Stromkosten explodieren: Folgen einer „schlechten Energiepolitik“ in Kalifornien

Erneuerbare Energiequellen wie Windkraft- und Solaranlagen verteuern die Stromkosten für Verbraucher. Das wird nun auch in anderen Regionen der Welt deutlich, die eine ähnliche Energiepolitik wie Deutschland betreiben.
Stromkosten explodieren: Folgen einer „schlechten Energiepolitik“
Ein Solarpark vor der Stadt Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien. Erneuerbare treiben die Stromkosten in die Höhe.Foto: iStock
Von 7. April 2024

„Die Verantwortlichen […] wissen, dass steigende Preise ein großes Problem sind. Die Regierung überlegt deswegen jetzt, die Stromkosten an das persönliche Einkommen zu koppeln, sodass die wohlhabenden Haushalte mehr und einkommensschwache Bürger weniger zahlen. Das […] ist ein Beispiel für eine schlechte Energiepolitik.“

Mit diesen Worten beginnt ein Artikel, der die Situation auf dem deutschen Energiemarkt beschreiben könnte. Nachdem der Bundesrechnungshof erst kürzlich die wahren Kosten von Deutschlands Energiewende aufgezeigt hatte, erscheinen solche Maßnahmen nicht verwunderlich.

Tatsächlich beschreibt der erste Absatz die aktuelle Situation im US-Bundesstaat Kalifornien. Er zeigt, welche Auswirkungen die Energiewende auch hierzulande bald mit sich bringen könnte. Denn die energiepolitischen Ziele von Kalifornien und Deutschland ähneln sich. Beide Staaten planen bis zum Jahr 2045 eine Stromversorgung, die zu 100 Prozent aus sogenannten erneuerbaren Energien bestehen soll.

Massiver Preisanstieg

Die Strompreise in Kalifornien sind in den letzten 15 Jahren um 98,2 Prozent gestiegen und haben sich somit fast verdoppelt, wie das US-Energieportal „Master Resource“ berichtet. Im Januar 2024 kostete die Kilowattstunde (kWh) in Kalifornien nach Angaben der Energieinformationsverwaltung EIA für Privathaushalte 29,49 US-Dollarcent (27,18 Eurocent).

Stromkosten explodieren: Folgen einer „schlechten Energiepolitik“

Entwicklung des Stromtarifs der letzten Jahre in Kalifornien. Foto: mf/Epoch Times; Daten: Reason, EIA

Der westliche Bundesstaat hat damit den höchsten Strompreisanstieg der ganzen USA. Zum Vergleich: Die durchschnittlichen Strompreise in den USA stiegen im gleichen Zeitraum um 30,6 Prozent, für die Haushalte lag er im Januar bei 15,45 Cent pro kWh. Die Gesamtinflation lag nach Angaben von Statista bei rund 35 Prozent in den vergangenen 15 Jahren.

Zudem ist ein praktisch parallel laufender Anstieg der kalifornischen Energiepreise mit dem Ausbau der Kapazität von Windkraft- und Solaranlagen zu beobachten, wie das Portal „Reason“ zeigt.

Abgeordneter: Wähler „sind stinksauer“

Die verhältnismäßig stark ansteigenden Strompreise in Kalifornien belasten Millionen Haushalte. Der Staat mit 39 Millionen Einwohnern sucht derzeit nach Lösungen, um generationenübergreifende Investitionen in den Ausbau des Übertragungs- und Verteilungsnetzes zu verhindern, wie S&P Global berichtet.

Der Netzausbau ist nötig, um die teils sehr hohen Stromerzeugungen der Erneuerbaren bei guten Licht- und Windverhältnissen überhaupt transportieren zu können. Zudem wächst die Stromnachfrage stetig, da immer mehr Amerikaner Elektrofahrzeuge und Häuser mit auf Strom basierendem Heizsystem haben.

Viele Abgeordnete haben die Kommission für öffentliche Versorgungsunternehmen (PUC) vor zwei Jahren beauftragt, die einkommensabhängige Festgebühr als Teil eines umfassenderen Energiegesetzes einzuführen. Doch jetzt haben sie große Bedenken. Eine solche Gebühr wäre ein Alptraum in der Umsetzung, würde Kaliforniern mit mittlerem Einkommen unzumutbare Kosten aufbürden, sie vom Energiesparen abhalten und die Gewinne gieriger Energieversorger aufblähen, warnten sie.

„Es ist an der Zeit, die Strompreise in Kalifornien wieder vernünftig zu gestalten“, sagte die Abgeordnete Jacqui Irwin, die den nordwestlichen Teil des Großraums Los Angeles vertritt.

„Meine Wähler sind stinksauer“, fügte der Abgeordnete Marc Berman hinzu, der Teile des Silicon Valley vertritt. Die Tarife der Einwohner stiegen ständig. Weiter kritisierte er:

Die Forderungen der [Versorgungsunternehmen] nach Preiserhöhungen werden immer lauter. Ihre Tage ohne Strom werden immer länger. Die PUC segnet ab, was die [Unternehmen] verlangen, und das wird immer mehr. Aber die Rechenschaftspflicht wird immer geringer.“

Ausstieg aus Kohle- und Kernkraft

Kalifornien setzt sich seit über zwei Jahrzehnten für den Ausbau der Erneuerbaren ein. Im Jahr 2002 führte der Bundesstaat den ersten Standard für erneuerbare Energien ein. Zudem sollten bis 2017 mindestens 20 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen.

Gouverneur Arnold Schwarzenegger erhöhte während seiner Amtszeit das Soll auf 33 Prozent bis 2020. Im Jahr 2018 unterzeichnete Gouverneur Jerry Brown einen Erlass, der bis 2045 einen Anteil von 100 Prozent kohlenstofffreier Elektrizität vorschreibt.

Die Umstellung von herkömmlichen Kraftwerken auf erneuerbare Energiequellen hat somit in Kalifornien seit rund 20 Jahren höchste Priorität. Anfang 2023 verfügte das kalifornische Netz über mehr als sechs Gigawatt (GW) installierte Leistung durch Windkraft. Bei der Solarenergie sind es 17,5 GW und Solarstrom auf Hausdächern kommt auf 14 GW.

Stromkosten explodieren: Folgen einer „schlechten Energiepolitik“

Neben Photovoltaikanlagen stehen in Kalifornien auch mehrere Solarthermiekraftwerke wie hier nahe Las Vegas, die das Sonnenlicht zu einem Turm bündeln. Foto: iStock

Kalifornien will seine CO₂-Emissionen reduzieren. Deshalb wurden dort in den letzten zwei Jahrzehnten elf Kohlekraftwerke stillgelegt. Drei weitere Kohlekraftwerke haben auf die Verbrennung von Biomasse umgestellt.

Auch von der Kernkraft will sich der Weststaat komplett verabschieden. Ein Kernkraftwerk wurde bereits 2013 geschlossen, womit letztlich nur noch das Kraftwerk Diablo Canyon in Betrieb ist. Aber auch das steht kurz vor der Schließung. Auch Deutschland ist vor rund einem Jahr aus der Kernkraft ausgestiegen und nun dabei, seine Kohleblöcke herunterzufahren.

Im Jahr 2022 deckte Erdgas 42 Prozent der Stromerzeugung in Kalifornien ab. Die restliche Energie kam aus Solarenergie (27 Prozent), Kernkraft (8 Prozent), Wasserkraft (8 Prozent), Windkraft (7 Prozent), Erdwärme (6 Prozent) und Biomasse (2 Prozent). Der Staat importiert etwa ein Fünftel seines Stroms aus den umliegenden Staaten.

Insgesamt sind Solar- und Windkraftanlagen laut „Master Resource“ teurer als herkömmliche Kohle-, Gas- und Kernkraftanlagen. Und Wind- und Solarkraftwerke beanspruchen viel Land – etwa 100-mal mehr als herkömmliche Großkraftwerke. Das treibt die Grundstücks- und Übertragungskosten für diese Anlagen in die Höhe.

Hinzu kommt, dass sie in den Wintermonaten deutlich weniger Ertrag liefern und ihre Leistung aufgrund der Wetterabhängigkeit schwankt. Das hat die größten Auswirkungen auf die Kosten.



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