Iran schießt US-„Spionage-Drohne“ ab als Antwort auf „ausländische Aggressionen“
Der Anführer der mächtigen Revolutionsgarden im Iran hat nach dem angeblichen Abschuss einer US-Drohne die Grenzen des Landes als „rote Linie“ bezeichnet.
Teherans Antwort auf die Grenzverletzung sei „eine klare Botschaft“ von den „Verteidigern der Grenzen“ des Irans gewesen, zitierte die Nachrichtenagentur Tasnim General Hossein Salami. Die Reaktion auf „ausländische Aggressionen“ werde auch in Zukunft „bestimmt und unumschränkt“ sein, fügte er hinzu.
Die Revolutionsgarden hatten zuvor eigenen Angaben zufolge eine US-Drohne über iranischem Territorium abgeschossen. Das unbemannte Fluggerät habe den iranischen Luftraum verletzt.
Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran hatten sich in den vergangenen Wochen drastisch verschärft. So machte Washington Teheran kürzlich für den Angriff auf zwei Tanker im Golf von Oman verantwortlich. Der Iran wies die Vorwürfe zurück.
Salami erklärte laut Tasnim, dass „wir keinen Krieg anstreben, aber wir sind bereit, auf jegliche Kriegserklärung zu antworten“. Er betonte: „Die Grenzen sind unsere rote Linie.“
Drohne abgeschossen
Die iranischen Revolutionsgarden haben eigenen Angaben zufolge eine US-Drohne abgeschossen. Eine amerikanische „Global Hawk“-Drohne sei in der Provinz Hormozgan in den iranischen Luftraum eingedrungen und abgeschossen worden, teilten die Revolutionsgarden in einer Presseerklärung mit.
Die Provinz Hormozgan in Südiran liegt direkt am Persischen Golf und ist für Beobachter auch der eventuelle Schauplatz einer militärischen Konfrontation zwischen den beiden Erzfeinden.
Bilder von der angeblich abgeschossenen Drohne wurden zunächst nicht gezeigt. Die Drohne Global Hawk wird vom US-Konzern Northrop Grumman hergestellt. Die Provinz Hormusgan grenzt an den Golf von Oman.
Verschärfte Spannungen
Nach dem einseitigen Ausstieg der USA letztes Jahr aus dem Wiener Atomabkommen von 2015 und Verhängung neuer Sanktionen gegen den Iran sind auch die Spannungen zwischen den beiden Ländern gewachsen.
Im Mai hatte auch der Iran mit einem Teilausstieg aus dem Atomdeal begonnen und gedroht, die Straße von Hormus zu blockieren. Über diese Straße am Persischen Golf werden fast zwei Drittel des globalen Ölexports verschifft.
Außerdem vermuten die USA, dass der Iran hinter dem Angriff auf zwei Öltanker letzte Woche am Golf von Oman stecke. Teheran weist die Vorwürfe zurück. Die Sorgen vor einer militärischen Konfrontation sind deswegen noch einmal gestiegen.
Iran beklagt Wirtschaftskrieg
Noch am Mittwoch hatte der iranische Sicherheitsrat (SNSC) erklärt, seiner Einschätzung nach werde es jedoch keinen Krieg zwischen dem Iran und den USA geben.
„Es besteht überhaupt kein Grund für einen Krieg, denn amerikanische Unterstellungen gegen andere Länder sind eine weltweit bekannte Taktik der USA, um politischen Druck auszuüben“, sagte SNSC-Sekretär Ali Schamchani der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.
Was die Amerikaner derzeit betrieben, sei ein „Wirtschaftskrieg“ gegen das iranische Volk, sagte Schamchani weiter. Die USA hofften, damit den Iran zu einer Kapitulation zu zwingen. Dies werde aber nicht passieren, fügte Schamchani hinzu.
EU will Iran-Abkommen aufrecht erhalten
Die EU, Deutschland, Großbritannien und Frankreich wollen das Abkommen aufrechterhalten und möglichst weitere Absprachen darauf aufbauen.
Am Mittwoch hatte der Iran für Ende nächster Woche ein Treffen der Partner des internationalen Atomabkommens in Wien angekündigt.
Die Vizeaußenminister des Irans und der sogenannten 4+1 Gruppe – China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland – würden sich am 28. Juni in der österreichischen Hauptstadt treffen, sagte Außenamtssprecher Abbas Mussawi.
Nach Einschätzung von Beobachtern in Teheran könnte das Treffen die letzte diplomatische Chance für die Rettung des Atomdeals vor Ablauf des iranischen Ultimatums Anfang Juli sein.
Iran setzt Europa unter Druck
Der iranische Präsident Hassan Ruhani hatte bekräftigt, dass die fünf verbliebenen Vertragspartner nur bis zum 7. Juli Zeit hätten, das Wiener Atomabkommen von 2015 vertragsgerecht umzusetzen. Sonst werde der Iran die zweite Phase seines Teilausstiegs aus dem Deal beginnen.
Ruhani geht es insbesondere um die wirtschaftlichen Vorteile des Abkommens für den Iran, die nach dem Ausstieg der USA und den amerikanischen Sanktionen nicht mehr realisiert werden konnten.
In der zweiten Phase des Teilausstiegs will der Iran die Beschränkung der Urananreicherung aufheben und Uran höher anreichern als die im Abkommen vereinbarte Obergrenze von 3,67 Prozent. Das wäre nach Meinung von Beobachtern das Ende des Wiener Abkommens. (dpa)
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