wasserstoff
Eine Anlage für grünen Wasserstoff in Spanien.Foto: Valentin Bontemps/AFP via Getty Images
Von 22. August 2024

Zahlreiche Länder favorisieren Wasserstoff als den Energieträger der Zukunft. Regierungen, Stromkonzerne und Industrieunternehmen arbeiten teils intensiv daran, die entsprechende Infrastruktur im Rahmen der Energiewende aufzubauen.

Der US-Journalist Robert Bryce untersuchte vor Kurzem, wie hoch die staatlichen Subventionen für Wasserstoff sind. Bryce befasst sich seit mehr als 30 Jahren mit den Fachbereichen Energie, Innovationen und Politik. Mehrere große US-Medien veröffentlichten bereits seine Artikel.

Milliarden für Wasserstoff

In einem seiner neuesten Artikel beschrieb Bryce, dass die Förderung von Wasserstoff (H2) einem Hype gleicht. Nur wenige Segmente des Energiesektors hätten in den vergangenen Jahren einen größeren Medienrummel erfahren.

Verschiedene Regierungen stellen unlängst Milliardenbeträge für Wasserstoffprojekte bereit. Die deutsche Bundesregierung hat laut Bryce rund 12,8 Milliarden Euro für Investitionen in etwa zwei Dutzend solche Projekte eröffnet.

Damit meint Bryce womöglich die Milliardenzusage für 23 H2-Projekte in zehn Bundesländern. Diese erteilte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am 15. Juli. Das Investitionsvolumen liegt hierfür jedoch nur bei 4,6 Milliarden Euro. Weitere 3,3 Milliarden Euro sollen die beteiligten Unternehmen selbst investieren.

Hinzu kommen jedoch weitere, weitaus höhere Kosten für den geplanten Aufbau eines Wasserstoff-Kernnetzes bis zum Jahr 2032. Nach Angaben der Fernleitungsnetzbetreiber Gas (FNB Gas) belaufen sich die Investitionskosten hierfür auf 19,7 Milliarden Euro.

In den USA bietet die sogenannte 45V-Subventionierung im Rahmen des „Inflation Reduction Act“ lukrative Subventionen für die Wasserstoffproduktion, zeigt Bryce auf. Der „Inflation Reduction Act“ ist ein 738 Milliarden Dollar (knapp 666 Milliarden Euro) schweres Investitionsprogramm, um Klimamaßnahmen und die Neuausrichtung der US-Wirtschaft auf erneuerbare Energien zu fördern.

Wasserstoff mehr als Wind und Solar gefördert

Gemessen an den Vorgaben der 45V-Subventionierung bezifferte Bryce die staatliche Förderung für Wasserstoff in den USA pro erzeugtem Exajoule (Energieeinheit) auf 25 Milliarden Dollar (22,6 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Das ist 9,5 Mal mehr als die Förderung für Solarenergie und knapp 47 Mal mehr als die für Windenergie.

Wasserstoff

Förderung verschiedener Energieformen in den USA in 1 Million Dollar pro erzeugtem Exajoule. Foto: mf/Epoch Times; Daten: Robert Bryce

Noch extremer ist der Abstand zu konventionellen Energiequellen. Das Investitionsvolumen der US-Regierung für Wasserstoff ist demnach 1.820 Mal größer als das für Gas und Öl. Bei der Kernenergie beträgt der Faktor laut Bryce sogar 1.900.

Ähnlich verblüffend sind die Zahlen laut dem Experten beim Vergleich der Wasserstoffsubventionen mit dem Marktpreis von Erdgas. Die Erdgaspreise in den USA sind in den letzten ein oder zwei Wochen gestiegen und liegen jetzt bei 2,16 Dollar pro Million BTU (Stand: 14. August 2024). Die staatliche Förderung für „grünen“ Wasserstoff übertreffe den aktuellen Marktpreis für Erdgas somit um das Elffache.

Hoher Energiebedarf

Viele große Konzerne stünden bereits Schlange, um diese Subventionen zu erhalten. Diese müssten jedoch ausreichend hoch sein, da die Herstellung und Verwendung von Wasserstoff sehr teuer sei.

Als Beispiel erwähnte Bryce hier die Aussage eines Branchenangehörigen in der Ölraffinerie. Dieser sagte dem US-Journalisten: „Wenn Sie Benzin für 6 Dollar (5,41 Euro) pro Gallone (3,79 Liter) mögen, werden Sie Wasserstoff für 14 bis 20 Dollar pro Gallone lieben.“ Dieser spielte darauf an, dass Wasserstoff noch mal deutlich teurer sein wird als die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Spritpreise in den USA. Warum Wasserstoff so kostspielig ist, erklärt Bryce folgendermaßen:

Man braucht etwa drei Energieeinheiten in Form von Elektrizität, um zwei Einheiten Wasserstoff zu erzeugen.“

Das bedeutet: Die Wasserstoffwirtschaft benötigt riesige Mengen an Elektrizität, um dieses winzige, einfache Molekül herzustellen. Laut Bryce ist es zudem schwer zu handhaben, schwer herzustellen und schwer zu speichern. Dabei ist Wasserstoff das mit Abstand am häufigsten vorhandene Element im Universum. Es hat einen Anteil von rund 90 Prozent aller existierenden Elemente.

Etwa 98 Prozent der weltweiten Wasserstoffproduktion wird heute aus Kohlenwasserstoffen, zu denen Erdgas und Erdöl zählen, gewonnen, sagte Bryce. Dieser wird als grauer Wasserstoff bezeichnet. Als „grün“ wird Wasserstoff dann bezeichnet, wenn er durch erneuerbare Energien hergestellt wurde.

Realitätscheck nötig?

Laut einem im Juli veröffentlichten Bericht des EU-Rechnungshofs sind bisher „nur bescheidene Erfolge“ bei grünem Wasserstoff aus eigener Produktion erkennbar. Die für 2030 angepeilten Werte für den Import und die Produktion seien „zu ehrgeizig“.

„Die Industriepolitik der EU beim erneuerbaren Wasserstoff muss einem Realitätscheck unterzogen werden“, erklärte der für den Bericht zuständige Prüfer Stef Blok. Die EU-Kommission ist aufgefordert, dafür zu sorgen, dass sich die gesteckten Ziele „auch verwirklichen“ lassen. Der EU-Rechnungshof bezweifelt somit, dass die Ziele umsetzbar sind.

Bei genauerer Überprüfung erscheinen diese Ziele allein schon aus trivial-physikalischen Gründen nicht erreichbar zu sein. Denn um die gewünschten Wasserstoffmengen herstellen zu können, müssten die Elektrolyseure – also Geräte zur Aufspaltung von Wasser in seine Bestandteile – an 35 Stunden pro Tag im Einsatz sein. Bekanntlich hat ein Tag aber nur 24 Stunden.



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